Karlsbader Mitteilungsblatt

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Als das Langensteinbacher Pfarrhaus niederbrannte

28.01.2014 – 21.02.2014

Aus der Ortsgeschichte

Nicht nur das Pfarrhaus brannte Anfang des Jahres 1769 nieder, sondern mit ihm auch die Kirchenbücher. Ein Schadenfeuer, das heute noch alle Ahnenforscher erschauern lässt.  Die Pfarrämter mussten an die Oberämter – hier an das Oberamt Durlach - ab 1752 sogenannte Quartalsberichte liefern. Damals war Pfarrer Grün  Seelsorger und Standesbeamter in Langensteinbach sowie auch für Spielberg und Oberauerbach. Der Brand fügte ihm sicher großen persönlichen Schaden zu, und dazu musste er den Schaden an all den schriftlichen Werken ersetzen – soweit wie möglich. Dass das keine einfache Sache war,  geht aus einem Brief hervor, den er an das „Hochfürstliches, Hochlöbliches Amt und Hochwürdiger Specialat“ richtete. Dieser äußerst interessante Brief sei hier im Wortlaut wiedergegeben:

„Soweit mir die aus dem Hochfürstl. Cammer Collegio gnädigst communicierte Quartal-Berichte Anleitung gaben, soweit ist auch das hiesige Kirchenbuch wieder errichtet und geht in präteritum bis Georgii 1752. Da ich aber die Nachricht erhielt, daß in Carlsruh und Durlach keine dergleichen Quartal-Berichte mehr vorhanden wären, so könnte unterdessen auch  weiter darin berichtigt werden, so gern ich mich auch diesem mühsamen Geschäft unterzogen hätte, um diesen wichtigen Verlust so weit wie möglich wieder zu ersetzen. Ich hatte zwar vor, nach der anfänglich gemachten unterthänigsten Vorstellung Haus zu  Haus durch zu gehen, und auch die Aussage der Leute wie Geborenen, Copulierten und Verstorbenen wieder einzutragen; ich fand aber bei diesem Geschäft unüberwindliche Schwierigkeiten. Unter 30 ist kaum einer im Stand, sein und der seinigen Alter bestimmt anzugeben. Viele wußten bei einigen Jahren nicht wie alt sie sind, und ebenso ist es auch bey Copulierten und Sterbefällen.  Es kann also wohl auf diese Art nichts anderes heraus kommen, als ein confusum Chaos, und weiß ich nicht wie ein solches unordentliches Kirchenbuch  sidem puplicum haben werde. Sollten aber noch irgendwie weitere Quartal-Berichte vorgefunden werden, da ich nicht zweifle, daß deren Einsendung schon vor dem 1752er Jahrgang befohlen gewesen, so wollte um deren Mitteilung ich unterthänigst bitten, und soweit es mir möglich ist, das hiesige Kirchenbuch wieder ergänzen. Welches hierdurch schuldigst einberichtet und mit vollkommener Hochachtung beharret                                            Hochfürstlich Hochlöblichen Amt und hochwürdigen Specialats

Langensteinbach 29st Nov. 1770

Zu diesem Schadenfeuer gibt es auch noch eine mündliche Überlieferung. Da es damals in Langensteinbach keine Feuerwehr gab, sollte ein Bote die Ellmendinger, die nächste Feuerwehr alarmieren. Wie er dorthin kam, weiß niemand mehr, doch in jener Zeit bestimmt nicht gerade allzu schnell. Und die Ellmendinger Wehr kam dann auch – so schnell wie möglich.  Von dem alten Fachwerkhaus gab es dann sicher nichts mehr zu löschen und zu retten.

Hildegard Ried