Karlsbader Mitteilungsblatt

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Verschieden und doch gleich. Kinder mit und ohne Behinderung in der Kindertagespflege

16.05.2018 – 31.05.2018

Die Karlsbader Tagesmutter Barbara Augustinov betreut neben ihren anderen Tageskindern seit einem Jahr auch ein Kind mit Downsyndrom. Pepe ist mittlerweile zwei Jahre alt. Gemeinsam mit Pepes  Mutter schaut die Tagesmutter zurück auf das letzte Jahr.

Als Frau Augustinov vor einem Jahr angefragt wurde, ob sie sich auch vorstellen könnte, ein Kind mit Downsyndrom zu betreuen, entschied sie sich bewusst dafür. Sie freute sich auf eine neue Herausforderung. Ihre Nichte hat ebenfalls Trisomie 21 und so war es der Tagesmutter nicht fremd, Kinder mit „Plus-Chromosom‘“ zu betreuen, wie es die Tagesmutter liebevoll benennt. „Ich würde jederzeit wieder ein Downie-Kind betreuen“, erzählt sie mit strahlenden Augen. „Ich bin durch die Betreuung von Pepe geduldiger gegenüber Kindern geworden. Wenn man in keiner Verbindung zu „besonderen“ Kindern lebt, hat man Vorbehalte  und reagiert distanzierter gegenüber ihnen.“ Diese hat sie abgelegt und auch die anderen Tageskinder haben sich verändert. Sie erleben Pepe als Bereicherung und sind zuvorkommender und hilfsbereiter geworden. So beschreibt ein Tageskind:  „Pepe ist halt Pepe. Er ist besonders und das kann man bei ihm nicht herausoperieren“.

Pepe wird in der Betreuung nicht abgesondert. „Er soll nicht in Watte gepackt werden“, so die Tagesmutter“ „Pepe lernt durch die anderen Kinder den ganz normalen Alltag kennen.“

In Frau Augustinovs Betreuung gelten gleiche Regeln für alle. Und auch wenn die Kinder ganz unterschiedlich reagieren, schafft die Tagesmutter einen verlässlichen Rahmen, indem sie sich klar und konstant verhält.

Auch Pepe hat gelernt sich zurechtzufinden. „Er ist sehr lernfähig, braucht aber einfach länger.“ Die Tagesmutter versucht daher Pepe nicht mit anderen Gleichaltrigen zu vergleichen. Das wäre ihm gegenüber nicht fair. Grundsätzlich findet Frau Augustinov Vergleiche unter Kindern nicht förderlich. „Kinder möchten sich –- so wie sie sind - angenommen fühlen.“

Auch Pepes Mutter schaut positiv zurück. Damals als sie für ihren Jungen eine Betreuung suchte, entschied sie sich bewusst für die Kindertagespflege. „Ich suchte eine Fremdbetreuung, da ich selbständig tätig bin und eine Krippe für mich nicht in Frage kam. Viele Kinder hätten ihm noch nicht gut getan und Pepe braucht in der Entwicklung einfach mehr Zeit.“ Ebenso war es ihr wichtig, dass Pepe andere nichtbehinderte Kinder im Alltag kennenlernt. Durch eine Freundin bekam sie die Betreuung von Frau Augustinov empfohlen und schaut nun sehr dankbar auf das Jahr zurück: „Unsere Tagesmutter ist die beste Betreuung, die wir uns für unseren Pepe vorstellen können“, erzählt sie frei heraus und mit Tränen in den Augen. „Sie wohnt in direkter Nachbarschaft in Langensteinbach und betreut die Kinder herzlich und vorurteilsfrei. Pepe geht es so gut in der Betreuung. Er freut sich täglich auf seine Tagesmutter.“ Sie habe vollstes Vertrauen in Frau Augustinov. Dabei quietscht ihr Pepe fröhlich auf der Schaukel. Weiter erzählt die Mutter, dass Pepe von den anderen Kindern so viel profitiert und lernt. Eine Betreuung mit nur behinderten Kindern würde Pepe in seiner Entwicklung zurückwerfen.

Und so schauen die Tagesmutter und Pepes Mutter dem Wechsel in eine Kindergarteneinrichtung positiv entgegen. Pepe soll mit drei Jahren weiterhin mit anderen nichtbehinderten Kindern betreut werden. Bis dahin wird er noch sicherer laufen und mit anderen Kindern interagieren können.

Auf die Frage, was sich in der Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung verändern darf, antworten beide, dass sich  die finanziellen Rahmenbedingungen noch optimieren lassen. Frau Augustinov verdient bei Pepe wie auch bei den anderen Tageskindern 5,50 € pro Stunde. Um Pepe in der Betreuung gerecht zu werden, kann die Tagesmutter weniger Kinder gleichzeitig betreuen, als üblich.

„Verschieden und doch gleich“ bedeutet somit jedem Kind eine Betreuung anzubieten, dass es braucht, aber eine Vergütung zu ermöglichen, die dem Mehrbedarf gerecht wird.  

Pepes Mutter wünscht sich, dass Tageseltern weiter ermutigt werden, behinderte Tageskinder aufzunehmen.

Um Tageseltern hierbei zu unterstützen, hat der TagesElternVerein inklusive Ansätze in seinem Fortbildungsprogramm als festen Bestandteil aufgenommen. Tageseltern lernen Konzepte und Anregungen kennen, wie sie vorurteilsfreier betreuen und Vielfalt in der Kinderbetreuung leben können.

 

 

TagesElternVerein Ettlingen und südlicher Landkreis Karlsruhe e.V.

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