Karlsbader Mitteilungsblatt

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300 Jahre Schank- und Schildrecht

15.06.2010 – 30.06.2010

Gasthaus „Grüner Baum" in Karlsbad-Langenstienbach feiert

„300 Jahre Schankrecht, eine gewaltige Geschichte!" Mit diesen Worten untermalte Bürgermeister Rudi Knodel am vergangenen Samstag, 12. Juni, den historischen Moment im Hof des Grünen Baums. Obwohl der feierliche Fassanstich nicht beim ersten Mal gelingen sollte und es eines zweiten Versuch bedurfte, war das Strahlen und die Freude in den Augen der Anwesenden zu erkennen. „Bedenkt man, dass der Grüne Baum fast halb so alt ist wie Langensteinbach, zeigt dies, wie wichtig er für unser Dorfleben ist", unterstrich Knodel dieses Ereignis. Bereits 1680 bekam der Grüne Baum eine eingeschränkte Konzession und wurde somit als Straußenwirtschaft bezeichnet. Damals galt das Wirtshaus als Treff für Handwerksgesellen. Im Jahr 1710 erhielt Paulus Rau die Schildgerechtigkeit, dies bedeutete erstmals die volle Konzession. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war der „Grüne Baum" im Besitz einer Familie Ükele, anschließend im Eigentum einer Familie Rau, in die 1786 Johann Christoph Dambacher einheiratete. Seither ist die Gastwirtschaft ununterbrochen im Familienbesitz. Vor allem Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts galt der Grüne Baum im badischen Fürstenhaus als angesehene Einkehrstätte. Bis 1977 betrieb Erna Knab, geborene Dambacher zusammen mit ihrem Ehemann Wilhelm Knab die Gaststätte in der sechsten Generation. Seither ist das Gasthaus verpachtet. Im Jahre 1999 ging der „Grüne Baum" in das Eigentum der Geschwister Frey über (Kinder von Lydia Frey, geb. Dambacher und Enkel von Ludwig Dambacher). „Früher haben edle Herrschaften hier gespeist", betont Doris Wölfel, die die Enkelin des verstorbenen Ludwig Dambachers ist. Da die Familie Dambacher keine direkten Nachkommen hatte, bildete sich die Erbengemeinschaft Frey-Wölfle, die das Ziel verfolgt, den Grünen Baum als Wirtshaus für Jedermann zu erhalten. „Mit Andreas Saborowski, der seit 2009 die Gaststätte führt, haben wir einen sehr guten Pächter gefunden", freute sich Doris Wölfle. Während des Fassanstiches betonte Andreas Saborowski die Wichtigkeit dieses Ereignisses. „Es ist eine große Ehre für mich, dieses Datum als Pächter erleben zu dürfen", sagte er stolzen Blickes. Mit der Renovierung vor drei Jahren wollte er eine Mischung zwischen neuem und altem Flair schaffen. So wurden die bereits 100 Jahre alten Holzbalken im Inneren restauriert. „Gerade Gäste aus Frankreich und Holland lieben die authentische Umgebung", zeigt sich Saborowski zufrieden. „Dieses Wirtshaus mit seiner Tradition ist ein Gerüst für die komplette Bürgerschaft", ergänzte Knodel Saborowskis Sätze. Dass der Grüne Baum mit seiner urgemütlichen Art auch heute noch für prominente Gäste interessant ist zeigt der bereits mehrmalige Besuch des ehemaligen CDU-Generalsekretärs Heiner Geißler. Für das musikalische Programm während und nach dem Fassanstich sorgte der Musikverein „Lyra Langensteinbach". Am Sonntagmittag konnten die Gäste bei einem gemütlichen Kaffee und einer großen Auswahl an Kuchen die nächsten 300 Jahre Schank- und Schildrecht für den Grünen Baum einläuten.

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Feuchtfröhlicher Fassanstich anlässlich der Feierlichkeiten zum 300-jährigen Schankrecht des „Grünen Baum" in Karlsbad-Langensteinbach. Foto: Gemeinde Karlsbad