Karlsbader Mitteilungsblatt

Rubrikenübersicht > Redaktionelle Berichte > Zweite Informationsveranstaltung zum Hochwasser- und Starkregenschutz

ARCHIV: Redaktionelle Berichte

Dieser Artikel befindet sich im Archiv!

Zweite Informationsveranstaltung zum Hochwasser- und Starkregenschutz

06.12.2022 – 31.12.2022

Blick auf Auerbacher Situation

Am 15. November fand die zweite Bürgerinformationsveranstaltung zum Hochwasser- und Starkregenschutz für den Ortsteil Auerbach in der Talblickhalle statt. Rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörer folgten den Ausführungen von Bürgermeister Jens Timm und dem Fachvortrag des Ingenieurbüros WALD + CORBE. Geschäftsführer Jörg Koch und Projektleiterin Anne Jakobs stellten darin den aktuellen Stand der Untersuchungen mit dem Entwurf des Handlungskonzepts und den weiter geplanten Schritten vor. Die Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich an der rund zweistündigen sehr sachlichen Informationsveranstaltung mit zahlreichen Nachfragen und Ideen. Sie ließen sich darüber hinaus im Anschluss im Detail über die im Saal ausgehängten Starkregengefahrenkarten informieren.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Infoveranstaltung in Auerbach. Foto: Gemeinde Karlsbad

Grundsätzliches Konzept

Starkniederschläge sind gekennzeichnet durch große Niederschlagsmengen, die in kurzer Dauer und räumlich begrenzter Ausdehnung auftreten. Sie führen in der Folge zu oberflächigem Abfluss (Sturzfluten). In Siedlungsflächen bewirken diese Abflüsse immer häufiger  schadhafte Überflutungen abseits der eigentlichen Fließgewässer. Die Untersuchungen zum Starkregenrisikomanagement betrachten die Ortslage als Ganzes. Sie untersuchen die infolge Starkregen auftretenden Fließwege und Gefährdungen an den Siedlungsgrenzen und die Oberflächenabflüsse im Ort. 

Bei der Flussgebietsuntersuchung werden die vorhandenen Gewässer innerhalb und außerhalb der Ortslage unter Beachtung der Einleitungen aus den Außengebieten und den Anlagen der Ortsentwässerung betrachtet.

Die Eigenvorsorge ergänzt die aus den Untersuchungen abgeleiteten Schutzmaßnahmen im privaten Raum.

Anne Jakobs stellte die abgelaufenen Untersuchungen und Ergebnisse zum Starkregenrisikomanagement vor. In der nun abgeschlossenen Phase 1 wurden nach der Analyse der Überflutungsgefährdungen die Starkregengefahren für die sogenannten Abflussszenarien „selten“, „außergewöhnlich“ und „extrem“ erstellt. Diese Karten zeigen für unterschiedliche Niederschlagsintensitäten die akkumulierten Abflüsse und die daraus resultierenden bevorzugten Fließwege auf. Aktuell leitet sich daraus die Phase 2 mit der Risikoanalyse der kommunalen Einrichtungen und die Phase 3 mit dem ausarbeiten eines Handlungskonzepts ab.

In der Risikoanalyse für kommunale Einrichtungen wurden in Workshops die kritischen Objekte und Bereiche der Gemeinde besprochen. Hier sollen nun kommunale Risikosteckbriefen erstellt werden. Dadurch sollen bei Starkregen konkrete Gefährdungen erkannt und daraus resultierende Schutz- oder Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden.

Im sogenannten Handlungskonzept wurde an die Möglichkeiten zur Eigenvorsorge erinnert. Basis für die weiteren Planungen ist ein kommunales Maßnahmenkonzept. Dieses noch im Vorabzug vorliegende Konzept wurde im Rahmen der Veranstaltung ausführlich vorgestellt und betrifft Maßnahmen unterschiedlicher Größenordnung. Diese ergaben sich aus den Berechnungen aber auch aus den Beobachtungen der Gemeinde und der Bürgerinnen und Bürger bei den abgelaufenen Starkregenereignissen.

Zielsetzungen für das kommunale Handlungskonzept ist, Wasser aus den Außengebieten zurückzuhalten und zeitversetzt abzugeben, Wasser schadenfrei abzuleiten oder um gefährdete Objekte herumzuleiten.

Innerhalb der Siedlungsgebiete sind ungewollte Fließhindernisse zu erkennen und zu beseitigen. Das Wasser soll in unsensible Bereiche gebracht, dort auch zwischengespeichert und Notwasserwege freigehalten werden. Bei allen Maßnahmen soll eine Verschlechterung der Situation für Dritte vorgebeugt werden.  

Das kommunale Maßnahmenkonzept sieht eine Reihe kurz-, mittel- und langfristiger umsetzbarer Maßnahmen innerhalb der gesamten Ortslage vor.

