Karlsbader Mitteilungsblatt

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Redaktionelle Berichte

Waldumbau im Karlsbader Gemeindewald

23.04.2024

In Zeiten des Klimawandels leidet deutschlandweit der Wald. Vor allem in den letzten Jahren setzten Wassermangel und langanhaltende Hitzeperioden vielen Bäumen massiv zu. Außerdem mehren sich Extremwetterereignisse, wie zum Beispiel Sturm oder Starkregen. Ein weiterer Einflussfaktor sind aber auch neue Schadorganismen wie Pilze, Bakterien oder Insekten, welche durch den globalen Handel eingeschleppt werden, oder sich ganz natürlich aufgrund des sich ändernden Klimas ausbreiten.

In der Forstwirtschaft setzt man daher schon lange nicht mehr auf eine einzige Baumart und sogenannte Monokulturen, sondern auf Mischwälder. Diese haben den Vorteil, dass beim flächigen Absterben einer Baumart noch genügend andere Baumarten vorhanden sind, die einen Wald bilden.

Doch auch in Karlsbad gibt es noch vereinzelt Monokulturen. Insbesondere im „Tornadowald“ in Ittersbach befinden sich einige Hektar Wald, auf denen hauptsächlich Fichten wachsen. Diese Bestände befinden sich bereits jetzt in einem kritischen Alter, da sie sehr anfällig für Sturm und Borkenkäfer sind. Die Gemeinde Karlsbad möchte daher proaktiv vorgehen. Das heißt: Jedes Jahr wird planmäßig ein Teil dieser Fichtenflächen gefällt, um Platz für die nächste Waldgeneration zu schaffen.

Auf vielen Flächen kommt dann von ganz alleine die sogenannte Naturverjüngung. Das sind Bäume, die sich dort auf natürliche Weise angesamt haben und durch den Lichteinfall jetzt austreiben und wachsen können. Teilweise funktioniert diese natürliche Wiederbewaldung aber nicht, da zum Beispiel nur Fichten oder Brombeeren wachsen würden. In solchen Fällen wird aktiv gepflanzt.

In eben jenem Tornadowald wurden dieses Jahr etwa 1,8 Hektar Fichtenwald umgewandelt. Auf einer Teilfläche gelang es komplett mit den naturverjüngten Bäumen zu arbeiten, auf der Restfläche wurde gepflanzt.

Anfang April wurde zum Beispiel eine große Fläche in der Nähe des Bienenlehrpfades Ittersbach von Freiwilligen des SV Langensteinbach geräumt und bepflanzt.

Das Freiräumen der Pflanzplätze ist eine wichtige Vorbereitungsmaßnahme, die im Gemeindewald Karlsbad immer händisch durchgeführt wird. Dabei wird das Reisigmaterial auf Häufen oder Bahnen konzentriert, damit man die Pflanzen später gut in Reihen setzen kann.

Der SV Langensteinbach pflanzte im Rahmen des 125jährigen Vereinsjubiläums unter der Anleitung des Forstpersonals auf dieser Fläche Esskastanien, Roteichen, Rot-Erlen und Mehlbeeren. Alle Baumarten sind Hoffnungsträger im Klimawandel, da sie relativ gut mit Trockenheit und Sonne zurechtkommen. Neben den gepflanzten Bäumen wachsen aber auch zusätzlich Berg- Feld- und Spitzahorne, Linden, Hainbuchen, Douglasien, Fichten, Tannen und Kirschen auf der Fläche. Somit kann hier zukünftig ein Mischwald aus bis zu 13 Baumarten entstehen.

Im Anschluss an die Pflanzung wurden die Bäumchen mit Wuchshüllen geschützt. Diese sorgen für eine Art Gewächshauseffekt und schützen die Pflanzen zudem vor Rehwildverbiss. Außerdem müssen die Pflanzen in den nächsten Jahren von Brombeeren und anderer Konkurrenzvegetation befreit werden – dabei hilft die weiße Hülle zum besseren Auffinden und Schutz der Pflanze.

Neben dem Tornadowald entstehen auch an anderen Stellen im Gemeindewald Freiflächen in Folge des Klimawandels. Auch hier setzt man, solange sie ausreichend vorhanden ist, auf die Naturverjüngung. Weitere große Pflanzflächen sind bereits für Herbst wieder im Tornadowald und im Kühbusch in Mutschelbach geplant.

Der Waldumbau ist sehr zeit-, kosten, und pflegeintensiv. Zugleich ist er die beste Chance die wir in Zukunft für unseren Wald haben, um ihn klimastabiler zu machen.

Text und Foto: Landkreis Karlsruhe