Karlsbader Mitteilungsblatt

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Deutschlands Angst vor dem Abstieg

17.09.2019 – 24.09.2019

So titelt der Spiegel die Ergebnisse einer Umfrage zur Generation Mitte. "Den Deutschen geht es materiell so gut wie selten zuvor. Und doch glauben laut einer neuen Studie sehr viele Menschen, dass es mit der Wirtschaft bald bergab geht." (Zitat aus Spiegel online)

Wir leben in tatsächlich (wie eigentlich schon immer) bewegten Zeiten. Dass alles so bleibt, wie es ist, davon ist nicht auszugehen. Von Ängsten hört man viel in diesen Tagen: Angst vor zu vielen Migranten, Angst vor dem Klimawandel, Angst vor kriegerischen Konflikten, - und als eine Variante möglicher Ängste: Angst vor dem wirtschaftlichen Abstieg.

Ängste sind sehr unangenehm. Und doch suchen sie uns heim. Sie fordern uns heraus. Sie sind die sichtbare Seite unserer Ohnmacht und unserer Verletzlichkeit. Wir müssen Ängste nicht wegmachen, sie dürfen sein. Es ist gut, nicht vor ihnen wegzulaufen. Es ist gut, anderen von ihnen zu erzählen. Es ist gut, Gott von ihnen zu erzählen. Gott ist nicht nur der beste Therapeut, er stellt auch unsere herkömmlichen Erfahrungen auf den Kopf. Ängste sind nicht einfach zu überwinden wie ein lästiges Übel, sondern Gott versteht sie als fruchtbaren Ackerboden. Er sagt nicht: "Fürchte dich vor dem letzten Platz!", sondern: "Suche den letzten Platz auf!". Also: Wovor du Angst hast, da geh hin. Gottes Zusage ist, dass wir ihm dort begegnen werden. Das provoziert, - und das soll es auch.

Ruth Fehling (Pastoralreferentin, kath. Kirche Karlsbad-Waldbronn)