Auerbacher Maßnahmen

An der Feldflur oberhalb der Danzinger Straße ist ein rd. 1,2 km langer Entwässerungsgraben angedacht, der das auf die Bebauung zufließende Wasser fasst und in den Auerbach unterhalb der Ortslage ableitet. An diesen Graben sollten nach Möglichkeit auch landwirtschaftlich genutzte Flächen in der verlängerten Zehntstraße angeschlossen werden, um auch hier für Verbesserungen zu sorgen. Alternativ ist für Verbesserungen an der Zehntstraße eine Retentionsmöglichkeit an einer Ackerfläche, die am Ende der Zehntstraße nahe an die Bebauung heranreicht, anzulegen. Daher wird die Anlage des Entwässerungsgrabens aus Investitions- und Unterhaltungsgründen favorisiert.

Bürgermeister Timm betonte, dass die Gemeinde an den bestehenden Gräben oberhalb der Danziger Straße bereits Verbesserungen durchgeführt hat, aber diese nicht ausreichen. An einzelnen Stellen sind die Übergänge von Gräben in Rohrleitungen noch günstiger zu gestalten und mit sinnvollen Grobrechen zu ergänzen, um der Verstopfungsgefahr vorzubeugen.

Zum Schutz des Finkenwegs und der umliegenden Straßenzüge ist der vorhandene Graben entlang der Randbebauung deutlich zu vergrößern und im Bereich eines Übergangs mit einem ausreichend leistungsfähigen Rohr zu versehen. Der Graben ist so zu verlängern, dass der Starkregenabfluss zielgerichtet dem Auerbach zugeführt wird. In Abhängigkeit der abzuführenden Wassermengen kann zusätzlich eine Hochwasserschutzmauer entlang der Bebauung entlang der Gärten erforderlich werden.

Im Umfeld des Allmendwegs wurden im Zuge der Flurbereinigung Abläufe und Querrinnen zur ordentlichen Entwässerung des Außengebietes angelegt. Die aufgetretenen Starkregenereignisse haben gezeigt, dass diese Maßnahmen nicht ausgereicht haben. Neben der Verbesserung der Einleitungen in die Einlaufschächte und Rohrleitungen ist insbesondere im Allmendweg am Übergang von Wohnbebauung zu den Wochenendhäuschen eine sehr leistungsfähige Querrinne in der Straße einzubauen und diese an den im Zuge der Flurbereinigung angelegten Ableitungsgraben zum Auerbach anzuschließen.

Stets ein neuralgischer Punkt bei Hochwasser und Starkregen stellt der Einlauf des Klembachs an der Remchinger Straße dar. Kommt es an dieser Stelle zu Ausbordungen, kann im weiteren Verlauf die Remchinger Straße und das ehemalige TSV-Gelände von Überflutungen betroffen sein. Die Zugänglichkeit zum Einlauf ist erschwert. Es gilt deshalb, den Einlauf und den Graben stets in einem guten Zustand zu halten, um Verklausungen des Rechens zu verhindern.

Am Haselweg sind bereits Gräben so angelegt, dass diese das Wasser in Richtung Ortsausgang ableiten. Die Leistungsfähigkeit der Gräben und Wegequerungen ist jedoch zu gering, um ausreichend Schutz zu gewähren. Es bedarf hier der Vergrößerung des Grabensystems  und einer Änderung der Querneigung des Haselwegs.

Ermittlung von Bemessungswassermengen

Im Gegensatz zu der Situation in Langensteinbach und Mutschelbach ist in Auerbach der Auerbach nicht von den Starkregenereignissen betroffen gewesen. Für Auerbach ist deshalb keine Flussgebietsuntersuchung vorgesehen.

Zur Dimensionierung der vorgeschlagenen Maßnahmen, z.B. auf einen 100-jährlichen Abfluss, sind aber auch in Auerbach weiterführende Betrachtungen mit einem Niederschlags-Abfluss-Modell anzustellen. Dieses Modell ist nun nach Vorliegen der Risikokarten und Maßnahmenvorschläge zu erstellen und die Bemessungsabflüsse zu ermitteln.

Flächenbedarf

Um die Starkregenschutzmaßnahmen umzusetzen, müssen sowohl in Auerbach als auch in Langensteinbach und Mutschelbach entsprechende Flächen verfügbar sein. Da diese größtenteils nicht im Eigentum der Gemeinde sind, entscheiden nicht allein die noch durchzuführenden technischen Planungen über den Erfolg der Schutzmaßnahmen, sondern auch die Bereitschaft, für diese Maßnahmen Flächen zur Verfügung zu stellen. In der weiteren Umsetzung des Konzepts wird dieses Thema von großer Bedeutung sein, wie Bürgermeister Timm abschließend betonte.

Fragen

Auch in Auerbach zielten die Fragen der Bürgerinnen und Bürger auf die weitere Zeitplanung und auf die Unterhaltungszyklen von Gräben, Schächten, Einläufen und Verdolungen. Von der Bürgerschaft kamen auch Anregungen zu Ackerrandstreifen und der dringende Wunsch,  die weiteren Planungsschritte zu beschleunigen. Text: Wald+Corbe / Redaktion Mitteilungsblatt

Klären offener Fragen in lockerer Runde und an den Starkregenkarten. Foto: Gemeinde Karlsbad