Karlsbader Mitteilungsblatt

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Vor 70 Jahren - das Leben geht weiter ... auch in der Schmiede

19.11.2015 – 31.12.2015

Die Jubiläumsfeier der alten Kinderschule in Langensteinbach, heute Kindergarten Arche Noah, hat auch Erinnerungen geweckt, wie das dörfliche Leben noch während des Krieges und vor allem nach dem Krieg weiterging. An die Schmiede, der damals einzigen im Dorf, erinnerten sich doch noch viele

an das was sich in und bei dieser Schmiede so alles abspielte und wie gerne dort alle stehen blieben, um dem hochinteressanten, ungewöhnlichen Treiben zuzusehen.

Während des Krieges gab es dort einen fremden Mann, der eigentlich zu unseren Feinden zählte, aber gar nicht wie ein Feind aussah. Und dieser französische Kriegsgefangene war allgemein gut angesehen im Dorf. Er schaffte es meistens allein, die Füße der Pferde und der Kühe hochzuhalten, damit sie beschlagen werden konnten und beschlug sie auch selbst, während der Lehrjunge dann das Hochhalten der kräftigen Tierbeine übernehmen musste. Daneben kümmerte er sich auch immer wieder um die sterbenskranke Frau des Schmiedes, wie ihre Töchter oft noch erzählten.

Das Foto zeigt den französischen Kriegsgefangenen Georges ("Schorsch"), den Schmiedegesellen Alfred Wettach, den "Bache-Schmied" und Mathilde, dessen Tochter (v. l.)

Trotz größter Armut in dieser Zeit, in der nichts gekauft werden konnte, bekamen die Tiere immer ihre Hufeisen, ohne die sie nicht zur Arbeit hätten genutzt werden können. Der Lehrjunge in der Schmiede, Walter Denninger sorgte jedoch dafür, dass die Bauersleute nicht noch Pflug und Egge und auch das Ziehen des Wagens selbst besorgen mussten und dass die Fuhrleute das Holz aus dem Wald ins Dorf und zum Sägewerk transportieren konnten. Walter sammelte vor allem die nach der Verdolung des Boxbaches so ab 1938 an dem Gehweg entlang angebrachten Eisenbänder, um den schönen grünen Rasen zu schonen. Er sammelte diese bald stark ramponierten Eisenbänder und schmiedete  aus ihnen Hufeisen für die Pferde und die Kuheiselen für Kühe und Ochsen. Walter sammelte alles alte Eisen, das er finden konnte, und trug damit zum Funktionieren der bäuerlichen, so lebensnotwendigen Landwirtschaft bei.

Auf diesem Bild sind die bereits oben genannten Personen erneut zu sehen: "Bache-Schmied", Schorsch, Alfred Wettach sowie eine andere Tochter des Schmieds, Lydia (v. l.)

(HR)