Liebe Leserinnen und Leser!
Eine große Trockenheit war über das Land gekommen. Zuerst war das Gras braun und grau geworden. Dann starben Büsche und kleinere Bäume. Kein Regen fiel, der Morgen erwachte ohne die Erfrischung des Taus. Viele Tiere waren verdurstet, denn nur wenige hatten noch die Kraft gehabt, aus dieser Wüste zu fliehen. Die Trockenheit dauerte an. Selbst die stärksten, ältesten Bäume, deren Wurzeln tief in die Erde reichten, verloren ihre Blätter. Alle Brunnen und Flüsse, die Quellen und Bäche waren vertrocknet. Eine einzige Blume war am Leben geblieben, denn eine ganz kleine Quelle gab noch ein paar Tropfen Wasser. Doch die Quelle verzweifelte: „Alles vertrocknet, verdurstet und stirbt, und ich kann nichts daran ändern. Wozu soll es noch sinnvoll sein, dass ich ein paar Tropfen aus der Erde hole und auf den Boden fallen lasse?“ Ein alter Baum stand in der Nähe. Er hörte die Klage. Bevor er starb, sagte er zur Quelle: „Niemand erwartet von dir, dass du die ganze Wüste zum Grünen bringst. Deine Aufgabe ist es, einer einzigen Blume Leben zu geben. Mehr nicht.“ (Ein afrikanisches Märchen)
Ich wünsche uns allen für die nächste Zeit offene Ohren, die bereit sind, als Mann oder als Frau zu hören: „Du bist wichtig“. Es kommt auf Dich an. Dir ist eine Aufgabe anvertraut.
Ich wünsche uns allen den Mut, das Kleine oder Wenige in unserem Leben anzunehmen und zu achten. Auf das zu schielen, was einem anderen gegeben ist, macht uns meistens unzufrieden.
Ich wünsche uns die Bereitschaft, das Wenige zu verschenken, damit ein anderer leben kann. Das ist ein urbiblisches Prinzip. Gott spricht: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen für andere sein.“
Herzliche Grüße
Holger Jeske-Heß, Pfarrer der Evang. Kirchengemeinde Spielberg