Kurz nach den Sommerferien hat sich die neue Waldgruppe zusammengefunden, die sich riesig auf die ersten Waldtage freut. So stehen 25 Waldkinder mit Sack und Pack vor dem Kindergarten bereit um loszumarschieren. Hand in Hand hören sie den Zuruf ihrer Erzieherin „Vereist!“. Manche wundern sich, andere bleiben reglos stehen. Tuschelnd nimmt man die „alten“, vereisten Waldhasen wahr: „Ihr dürft euch nicht bewegen, damit Frau Klemmer uns besser durchzählen kann!“ Stimmt, wenn keiner zappelt, geht das leichter. Dann aber endlich los!
Man merkt, dass einige geübte Läufer sind und andere sich Gedanken machen über den Weg … „Darf ich in den Bollerwagen auch reinsitzen?“ erklingt schon die erste Stimme nach wenigen Metern. Doch der ist schon vollgepackt mit Getränken, Bechern, Erste-Hilfe-Beutel und spannenden Materialien für die „Waldarbeit“! Das motiviert und so kommen alle glücklich am Feld an. Ab hier gibt es Haltestellen, bei denen alle aufeinander warten. Und die Augen der Neuen werden groß, als es heißt, dass sie ohne Partner einfach von Haltepunkt zu Haltepunkt rennen dürfen. Nach dem Nussbaum ist die Bank die nächste Haltestelle. Hier machen wir einen Begrüßungskreis und singen unser Waldlied. Alle neuen Waldkinder werden mit einer Waldrakete in der Kreismitte begrüßt, um sie herzlich willkommen zu heißen. Auf einmal entdeckt ein Kind merkwürdige grüne Bällchen auf den Blättern der Eiche. Was ist das denn? Hm, da muss Google ran … Es waren Gallen, die sich durch Gallwespen an Pflanzen bilden. Die Gallwespenweibchen legen ihre Eier in das Blatt und nach dem Schlüpfen der Larven sondern diese ein Speichelsekret ab, das die Pflanze zur Gallenbildung anregt. Im Inneren der Galle leben diese Larven und ernähren sich davon. Sie verpuppen sich darin und aus den Puppen schlüpfen die Gallwespen, die die Galle dann verlassen. Sehr spannend! Mal sehen, wann die Wespen schlüpfen, wir kommen ja nächsten Donnerstag wieder vorbei.
Am Waldsofa angekommen wird erstmal ausgiebig gefrühstückt. Dann ist es wichtig, dass die neuen Waldkinder den Platz kennenlernen und so gibt es eine Kinderkonferenz mit folgendem Inhalt:
Welche Regeln gibt es? Wie spiele ich mit Stöcken und Steinen?
Damit niemand verletzt wird, rennen wir nicht mit Stöcken durch den Wald. Zum Bauen und Schnitzen dürfen sie natürlich benutzt werden. Steine werfen ist viel zu gefährlich, deshalb bleiben sie auch in Bodennähe oder sicherer Hand.
Wie weit darf ich weg vom Waldsofa oder den Erzieher/innen?
Ein Kind, das unseren Waldplatz kennt wie seine Westentasche, läuft den Platz rundherum ab, damit alle Kinder wissen, wohin sie dürfen.
So und jetzt los ins freie Spiel! Alle Kinder fangen an sich in Gruppen zu sammeln, die Lager zu vergrößern, am Schnitzplatz Stöcke zu verschönern, auf der Brücke zu balancieren … Die Becherlupen werden von einer zur anderen Hand gereicht um Käfer u.ä. zu bewundern. Aus dem Handbuch für Vögel ist besonders der „Europäische Kernbeißer“ interessant. So wird geforscht, miteinander diskutiert, experimentiert, im Miteinander Äste geschleppt, um die Lager zu vergrößern, Neues über Pflanzen und Tiere gelernt … Sicher wäre noch viel mehr Wunderbares und Spannendes geschehen, doch leider geht auch dieser Vormittag vorbei. Als der Waldkautz zum Aufbruch ruft, verlassen wir unser Waldlager und suchen den Weg langsam, aber zielsicher zurück zum Kindergarten. Es war ein toller Tag!
