Karlsbader Mitteilungsblatt

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Hoffentlich?! Ostern!

08.03.2021 – 22.03.2021

Als Kind konnte ich eigentlich immer hoffen … als Erwachsene ist das schon schwieriger. Da kommen mir immer wieder Zweifel: Was ist, wenn nicht eintritt, was ich mir erhoffe? Was ist, wenn nicht (wieder) alles gut wird? Und überhaupt: Ist es nicht so oft völlig aussichtslos, zu hoffen?

Doch im Laufe meines Lebens habe ich erfahren: Erst, wenn ich loslasse und nicht mehr kontrollieren will, wenn ich mich dem anvertraue, dessen Hand mich bewahrt von Anfang an, wird die Hoffnung in mir (wieder) lebendig. Erst, wenn ich durch die Wüste meiner Einsamkeit und Zweifel, meiner Ohnmacht und Schmerzen gehe und sie aushalte, wächst mein Mut, zu hoffen, wo es (noch) nichts zu hoffen gibt. Erst, wenn ich mir nichts schönrede und aufhöre, alles „wieder gut“ haben zu wollen, wird die Hoffnung in mir stark und trägt mich durch Dick und Dünn.

Ich habe erlebt: Es gibt also ein Dazwischen, einen Raum und eine Zeit zwischen meiner Sehnsucht nach Hoffnung und meinem Mut zur Hoffnung – trotz allem und oft auch wider die Vernunft. In dieses Dazwischen kann ich kommen, wie ich bin, mit all meinen Fragen und Zweifeln – und mich darin hineinleben in das, was mir an Antworten von dort erwächst. Als Erwachsene suche ich immer wieder in diesem besonderen Raum, dieser besonderen Zeit meine Hoffnung neu. Eine Suche im Vertrauen und Glauben – eine spirituelle Suche.

Auf diesem Weg werde ich Verlorengegangenes nicht zurückholen, Zerbrochenes nicht wieder unversehrt und Not und Elend nicht ungeschehen machen können. Aber es kann so vieles anders werden bei mir, mit mir und um mich: Wenn ich mich berühren lasse von dem, was ist, Zweifel nicht beiseiteräume, nicht billig vertröste, sondern da bin und mit aushalte, mir und anderen vergebe, aufhöre, immer nur nützlich sein zu wollen und mich darauf einlasse, dass ich ohne mein Zutun gesehen und geliebt bin.

(Er-)steht in solcher Hoffnung nicht das Leben auf? 

Pfarrerin Ulrike Rauschdorf