Karlsbader Mitteilungsblatt

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Dem Herzen Beine machen: So wichtig sind Herzschrittmacher

05.02.2018 – 04.02.2019

Karlsbader Klinikum ist eines der Zentren in Deutschland, das Mini-Schrittmacher einsetzen darf

Seit dem Jahreswechsel wird am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach auch ein innovativer Mini-Herzschrittmacher eingepflanzt. Die Micra™-Kardiokapsel ist 2,59 Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von nur 0,6 Zentimetern, etwa so groß wie eine große Vitamintablette.

 

Wie jeder Schrittmacher kann die Kardiokapsel die Herzfrequenz erhöhen. Denn wenn das Herz zu langsam schlägt, wird der Körper nicht ausreichend mit der richtigen Menge an Blut versorgt. Patienten, die ein Gerät mit nur einem Kabel zur Aufrechterhaltung des Herzrhythmus benötigen würden, profitieren von dieser Mini-Technologie, welche die Impulse direkt an die Herzwand abgibt und dadurch komplett auf Kabel verzichtet. „Dieser Mini-Schrittmacher ist extrem komplikationsarm zu implantieren und bietet dadurch maximalen Schutz für den Patienten. Wie alle Systeme, die wir hier in Langensteinbach einsetzen, ist er MRT-tauglich", erklärt Dr. med. Ralph Oberacker, leitender Oberarzt der Inneren Medizin am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach.

Unter Röntgenkontrolle wird die Micra™-Kapsel durch einen Katheter, einen feinen, biegsamen Kunststoffschlauch, minimalinvasiv durch die Oberschenkelvene geschoben und in der rechten Herzkammer platziert. Statt einer operativ angelegten „Tasche" unter der Haut verankern vier winzige Titanärmchen den Mini-Schrittmacher in der Herzwand. Damit entfällt eine Quelle potenzieller Komplikationen und das System ist von außen unsichtbar. Die Lebensdauer der neuen Geräte nimmt es mit den neunmal größeren Standardmodellen auf und beläuft sich auf circa zehn Jahre. Je nach Krankheitsbild und Intensität der Herzrhythmusstörung kommt auch das größere Standardmodell zum Einsatz, das mit bis zu drei Kabeln gleich mehrere Herzkammern stimuliert.

Im März 2016 startete das Herzkatheterlabor im Karlsbader Klinikum seinen Betrieb. Seither wurden dort mehr als 150 Schrittmacher und Defibrillatoren eingesetzt. „Die Nachfrage in der Region ist groß. Unsere kardiologische Abteilung bietet eine hochprofessionelle Versorgung und ist die erste Anlaufstelle für die Menschen hier", so Oberacker.

Rund fünf Millionen Menschen weltweit haben Schätzungen zufolge einen Herzschrittmacher. Obwohl der Großteil auf die Altersgruppe 60+ entfällt, kann es auch Jüngere, sogar Kinder und Säuglinge, treffen. Die Implantation im Herzkatheterlabor ist ein gängiger Eingriff: Laut statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2015 in Deutschland mehr als 136.600 Herzschrittmacher und Defibrillatoren implantiert oder gewechselt.