Karlsbader Mitteilungsblatt

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Einmütiges Votum für Ausbaupläne Nahwärmenetz Langensteinbach

07.07.2020 – 29.07.2020

Sitzung des Gemeinderates am 17. Juni

Einen Punkt setzte der Gemeinderat bei seiner letzten Sitzung in Sachen Ausbaupläne Nahwärmeversorgung in Karlsbad-Langensteinbach. Er stimmte ohne Gegenstimmen und Enthaltungen dem von der „Kraftwärmeanlagen GmbH“ Bietigheim-Bissingen vorgelegten Konzept grundsätzlich zu. Dieses beinhaltet –  unter anderem basierend auf der seit 2005 bestehenden Heizzentrale im Schulzentrum - das Nahwärmenetz zu erweitern. Ulrich  Ramsaier – Geschäftsführer des Unternehmens - informierte, dass man als wesentliche Stützen dieses Modells von dem Einbezug des Karlsbader Freibades, Seniorenzentrum Kurfürstenbad, Ludwig-Guttmann-Schule und dem Bibelkonferenzzentrum Langensteinbacher Höhe ausgehe. Zusätzlich könnten sich in dem Ausbaubereich auch private Eigentümer mit anschließen. „Das Modell ist zwar am Anfang etwas teurer als die bisherige Variante, es wird jedoch gewaltig CO2 einspart, der Anlagenbestand besser ausgelastet und verschiedene Partner kommen zusammen und profitieren gegenseitig“, so Bürgermeister Jens Timm.  Auch das – zum jetzigen Zeitpunkt – noch nicht interessierte SRH-Klinikum könne sich trotzdem später noch anschließen.

Blick auf die Heizzentrale im Schulzentrum Karlsbad-Langensteinbach (Bildmitte) die schon seit 2005 einen Beitrag zur Reduzierung von CO2 in Karlsbad leistet. Foto: Pintilie

Planungsüberlegungen

Joachim Erb  stellte die Pläne vor. Die elektrische Heizanlage im Schulzentrum sei im Jahr 2005 auf eine ökologische Holzhackschnitzelheizung mit einer Heizzentrale in unmittelbarer Schulnähe umgestellt worden. Jetzt solle dieses Nahwärmenetz  erweitert werden.  Aufbauend auf den vier „Großabnehmern“ könnten private Haushalte am geplanten Streckennetz mit angeschlossen werden. Denkbar sei dadurch ausdrücklich auch, das Nahwärmenetz in Zukunft in Langensteinbach noch weiter auszubauen. Ein erweitertes Nahwärmenetz nutze die bestehenden Erzeugungskapazitäten besser aus, ersetze dezentrale Öl- und Gasheizungen und ermögliche eine wirtschaftliche Energieversorgung. Das Konzept habe man in enger Zusammenarbeit mit der Umwelt- und Energieagentur des Landkreises Karlsruhe erarbeitet. Das Wärmepotenzial erweitere sich zum bestehenden Projekt mit 1.594 Megawattstunden deutlich um rund 4.000 Megawattstunden, also um ca. 255 Prozent. Baulich würden unter anderem ein Blockheizkraftwerk auf Erdgasbasis in einem Nebenraum der Jahnhalle und in der Ludwig-Guttmann Schule sowie ein Pufferspeicher neben der Heizzentrale im Schulzentrum erforderlich werden.  Deutlich steigen würde die Wärmebereitstellung pro Jahr durch einen umfassenden Ersatz fossiler Energieträger. Diese erzeugten bisher 3.750 Megawattstunden und künftig nur noch 590 Megawattstunden pro Jahr. Hervorzuheben sei die deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes von bisher 1.184 Tonnen pro Jahr auf künftig 478 Tonnen pro Jahr – eine Einsparung von 706 Tonnen pro Jahr bzw. 60 Prozent. Schwerpunkt der geplanten Investitionen sei der Leitungsbau. Sehr vorteilhaft in Karlsbad sei, dass man nicht mehr viel in neue Heizanlagen investieren müsse, weil es schon einen Bestand gebe. Dadurch rechne sich das ganze Projekt ebenfalls. Nötig sei, den bisherigen Wärmevertrag der bis zum 1. September 2025 laufe, um weitere 15 Jahre zu verlängern. Außerdem spare man CO2-Steuern von rund 97.000 Euro in der Vertragslaufzeit. Demgegenüber stehe ein Anschlusskostenbeitrag für das gemeindliche Freibad von einmalig 75.000 Euro. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit sei, dass alle Partner mitmachten. Vorausgesetzt, dass alle Interessenten mitmachten könnte das Leitungssystem bereits 2021 bereit stehen.

Der geplante Leitungsverlauf

Diskussion im Gemeinderat

GR Jürgen Herrmann (Freie Wähler) bewertete das Vorhaben positiv und wollte wissen, ob es sich noch rechnet, wenn ein Partner abspringt.  GR Roland Rädle (CDU) sprach von einer zukunftsweisenden und gut auf die bestehende Struktur passenden Investition einer “Vorzeigekommune in diesem Bereich schon seit 2005”. Zu hoffen sei, dass alle Partner bei diesem “Win-Win-Modell” mitmachten. GR Reinhard Haas (SPD) zeigte sich beeindruckt von der CO2-Einsparung und meinte, dass es wichtig sei, für die Planungen zu werben.  GR Heike Günther (Bündnis 90/Grüne) stellte Nachfragen zu der Herkunft des Holzanteils und verwies auf Abholzungen in anderen Ländern ohne ausreichende Aufforstung für Pellets und Holzhackschnitzel. Grin Heike Christmann (Freie Wähler) bedauerte das Einstellen des Projektes in Ittersbach und wollte  wissen, ob auch die künftigen Baugebiete wie Froschgärten und Schaftrieb angeschlossen werden könnten. Ramsaier bat den Gemeinderat, für den Anschluss von der Langensteinbacher Höhe und Kurfürstenbad aktiv zu werben. Wenn ein Partner nicht mitmache, müsse das Ganze neu bewertet werden. Man könne neue Kunden in Neubaugebieten mit anschließen. Alleine dadurch  werde das Netz allerdings nicht wirtschaftlich. Bezüglich des eingesetzten Holzes betonte er, dass die Holzhackschnitzel ganz wesentlich aus der Region kommen und es sich um nicht verwertbares Restholz – z.B. Borkenkäferholz – handle. Gesunde Bäume würden nicht verwendet. Die Holzpellets stammten aus Baden-Württemberg und hier sei man ausreichend gut versorgt. Birgit Schwegle von der Umwelt und Energieagentur des Landkreises sagte, dass man offensiv für den Anschluss von Privaten werben wolle. GR Hans-Gerhard Kleiner (Freie Wähler) fragte nach, was passiert, wenn durch Kredite finanzierte Investitionen nicht zurückgezahlt werden könnten und die Bank durch Pfandrechte in Besitz des Ganzen käme. Dann würde diese – so Ramsaier – sicher einen neuen Betreiber suchen. Bisher sei dies in der Firmengeschichte allerdings noch nie der Fall gewesen. 

Weitere Informationen finden Sie im Ratsinformationssystem der Gemeinde Karlsbad https://www.karlsbad.de/risng?action=overview wenn Sie die Gemeinderatssitzung 17.Juni 2020 auswählen.