Kirche mit Fehlern
Der Reformationstag rückt näher. In diesem Jahr als Feiertag für alle, die in Deutschland leben. Und das, obwohl nur etwa ein Drittel der Deutschen evangelisch ist - und obwohl viele ihrer Kirche den Rücken zugewandt haben. Ich habe mich mit einigen, die ausgetreten sind, unterhalten, warum sie diesen Schritt getan haben. Viele haben sich negativ über „Gottes Bodenpersonal“ (also über Pfarrer usw.) geäußert, andere über Veröffentlichungen und Meinungsäußerungen. Es stimmt: Die Kirche ist weder der Himmel noch sind die, die ihr angehören, Engel und Heilige. Das ist eine alte Erfahrung:
Zu einem Einsiedler, dem man nachsagte, er sei sehr weise, kam eines Tages ein junger Mann. Er erzählte dem Weisen, wie sehr er von der Kirche enttäuscht sei und dass er die vollkommene Gemeinschaft der Gläubigen suche. Da führte ihn der Alte zu seiner kleinen Kapelle, die schon lange vor ihm errichtet wurde, zeigte auf das Mauerwerk und fragte ihn: "Was siehst du." - "Ich sehe eine alte Mauer aus der Unkraut und Moos herauswachsen", antwortete der Besucher. "Und doch begegne ich Gott in diesem scheinbar heruntergekommenen Haus", meinte der Einsiedler. „So ist es auch mit der Kirche. Sie kann nicht perfekt sein, weil sie aus Menschen besteht. Auch du bist ein Mensch, und ich sage dir: Selbst wenn du die vollkommene Kirche findest, wird sie es in dem Augenblick nicht mehr sein, in welchem du ihr beitrittst."
Ja, die Kirche wird nie perfekt sein, weil sie von Menschen geprägt ist. Deshalb waren Luther und Co. auch der Überzeugung, dass die Kirche immer wieder zu reformieren sei. Aber bis heute sind die Kirchengemeinden ein Ort, wo Menschen Gott begegnen können, wo Trost, Vergebung und Hoffnung zu finden sind. Und sie sind Orte, wo Menschen versuchen, im Vertrauen auf Jesus Christus so zu leben und zu handeln wie er es tat, damit auch andere Menschen Hilfe, Trost und Kraft bekommen.
Ekkehard Stier