Karlsbader Mitteilungsblatt

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Was wurde in der Zehntscheuer versteckt?

04.10.2011 – 30.10.2011

Aus der Ortsgeschichte Langensteinbach

Mit einer Ausstellung im Landesmuseum wird in Karlsruhe an Friedrich Hecker erinnert und damit wurde auch die Erinnerung an eine mündliche Überlieferung hier in Langensteinbach geweckt. Danach soll sich Friedrich Hecker, der Anführer der Badischen Revolution auch einige Zeit in Langensteinbach versteckt gehalten haben. Das müßte also nach dem Aufstand 1848 gewesen sein. Da Hecker jedoch bereits nach der Niederschlagung des Aufstandes in Südbaden 1848 nach Amerika flüchtete, kann er kaum in Langensteinbach Zuflucht gesucht haben. Die mündliche Überlieferung wurde in der Familie Uckele weitergegeben. Demnach sei in ihrem Haus, der ehemaligen Zehntscheuer, Hecker längere Zeit versteckt gehalten worden. Dass von Familie Uckele wirklich ein Revolutionär versteckt gehalten wurde, dürfte sehr wahrscheinlich sein. Doch wer war es?. Hier kann nur eine Vermutung aufgestellt werden. Bekanntlich hatte sich der Kopf der Demokratiebewegung in Wilferdingen, Carl Dittler, irgendwo in der Umgebung einige Zeit versteckt gehalten. Wo, ist jedoch nicht bekannt. Sicher hatte Dittler mit den hiesigen aktiven Revolutionären Kontakt, denn am 10. Juni 1849 hat auch der Langensteinbacher Hauptlehrer Johann Becker eine viel beachtete Rede auf der von Dittler organisierten Veranstaltung in Wilferdingen gehalten. Vielleicht wollte Dittler nach der Niederschlagung des Aufstandes bei ihm Zuflucht suchen. Bekanntlich ging die Revolution vor allem von höheren Staatsangestellten aus. Das waren in einem Dorf der Pfarrer, die Lehrer aber auch die Förster. Und das Langensteinbacher Forstamt war zu jener Zeit noch im ehemaligen Amtshaus von Herrenalb, in der späteren "Traube", also in direkter Nachbarschaft zur Zehntscheuer untergebracht. Auch ein Förster Hüttenschmitt aus Langensteinbach wurde damals vor Gericht gestellt, jedoch nicht verurteilt, da sich die Vermutungen nicht erhärten ließen. Es darf hier deshalb jetzt auch vermutet werden, dass womöglich der hiesige Förster seinen Gesinnungsgenossen bei guten Nachbarn in Obhut gab.

Hildegard Ried

Zehntscheuer

Zehntscheuer - aufgenommen um 1920. Foto: privat