Karlsbader Mitteilungsblatt

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60 Jahre Höhenstraße

13.07.2010 – 30.07.2010

Siedlung am Wald als Teil der Ortsgeschichte

Kürzlich fand ein Fest anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Wohnsiedlung am Waldrand - seit 1972 Höhenstraße - in Karlsbad-Langensteinbach statt. Die Wohnsiedlung hat ortsgeschichtliche Bedeutung. Die jetzige Höhenstraße hieß vor der Gemeindefusion 1972 Waldstraße. Der Volksmund bezeichnete sie jedoch nur als Waldsiedlung. Die Umbenennung wurde nötig, da es im neuen Karlsbad schon im Ortsteil Ittersbach eine Waldstraße gibt und nur diese Straße ihren Namen behalten durfte. Die Siedlung im Wald oberhalb Langensteinbachs ist ein bemerkenswerter Teil der Ortsgeschichte und gibt auch einen Einblick in die damaligen Wohn- und Lebensverhältnisse des Dorfes. Bei Kriegsende 1945 lebten in Langensteinbach ungefähr 2500 Einwohner. Dazu waren 21 Gebäude durch Kriegseinwirkung total zerstört und viele stark beschädigt. Mit kaum vorstellbarem Fleiß wurden die zerstörten Häuser neu aufgebaut und die beschädigten wieder bewohnbar gemacht. Doch die Wohnverhältnisse blieben sehr beengt und führten dazu auch zu unliebsamen, belastenden Auseinandersetzungen. Ab Ende 1946 kamen zu diesem Problem noch nahezu 700 Vertriebene und Flüchtlinge aus Osteuropa in den Ort. Die Wohnungsnot war katastrophal. Die Gemeinde Langensteinbach hatte jedoch den Vorteil, dass das frühere Arbeitsdienstlager nicht mehr gebraucht wurde und teilweise leer stand. In diesen freien Räumen konnten nun zahlreiche Wohnungslose untergebracht werden. Doch es war nur ein Notbehelf und Abhilfe war dringend geboten. Auch zahlreiche alte Ortsbewohner wollten sich - ebenfalls notgedrungen - ein eigenes Dach über dem Kopf erschaffen. Freies Baugelände gab es jedoch nicht. Eigenes Gelände hatte die Gemeinde nur oberhalb des Ortes und beschloss daher nach der Währungsreform 1948, das nächstgelegene Waldgebiet zu roden und als Baugelände anzubieten. Dieses war dann Baugelände wie man sich das heute nicht mehr vorstellen kann: Dürftige Wasserversorgung und noch dürftiger die Möglichkeit, das Abwasser wegzuleiten. An eine Straße wurde offenbar nicht gedacht. 1949 begannen die Bauarbeiten in dem noch mit großen Baumwurzeln bestückten Waldboden. Maschinelle Hilfe konnte sich niemand leisten. Die Aushebung der Baugrube wurde deshalb in mühseliger Handarbeit durchgeführt und oft auch die Erstellung des Baues. 1950 konnten dann die ersten sechs Doppelhäuser bezogen werden.

Hoehenstrasse im Bau 

Baugelände mit Rohbauarbeiten

In diesen 10 Wohneinheiten mit sehr kleinen Wohnräumen waren längere Zeit jeweils bis zu drei Familien untergebracht, dazu im Anbau die Hühner und im Keller auch Schweine. Diese Siedlung sollte ja auch die Möglichkeit bieten, sich mit Lebensmittel selbst versorgen zu können. Rudi Lepschy erinnerte nun mit dem von ihm angestrebten und vorwiegend auch organisierten Höhenstraßenfest an die Gründung dieser Wohnsiedlung und übernahm auch gekonnt die Moderation des Festablaufes. Mit Berichten zur Geschichte der Siedlung und ihrer Bewohner konnte er alte Zeiten lebendig werden lassen. Auch Erika Becker und Hans Raab trugen mit Ihren Erzählungen aus ihrer Kinderzeit in der früheren Waldstraße zum Gelingen des Festes bei.

Hoehenstrasse FEst 2 

Eindrücke vom Fest 60 Jahre Höhenstraße. Fotos: privat

Als ein ganz besonderes Schmankerl darf jedoch die Unterhaltung durch den Musikverein Lyra unter der Leitung von Bruno Sautner und der Mitwirkung der Geschwister Lepschy gleich zum Auftakt der äußerst gelungenen Veranstaltung bezeichnet werden. Musikalische Unterhaltung boten auch die Leiber-Kinder Clara und Johanna sowie Hans und Anton Raab.