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Zusätzlicher Trinkwasserbezug soll künftig möglich werden

27.07.2021 – 22.08.2021

Gemeinderat befürwortet in Junisitzung den Beitritt des Zweckverbandes Mannenbach-Wasserversorgung zum Zweckverband Albgau-Wasserversorgung - Karlsbad weiter sicher versorgt

In der Junisitzung beschloss der Gemeinderat, dass die Karlsbader Mitglieder vom Zweckverband Mannenbach Wasserversorgung sich für den Beitritt zum Zweckverband Albgau-Wasserversorgung aussprechen sollen. Der Zweckverband Mannenbach beliefert Birkenfeld, Dobel, Bad Herrenalb, Neuenbürg, Straubenhardt und Karlsbad mit insgesamt rund 48.000 Menschen mit Quellwasser aus dem hinteren Eyachtal, den Mannenbachquellen und dem Eschenbrunnen. Der Albgau-Verband stimmte bereits dem Aufnahmeantrag zu. Beabsichtigt ist ein Bezugsrecht von 32,4 Liter pro Sekunde. Das entspricht in etwa einer Million Kubikmeter Wasser pro Jahr.

„Wasser ist ein sehr hohes Gut und wird gut überwacht. Es ist schon lang darüber diskutiert worden für den Zweckverband Mannenbach-Wasserversorgung neue Quellen zu erschließen“, so Bürgermeister Jens Timm.  Er betonte, dass man in Karlsbad bisher keine Problem mit der Wasserversorgung gehabt habe.

Trinkwasserbrunnen vor dem Wasserwerk des Zweckverbandes Mannenbach-Wasserversorgung. Foto: Zweckverband

Rückgang der Quellwassermenge und steigende Verbräuche -  Situation beim Zweckverband Mannenbach-Wasserversorgung

Der Verbandsvorsitzende des Zweckverbandes Mannenbach-Wasserversorgung, Bürgermeister Martin Steiner, erläuterte die Problematik der zurückgehenden Wassermenge der Quellen. Dies sei der Dreh- und Angelpunkt für den Verband, zu überlegen, wie in Zukunft alle Gemeinden ausreichend Wasser bekommen könnten.

In der Vergangenheit habe der Verband genug Wasser gehabt, um das die Gesamtmenge von 112,4 Liter pro Sekunde für alle Gemeinde sicher anbieten zu können.. In den Jahren 2014/15 habe es erstmals Trinkwasserengpässe gegeben. Das Problem sei, dass genügend Oberflächenwasser vorhanden sein müsse um die Quellen zu versorgen. Problematisch habe sich auch der Verbrauch entwickelt. In den trockenen Jahreszeiten brauche man bis zu 100 Liter pro Sekunde Wasser. Gleichzeitig lieferten die Quellen zu wenig Wasser. In Spitzenzeiten habe man die Menge an Quellwasser 1:1 verbraucht. Karlsbad habe ein vorbildliches Netzwerk bei der Wasserversorgung. Die anderen Gemeinden seien teilweise abhängig von einzelnen Versorgern. Es sei extrem wichtig, in größeren Einheiten zu denken. Das Angebot an Wasser dürfe kein begrenzender Faktor sein. Die Gemeinden müssten sich mit einem ausreichenden Angebot an Wasser wie gewünscht in Bezug auf Gewerbe und Wohnen entwickeln können. 

Suche nach zusätzlichen Quellen im Eyachtal erfolgreich – aus Naturschutzgründen nicht nutzbar

Seit 2015 habe man sich Gedanken gemacht, wie man mehr Trinkwasser gewinnen könne. Zunächst habe man nach zusätzlichen Quellen gesucht. Die ersten Standorte seien unwirtschaftlich gewesen. Dann habe man im Eyachtal gesucht und sei fündig geworden. Mit diesen Quellen hätte man das Problem lösen können. Letztlich sei es aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht möglich gewesen, die Quellen zu erschließen. Steiner kritisierte dies deutlich. Die Landesregierung propagiere regionale Wasserquellen für die Trinkwasserversorgung. Hier werde rechtlich verhindert, diese zu erschließen. Das Land empfehle alternativ, sich an den Fernwasserversorgung anzuschließen. Diese könne allerdings nicht weitere Abnehmer bedienen. 

