Karlsbader Mitteilungsblatt

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Das Wirken von Pfarrer Müller

30.11.2010 – 12.12.2010

Zur Ortsgeschichte

Die Bekennende Kirche war eine Oppositionsbewegung evangelischer Christen gegen Versuche einer Gleichschaltung von Lehre und Organisation der Deutschen Evangelischen Christen in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie entstand 1933 als mit dem Arierparagraphen getaufte Juden aus der evangelischen Kirche ausgeschlossen werden sollten. Unter den Gründungsmitglieder dieses so genannten Pfarrernotbundes finden sich Namen wie Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer. Eine einheitliche Opposition gegen die NS-Regierung bildete sich jedoch auch nach der Gründung der Bekennenden Kirche 1934 nicht. Es ging ein Riss durch die evangelische Kirche zwischen amtlicher Kirchenleitung und Bekennende Kirche, damals Kirchenkampf genannt. Ziel der Bekennenden Kirche war es besonders ab 1937/38 den Verfolgten Beistand zu leisten. Die bekannten Mitglieder der Bekennenden Kirche wurden nicht nur streng kontrolliert, sondern auch verfolgt und inhaftiert. Die Pastoren wurden allesamt zum Kriegsdienst eingezogen. Das ist auch die Erklärung, warum Pfarrer Friedrich Müller - trotz großer Familie und der großen Gemeinde - zum Kriegsdienst einberufen wurde. Wie Huldreich, der Sohn von Pfarrer Müller noch zu berichten weiß, durfte sein Vater nicht als Militärseelsorger tätig sein. Er hatte eine Panzereinheit zu befehligen und wurde sogar auch zum Hauptmann ernannt. Die Familie erhielt im Ort von Seiten des Ehepaares Hindenlang alle denkbare Unterstützung, so dass sie von einer Verfolgung verschont blieb. Den umfangreichen Kirchendienst in Langensteinbach und Auerbach übernahm in dieser Zeit Pfarrer Beck vom Bibelheim Bethanien. Für Pfarrer Beck war es sicher nicht leicht, dass sich die Kirchenoberen nicht an das lutherische Augsburger Bekenntnis hielten, dem er eng verbunden war und dadurch vielleicht auch der Bekennenden Kirche. Dass Pfarrer Beck überhaupt diesen Dienst übernehmen durfte, musste vorab von der oberen Kirchenleitung und der örtlichen Gemeinde genehmigt werden. Viele Mitglieder der Bekennden Kirche bezeichneten sich nach dem Dritten Reich als Opposition gegen den National-Sozialismus, wurden jedoch nicht anerkannt. Anerkannt wurde die Bekennende Kirche jedoch als aktive antifaschistische Widerstandsbewegung durch den Alliierten Kontrollrat.

Hildegard Ried

Pfarrer Mueller 

Pfarrer Müller. Foto: privat