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Gemeinsame Pressemitteilung des Gemeindetags Baden-Württemberg, des Städtetags Baden-Württemberg und des Landkreistags Baden-Württemberg

06.04.2020 – 30.04.2020

Kommunen in Baden-Württemberg schaffen Coronakrise nur mit

finanziellem Schutzschirm

Städte, Gemeinden und Landkreise stehen aufgrund der Corona-Pandemie und deren

Folgen vor enormen Herausforderungen. Die umgehende Umsetzung der von Bund

und Land beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erfordert vor Ort

sowohl erhebliche finanzielle als auch personelle Ressourcen. Nicht vergessen

werden darf, dass die Kommunen auch in dieser Krisenzeit tagtäglich alle

wesentlichen Leistungen der Daseinsvorsorge für die Bürgerinnen und Bürger

aufrechterhalten. Völlig ungewiss sind aktuell noch die wirtschaftlichen Folgen der

Krise, die sich auf alle staatlichen Ebenen auswirken werden, auch auf die

Kommunen.

Gemeindetag, Städtetag und Landkreistag Baden-Württemberg haben deshalb Ende

vergangener Woche einen dringenden Appell an die Landesregierung und die

zuständigen Ministerien gerichtet, einen finanziellen Schutzschirm über die Kommunen

aufzuspannen. Sie kommen damit auf das Angebot des Landes zurück, das nach der

Freigabe von 100 Mio. Euro Soforthilfe für die Kommunen die Bereitschaft signalisiert

hatte, weitere Gespräche mit den Kommunalen Landesverbänden über einen solchen

Schutzschirm zu führen.

Neben den unmittelbaren Belastungen, die die Landkreise, Städte und Gemeinden

aufgrund der Pandemiebekämpfung etwa bei der Beschaffung von Schutzmaterialien

oder der Bereitstellung von Testungs- und weiteren Versorgungsstrukturen tragen

müssen, rechnen sie in naher Zukunft mit erheblichen Einnahmerückgängen. Diese

Herausgeber: Gemeindetag Baden-Württemberg | Panoramastr. 31 | 70174 Stuttgart

Telefon: +49 711/22572-0 | Telefax: +49 711/22572-47 | zentrale@gemeindetag-bw.de | www.gemeindetag-bw.de

werden vor allem in den Bereichen Gewerbesteuer, Gemeindeanteil an der

Einkommensteuer und auch in deutlich geringer ausfallenden Schlüsselzuweisungen

im Kommunalen Finanzausgleich erwartet. Darüber hinaus müssen die Kommunen

fehlende Einnahmen aufgrund der geschlossenen Einrichtungen im Sozial-, Kulturund

Gesundheitsbereich (u.a. Museen, Volkshochschulen, Bäder, Hallen) verkraften.

Deren Fixkosten bleiben jedoch erhalten.

Städte, Gemeinden und Kreise sehen sich auch mit immensen Mehraufwendungen im

Sozialbereich konfrontiert. Allein das Sozialschutzpaket des Bundes, das sie in der

Sache ausdrücklich begrüßen, schlägt bei den baden-württembergischen Land- und

Stadtkreisen mit einem dreistelligen Millionenbetrag zu Buche. Auch unabhängig

davon wird die Belastung der kommunalen Sozialhaushalte massiv zunehmen, da

hohe Fallzahlensteigerungen zu erwarten sind. Im Bereich der Krankenhäuser sind

neben hohen Mehraufwendungen auch erhebliche Ertragsausfälle zu verzeichnen.

Hinzu kommen weitere Leistungen der Daseinsvorsorge, insbesondere an soziale

Träger, etwa in der Jugend-, Alten- und Eingliederungshilfe, sowie an

Verkehrsunternehmen im Hinblick auf die notwendige Aufrechterhaltung des

Öffentlichen Nahverkehrs einschließlich der Schülerverkehre.

Die für die Aufgabenerfüllung und Handlungsfähigkeit benötigte Liquidität in den

kommunalen Haushalten, so die Sorge der Kommunalen Landesverbände, wird

kurzfristig nicht mehr gewährleistet sein. Die Haushaltspläne, die die Kommunen für

das Jahr 2020 aufgestellt haben, sind inzwischen Makulatur. Fast überall werden im

weiteren Jahresverlauf Nachtragshaushalte notwendig.

Roger Kehle, Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg, Peter Kurz,

Oberbürgermeister von Mannheim und Präsident des Städtetags sowie Joachim

Walter, Landrat im Kreis Tübingen und Präsident des Landkreistags, wenden sich

deshalb gemeinsam an die Landesregierung:

„Städte, Gemeinden und Landkreise stehen vor Herausforderungen, deren enorme

Dimensionen wir nur erahnen können. Um bei wegbrechenden Einnahmen und den

gleichzeitig anstehenden Ausgabenverpflichtungen handlungsfähig zu bleiben, muss

auch über die Kommunen in Baden-Württemberg ein Schutzschirm aufgespannt

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werden. Wir schlagen der Landesregierung in unserem Schreiben deshalb bereits

konkrete Maßnahmen zur finanziellen Unterstützung der Kommunen vor. Gerne

stehen wir dem Land für konstruktive Gespräche zur Verfügung, um unseren Beitrag

dazu zu leisten, dass Land und Kommunen in bewährter Weise gemeinsam die Krise

und deren Folgen gut und effektiv bewältigen.“