Wichtiger Teil der zusätzlichen Wasserversorgung: Der Hochwasserbehälter Ittersbach. Er ist künftig Zwischenspeicher für – im Bedarfsfall - zusätzliche Wassermengen vom Zweckverband Albgau-Wasserversorgung. Foto: Zweckverband

Mit der jetzigen Lösung könne man das errechnete Defizit der Quellen von 16 Liter pro Sekunde durch den Klimawandel ausgleichen. Darüber hinaus habe man noch einen Puffer. Das zusätzliche Wasser werde durch eine zu bauende Anlage (Kosten: ca. 1,5 Millionen Euro) enthärtet und in den Hochbehälter Ittersbach eingespeist. Von dort aus könne es in die Mitgliedsgemeinden weiter verteilt werden. Nach wie vor seien diese aufgefordert, nach eigenen Quellen zu suchen und auch Wasser zu sparen. Das sei ein mühsamer und steiniger Weg. Es sei wichtig, dass bei dem Thema die Gemeinden kooperierten. Dann könne die Wasserversorgung wie in einem Baukasten funktionieren. Die Pläne zum Bau einer komplett neuen Wasserleitung bzw. für das Anschließen der abgelehnten Quellen seien weiterhin in der Schublade.

Quellfassung des Eschenbrunnens. Foto: Zweckverband

Quellfassung der Neuackerquelle. Foto: Zweckverband

Diskussion im Gremium – Wasser wird künftig teurer werden

GR Jürgen Herrmann (Freie Wähler) befürwortete das Vorgehen. Eine gute Versorgung mit dem entkalkten Wasser sei hiermit gewährleistet. Die zweitgenannte Lösung sei eine Reserve.

GR Roland Rädle (CDU) betonte, dass die Verbundlösung schon immer der Weg in Karlsbad sei. Der Wasserpreis werde steigen und künftig müsse man die Menge über den Preis regeln. Karlsbad dürfe auf keinen Fall aus der Verbandsversorgung herausfallen. Der Zweckverband soll auch nicht verlassen werden.

Martin Steiner stellte klar, dass sich die „Ausschlussdiskussion von Karlsbad“ mit der neuen Lösung erledigt habe. Bürgermeister Jens Timm ergänzte, dass er im Verband immer gesagt habe, dass Karlsbad darin bleiben möchte.

GR Uwe Rohrer (Bündnis 90/Grüne) hob auch die Vernetzung als wichtig hervor. Im Hinblick auf den Klimawandel müsse man sich auch auf Wassersparen einstellen.

Martin Steiner führte aus, dass es derzeit eine Diskussion in den Ebenen über den Kommunen gebe, ob der Preis nicht zeitabhängig gestaltet werden könne. Im Moment erscheint ihm der Preis in Anbetracht des hohen Verbrauchs wohl als zu günstig.

GR Reinhard Haas (SPD) sah das Vorgehen als absolut sinnvoll an. Zusammenschlüsse auf höherer Ebene seien wichtig, um das wertvolle Gut Wasser zu sichern. Es dürfe nicht sein, dass sich Konzerne Zugriff auf Wasser verschafften.

GR Björn Kornmüller (FDP/Liberale Liste) sagte, dass das Wasser als unabdingbares Gut eines der wichtigsten Themen der Kommunalpolitik sei. Eine sichere Versorgung müsse frühzeitig gewährleistet werden.

Hintergrundinformationen

Ausführliche Informationen zu den Tagesordnungspunkten mit der Vorlage findet man im Ratsinformationssystem der Gemeinde Karlsbad unter folgendem Link:

https://session.karlsbad.de/sessionnet_bi/to0040.asp?__ksinr=2574