Im zweiten Anlauf hat es endlich geklappt - und das Wetter hat am vergangenen Samstag weitaus besser mitgespielt als erwartet.
Dank der fundierten Fachkenntnisse und der akribischen Recherche von Kurt Kastner konnte bei der Besichtigung der "Ettlinger Linien" nahe Spessart ein anschaulicher Einblick in die Lebensumstände des frühen 18. Jahrhunderts gegeben werden und es blieben keine Fragen offen. Besonders beeindruckend waren die Schilderungen über die "Schanzer": ein Fünftel der (männlichen) Dorfbevölkerung wurde mitten im Winter 1733/34 zur Fronarbeit abkommandiert, wobei nach ca. einer Woche die Ablösung anstand. Verpflegung und Brennholz mussten den ohnehin schon kargen privaten Vorräten entnommen und selbst mitgebracht werden. Unter katastrophalen Wetterbedingungen im kalten Schlamm arbeitend, kam es zu zahlreichen Ausfällen, sodass der geplante Zeitrahmen, der nur wenige Wochen umfasste, nicht eingehalten werden konnte.
Nachdem am 4. Mai 1734 die Redoute bei Spessart von den Franzosen erstümt worden war, musste die geschundene Bevölkerung ein halbes Jahr später erneut an die Arbeit und das mühsam errichtete Bollwerk wiederum unter erheblichem Zeitdruck "schleifen", d.h. selbst zerstören.
Nachhaltige Folge der Arbeiten war ein zu 60 % abgeholzter Wald, da ein freies Schußfeld und sehr viel Bauholz benötigt wurde, sodass der kostbare Rohstoff Holz auf lange Jahre nur noch eingeschränkt zur Verfügung stand.
Kein schönes Land zu dieser Zeit ...
Den hochinteressanten Nachmittag ließen wir gemütlich im "Wirtshaus in Spessart" ausklingen und dürfen bereits jetzt schon gespannt sein auf weitere heimatgeschichtliche Exkursionen, die sich momentan in der Planungsphase befinden. (MGI)