ARCHIV: Naturfreunde Deutschlands Ortsgruppe Karlsbad

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Nachruf Harry Herrmann

15.07.2019 – 22.07.2019

Die Naturfreunde trauern um ihren Ehrenvorstand Harry Herrmann!

Harry ist für immer von uns gegangen. In den letzten Jahren hatte er sich sehr zurückgezogen, und wir haben seinen Wunsch respektiert. Wir wissen aber, dass er sehr genau verfolgt hat, was die Naturfreunde tun, und wenn einer von uns an seinem Fenster vorbeiging, an dem er immer saß, freute er sich über einen kleinen Plausch, bei dem er Neues aus dem Vereinsleben erfahren konnte.

Die Naturfreunde haben Harry viel zu verdanken. Als die Ortsgruppe am 29. September 1956 im Saal des damaligen Gasthauses „Sonne“ gegründet wurde, war Harry als junger Mann dabei und damit der letzte Zeitzeuge der Gründung.

Bereits ein Jahr später, am 4. Oktober 1957 organisierte er die erste Jugendgruppe und übernahm auch deren Leitung sowie weitere Funktionen im Verein, bis er schließlich am 18. Januar 1964 in das Amt des Ersten Vorsitzenden gewählt wurde, das damals noch traditionell "Obmann" hieß. Das waren keine einfachen Zeiten. Es gab damals einige stark ausgeprägte Charaktere in der Vorstandschaft, die nicht leicht zu führen waren. Es bedurfte schon eines Menschen wie Harry Herrmann, dem es gelang, so ausgleichend zu wirken, dass am Ende positive Ergebnisse erzielt wurden.

Bereits in jener Zeit, also nur acht Jahre nach der Vereinsgründung, kam bei den Naturfreunden der Wunsch nach einem eigenen Vereinsheim auf. Man wollte einen Ort haben, an dem man sich ungestört und ungezwungen treffen konnte und wo man deutlich günstiger als in einer Gastwirtschaft gemeinsame Zeit verbringen konnte.

Es wurden viele Pläne gemacht und wieder verworfen. Die Ortsgruppe hatte damals einen Mitgliederbestand, der deutlich unter 100 lag, und von den vergleichsweise geringen Jahresbeiträgen mussten noch Teile an den Landes- und Bundesverband abgeführt werden, so dass die finanziellen Möglichkeiten solche Träume eigentlich gar nicht zuließen. 

Und in dieser Situation setzte Harry alle Hebel in Bewegung, damit der Traum Wirklichkeit werden konnte. Er war zwischenzeitlich auch in der Kommunalpolitik in Langensteinbach engagiert und verfügte dadurch auch über politische Kontakte, die für die Realisierung des Hausbaus unerlässlich waren und diesen erst ermöglichten.

Harry war keiner, der mit Pickel und Schaufel beim Arbeitseinsatz erschien, aber er hatte den Mut, die Verantwortung für ein solches Unterfangen zu übernehmen. Er hat Verträge unterschrieben, die der Verein zu keinem Zeitpunkt erfüllen konnte, aber dadurch wurde das schier Unmögliche geschafft: Knapp15 Jahre nach Gründung des Vereins hatten die Naturfreunde ihr eigenes Vereinsheim, die "Eichbusch-Hütte", so benannt nach dem Gewann, auf dem es stand. Das Haus wurde mit einem Waldfest am 17. und 18. Juni 1972 eingeweiht. Vier Jahre später wurde der Verein ins Vereinsregister eingetragen, auch das war etwas, das Harry vorangetrieben hat.

Der Verein blühte in dieser Zeit auf, wir hatten zeitweise eine Kindergruppe mit 40 Kindern. Harry hielt fest zu den Naturfreunden, obwohl es beruflich, privat und auch in der kommunalpolitischen Tätigkeit Veränderungen gab.

Für seine Verdienste um die Naturfreunde wurde er am 28.08.1986 von Bürgermeister Seeger mit der "Silbernen Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg" ausgezeichnet.

Bei der Jahreshauptversammlung 1995 konnte er dann schließlich die Führung des Vereins in jüngere Hände übergeben. Damit hatte er den Verein 31 Jahre lang geführt und war 37 Jahre lang im Vorstand tätig. Für sein erfolgreiches Wirken wurde er gleichzeitig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

37 Jahre Verantwortung im Verein, das bedeutet natürlich schöne Stunden, aber auch viele Stunden der Konfliktbewältigung, des Schlichtens und Motivierens, aber das war gerade die Stärke von Harry Herrmann.

Ohne sein unermüdliches Schaffen für den Verein gäbe es kein Naturfreundehaus, und die Ortsgruppe wäre nicht das, was sie heute ist. Ihm haben wir viel zu verdanken.  

Jede Sitzung, jede Ansprache begann er immer mit der Anrede" Liebe Wanderfreunde!" und das, obwohl er eigentlich gar kein begeisterter Wanderer war.  Nun hat er seine letzte Wanderung angetreten, und am Freitag werden wir ihn noch ein kleines Stück auf seinem letzten Weg begleiten.

Wir werden unseren Harry, seine Stimme, seine Formulierungen und das, was er für die Naturfreunde getan hat, nicht vergessen und werden ihm immer dankbar sein. Möge er in Frieden ruhen.