Karlsbader Mitteilungsblatt

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Eichen besonders im Blick

10.05.2022 – 30.09.2022

Waldbegang des Gemeinderates in Karlsbad-Mutschelbach

Anfang Mai fand der Waldbegang des Gemeinderates statt. Treffpunkt war die Sommerfesthalle in Mutschelbach. Von dort ging es auf eine 4 Kilometer lange Runde im Mutschelbacher Wald (Distrikte Oberwald und Unterwald). Das Augenmerk der Teilnehmerinnen und Teilnehmer galt vor allem den Eichen.

Bürgermeister Jens Timm begrüßte die Anwesenden und freute sich über die große Resonanz. Durch die klimatischen Änderungen sei der Forst zunehmend gefordert auch die Sortenwahl der Bäume anzupassen. Auch die 10-Jahres-Planung im Forst müsse unter diesem Gesichtspunkt gestaltet werden.

Forstamtsleiter Martin Moosmayer und Forstrevierleiter Martin Mußgnug erläuterten den geplanten Waldbegang. Das Forstamt habe in Abstimmung mit der Gemeinde ein abwechslungsreiches Informationsprogramm geplant. Im Mittelpunkt stehe dabei die Bewirtschaftung und Verjüngung vor allem der Eichen. In Karlsbad gebe es einen Anteil von ca. 60 Prozent Laubholz und 40 Prozent Nadelholz.

Die Eichen seien eine der Hoffnungsträgerinnen im Klimawandel, da sie eine erhöhte Anpassungsfähigkeit an Trockenperioden haben. Daher werde auf ihre Pflege und Verjüngung gerade auch nach den drei Trockenjahren 2018 bis 2020 verstärkt geachtet. Als Lichtbaumart mit einem langsamen Wachstum sei sie gegenüber vielen anderen Baumarten konkurrenzschwach und müsse daher besonders gefördert werden.

Gute Resonanz beim Waldbegang in Karlsbad-Mutschelbach

Verjüngungshieb in einem Bergahorn-Mischbestand – Verkehrssicherung entlang der A 8

Forstrevierleiter Martin Mußgnug informierte, dass in dem älteren Bergahorn-Mischbestand einige wertvolle Bäume die Zielstärke erreicht hätten. Der Waldbestand verjünge sich natürlich. Durch eine gezielte Entnahme einzelner Bäume soll die Verjüngung gefördert werden. Entlang der Autobahn müsse regelmäßig der Waldrand auf Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer überprüft werden. Baumfällungsmaßnahmen seien extrem aufwendig und in der Organisation (Stichwort: Sperrung der A8) schwierig.

Aktuelle Pflanzfläche – Waldrandgestaltung – Zustand von Buche und Eiche

Das Jahr 2021 war im Hinblick auf die Niederschläge und die Sommertemperaturen für den Wald günstig, erläutert Moosmayer. Vor allem die jüngeren Waldbestände konnten diese guten Rahmenbedingungen für eine Erholung nutzen. In den Altbeständen und vor allem bei den alten, durch die Trockenheit geschädigten Buchen ging das Schadgeschehen unvermindert weiter. So mussten auch in dem rund 120-jährigen Altholz die geschädigten Altbuchen in Teilen eingeschlagen werden. Buchen seien nur begrenzt stabil im Klimawandel. Auf den Freiflächen wurden 650 Roteichen angepflanzt und gegen Wildverbiss geschützt. Der Waldaußenrand aus Sträuchern und Sukzessionsgehölz wurde belassen. In Karlsbad sei die Eiche mit 12 Prozent Anteil an den Baumarten überdurchschnittlich stark vertreten.

GR Roland Rädle (CDU) erkundigte sich nach Ersatzmöglichkeiten für die Kunststoff-Pflanzröhren in den Aufforstungsflächen. Moosmayer verwies darauf, dass im Landkreis 2021 25.000 dieser Röhren eingesetzt worden sind. Die Alternativen werden momentan weiterentwickelt, seien aber noch nicht einsatzfähig. Forstrevierleiter Martin Mußgnug ergänzt, dass die Röhren auch weitere echte Vorteile bieten: Frost- und Mäuseschutz und schnelleres Wachstum der Pflanzen. Jürgen Teichert -  Leiter des Hegeringes IV (Karlsbad) - ergänzte, dass die Jägerschaft den Forst beim Baumschutz unterstütze. Mit der Gemeinde habe man eine gute Lösung gefunden nach der die Jäger 2/3 der Kosten zum Verhindern von Verbissschäden trage und die Gemeinde 1/3. Der Gemeindeanteil geschehe über das Stellen von Material, ergänzte Forstrevierleiter Martin Mußgnug.

Eichenfläche und Waldnaturschutzkonzeption

Das rund 190-jährige Eichenaltholz in einer anderen Fläche sei in vielerlei Hinsicht besonders wertvoll. Als zukünftiges „Waldrefugium“ soll es mit 3,1 Hektar Fläche fester Bestandteil des geplanten Waldnaturschutzkonzeptes im Gemeindewald sein. Moosmayer erläutert, dass der Forst der Gemeinde vorschlagen werde, 13 Waldrefugien mit einer Gesamtfläche von 4,5 Hektar einzurichten. Waldrefugien seien Schonwälder bei denen der Forst lediglich zur Verkehrssicherung eingreife. Weitere Maßnahmen unterblieben. Außerhalb der Waldrefugien sollen dann noch geschützte Baumhabitate definiert werden. Dies seien Einzelgruppen von für den Natur- und Artenschutz wichtigen Bäumen.

Verkehrssicherung und Eichennaturverjüngung in Ortsrandlage

Der kleine Alteichenbestand am Ortsrand von Mutschelbach mit rund 210-jährigen Alteichen musste aus Verkehrssicherungsgründen geräumt werden. Die vorhandene reichliche Eichen-Naturverjüngung wurde freigestellt. Ziel sei hier, so Mußgnug, wieder einen Eichen-Mischwald zu entwickeln. Die lichtbedürftigen Eichenpflanzen seien in großer Zahl vorhanden. Der Forst will mit dafür sorgen, dass keine anderen Pflanzen / Bäume den Eichenpflanzen das Licht wegnehmen. In Zukunft sollen sich dann daraus wiederum die stärksten Bäume als Nachwuchs für das Altholz entwickeln. Naturverjüngung sei generell der beste Weg. Pflanzschulnachwuchs habe demgegenüber Nachteile. Beim Umpflanzen dieser Bäume gehe immer Wurzelmasse verloren. Die Naturverjüngung vor Ort sei immer stabiler.

Anhand der noch möglichen Vermarktung der Alteichenstämme wird über die die derzeitige Situation an den Holzmärkten berichtet. Momentan seien die Eichenholzpreise recht hoch. Dies könne sich je nach Marktlage auch wieder ändern und andere Baumarten teurer werden.

Eindrücke vom Waldbegang. Fotos: Gemeinde Karlsbad