Karlsbader Mitteilungsblatt

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Das alte Badgebäude verschwindet

19.07.2011 – 10.08.2011

Aus der Reihe Ortsgeschichte

Die Chemische Fabrik Petunia bot im Februar 1955 einen Bademeisterkurs an. Hochrangige Persönlichkeiten wie Professoren, Ingenieure, Baddirektoren aus Städten, sogar aus Bremen, eben nur die allererste Garnitur, waren als Referenten für diesen Lehrgang vorgesehen. Der Langensteinbacher Bademeister nahm nicht teil. Er hatte seine Stelle gekündigt. Erst im Oktober des Jahres meldete die Gemeindeverwaltung den neuen Bademeister, Wilhelm Schaudel zur Teilnahme an einem Vorbereitungslehrgang des Hochschulinstituts für Leibesübungen an der Technischen Hochschule Karlsruhe an. Dieser Lehrgang war die Vorbereitung zur anschließenden staatlichen Schwimmmeisterprüfung. Der Bademeister war also gut ausgebildet und versah seinen Dienst zuverlässig. Doch das Wasser im Bad ließ immer mehr zu wünschen übrig. Durch den Anschluss an die Mannenbach-Wasserversorgung hat sich auch das Wasser für das Schwimmbad wesentlich verteuert. Auch die Reinigungsmöglichkeiten reichten offenbar nicht mehr aus. 1958 musste Wilhelm Schaudel aus Krankheitsgründen seinen Dienst aufgeben. Karl Ried hatte als Angestellter bei der Gemeindeverwaltung nun den Dienst zu übernehmen. Auch er konnte und musste sich Helfer nehmen für den beschwerlichen und kaum von einer Person zu bewältigenden Dienst, doch auch diese Hilfen wurden nicht entlohnt. Erst als Karl Müller die Bademeisterstelle antrat, wurden auch die notwendige Hilfen für ihre Arbeit bezahlt. Hier sei dazu noch erwähnt, dass DLRG-Mitglieder, die es sich zeitlich erlauben konnten, jede freie Minute nur für den Baddienst da waren - sei es als direkte Hilfe für den Bademeister oder am Beckenrand als Rettungsschwimmer - und alles unentgeltlich. Nach Karl Müller versah noch August Rupp für kurze Zeit das sommerliche Bademeisteramt. Sein Nachfolger war Willi Wettach. Im Juni 1968 beanstandete das Gesundheitsamt bei einer Prüfung, dass zuwenig Wassser aus der Auslaufzone kommt. Der Chlorüberschuss war zu gering, was das auch heißen mag. In einem anderen Bericht wird ausdrücklich erwähnt, dass das nicht die Schuld des Bademeisteers Willi Wettach sei, sondern der Anlage. Noch im selben Jahr hat ein Leserbrief in der BNN zum Bad für große Aufregung gesorgt. Er sei hier im Wortlaut wiedergegeben: "Das Wasser war nicht sauber! Am Sonntag 21 Juli fand im Langensteinbacher Schwimmbad anlässlich des 30-jährigen Bestehens der DLRG-Gruppe u.a. das Vergleichsschwimmen statt, über das bereits am Dienstag ausführlich berichtet wurde. Aus der Sicht der aktiven Teilnehmer möchten wir dann doch folgendes sagen: Schwimmveranstaltungen sollten unter tragbaren Voraussetzungen stattfinden. Hierzu gehört vor allem auch, dass sich das Wasser in einwandfreiem Zustand befindet. Dies war in Langensteinbach - zum wiederholten Male bei solchen Veranstaltungen - leider nicht der Fall. Man war versucht zu glauben, auch das Wasser feiere 30-jähriges Jubiläum. Sämtliche Teilnehmer werden sich nur ungern an den sauren Geschmack erinnern. Eine Reihe der Teilnehmer wurde es schon nach dem ersten Wettkampf übel, einige davon mussten sich schon nach dem ersten Durchgang übergeben. Auch war das Wasser nicht so klar, wie der Bericht glauben machte. Im Interesse der Hygiene wäre es doch sehr wünschenswert, wenn entweder die Gemeinde Langensteinbach oder aber die hierfür zuständige Behörde Abhilfe schaffen würde. --- im Namen der Teilnehmer der DLRG-Gruppe Ettlingen

Wolfgang Höll, Ettlingen, Sybillastr. 15 ---

Der Schreiber hat mit diesem Leserbrief die Gemeindeverwaltung zwar insgemein verärgert, doch so ganz unzutreffend waren die Behauptungen nicht, wie die Schwimmbadbesucher jener Zeit sich noch erinnern können. Die Zahl der Badegäste mag daraufhin zwar abgenommen haben, doch es konnten am 31.Juli 1968 - das muss ein Sonntag gewesen sein - immerhin noch 700 Badegäste gezählt werden, Am 20. August konnten nur 27 gezählt werden. Das dürfte dann im ausgehenden Sommer auch schon witterungsbedingt gewesen sein. Die höchste Besucherzahl über die Jahre weg war an einem Tag 2800. Die Gemeindeverwaltung musste reagieren und tat es auch, wie aus einem Schreiben hervorgeht. Bürgermeister Ried schreibt an das Landratsamt am 7. Oktober 1968: "Zu dem Ergebnis unseres Freibades durch das Gesundheitsamt in Karlsruhe teile ich mit, dass in dem nunmehr 30 Jahr bestehenden  Schwimmbad einschneidende Veränderungen vorgesehen sind. Vor allem ist das Umkleidehaus und die Toilettenanlagen zu erneuern. Die Wasseraufbereitungsanlage soll im Zuge des Umbaues vollständig erneuert werden. Die Maßnahme ist in planerischer Vorbereitung. Da nunmehr durch den Neubau eines Schwimmbades in Reichenbach die Besucherzahlen sich außerordentlich reduziert haben, ist den geänderten Verhältnissen Rechnung zu tragen. Ich bin überzeugt, dass in den Spitzenzeiten eine Besucherzahl von über 2.000 nicht mehr erreicht wird. Ich bitte um Verständnis, dass unter diesen Umständen in die bisherige veraltete Anlage nicht unnötig investiert wird." In seinem Besichtigungsbericht vom 18.6.1969 stellt das Gesundheitsamt u.a. fest, dass die Toiletten zwar sauber aber erneuerungsbedürftig sind und dass im geplanten Neubau 2 weitere Toiletten für Herren und 4 weitere für Damen nötig wären, dass das Badewasser trüb ist mit schlechter Sichttiefe, da alte Quellen nach Regenwetter verunreinigtes Wasser bringen. Alte Quellen müssten abgeschaltet werden und andere Quellen Nähe Bahn sind anzuschließen. Gesamteindruck: Mangelhaft!. Am 6. August 1969 schon befasste sich der Gemeinderat mit dem Zustand des Schwimmbades und vertrat den Standpunkt, dass zumindest zur nächsten Badesaison die Umwälzanlage und die sanitären Anlagen hergestellt sein müssten. Daraufhin wurde das alte Badgebäude aus Holz abgetragen und schon 1970 war das neue aus Beton fertiggestellt.

Hier endet der Bericht über die Anfangszeiten des Schwimmbades. Gerne werden noch Ergänzungen und Verbesserungen angenommen und angefügt. Sicher wird sich jemand aus der jüngeren Generation finden, der über die neuere Zeit besser informiert ist und den Bericht weiterführen wird.

Hildegard Ried