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Bertha-von-Suttner Schule Ettlingen

02.02.2021 – 31.03.2021

Schule im Lockdown - eine schulinterne Zwischenbilanz

Wir starteten am Montag nach den Weihnachtsferien denkbar holprig. Die vom Land BW offiziell zur Verfügung gestellte Lernplattform Moodle hielt der vielfachen gleichzeitigen Nutzung in unserer Region nicht stand, sodass viele Schüler und Lehrer sich an diesem Vormittag leider nicht einmal einloggen konnten. Nachdem die Serverkapazitäten in den folgenden Tagen erhöht wurden, waren Videokonferenzen zwar möglich, der Ton in vielen Fällen aber leider nicht stabil genug für eine Unterrichtstunde. Als auch dieses Problem bis Ende des ersten Schulwoche weitgehend behoben worden war, konnten wir den Onlineunterricht wie geplant aufnehmen.
Nach nun drei Wochen im Onlinebetrieb, möchten wir gerne ein bisschen aus unserem ja nun völlig veränderten Schulalltag berichten.

Aus Lehrersicht lässt sich sagen, dass es das Eine ist, eine theoretische Schulung über die Möglichkeiten eines digitalen Programmes zu erhalten und etwas ganz anderes, dieses in einer laufenden Videounterricht zu navigieren. Es zeigt sich aber, dass digitale Unterrichtstunden gut gelingen und auch diverse unterschiedliche Methoden und Sozialformen wie Gruppen- oder Partnerarbeit eingesetzt werden können, wenn ihnen alle Beteiligten mit entsprechender Flexibilität und Offenheit begegnen.
Eine Unterrichtsstunde muss für guten Fernlernunterricht grundlegend anders konzipiert werden, was erheblich höheren Vorbereitungsaufwand bedeutet. Dieser führt zu entsprechender Frustration , wenn die Stunden sich dann wegen immer wieder auftretender technischer Probleme nicht umsetzen lassen. Frustrierend ist für Lehrkräfte außerdem, dass man leider nicht alle Schüler gleichermaßen erreicht. Es fehlt hier zum Teil an technischer Ausrüstung, an stabilen Internetverbindungen und manchmal leider auch an der entsprechenden Motivation der Schüler.
Deutlich wird darüber hinaus, wie viele kleine Absprachen mit Kollegen oder Schülern im Präsenzunterricht einfach nebenbei passieren. Diese Absprachen digital zu treffen, oder einfach die in dieser Situation natürlich unzähligen aufpoppenden Fragen digital zu beantworten, ist sehr zeitaufwändig und führt zu einer wahren Datenflut.
Andererseits zeigen sich auch Vorteile der digitalen Schule, die im Präsenzunterricht so nicht aufkommen könnten. Niemand muss sich bei winterlichen Bedingungen Sorgen machen, wie er das Schulhaus sicher erreicht und die Kaffeemaschine gefüllt mit der eigenen Lieblingskaffeesorte steht jederzeit parat. Schön zu sehen ist außerdem, wie sich Solidarität innerhalb des Kollegiums auch digitale Wege bahnt und dort Zusammenarbeit entsteht, wo es sie vorher vielleicht noch nicht gab. Besonders freut sich ein Lehrerherz dann, wenn Schüler, die sich im Präsenzunterricht selten bis nie zu Wort melden, unter den neuen Bedingungen des digitalen Lernens aufblühen und zu erfreulichen Höchstleistungen auflaufen.

Schüler wiederum finden sich ebenfalls in einer grundlegend neuen Situation wieder. Hier sind es manchmal leider schon die äußeren Bedingungen, die Herausforderungen mit sich bringen.
Nicht alle verfügen über einen ungestörten Lernraum innerhalb des familiären Wohnraums, auch steht nicht jedem eine entsprechende technische Ausstattung zur Verfügung. Tatsächlich wurde hier im Vorfeld zwar Bedarf an digitalen Leihgeräten von der Schule abgefragt. Rückblickend wird aber klar, dass manche Schüler sich schlicht nicht trauten, den Bedarf anzumelden.
So nehmen Schüler zum Teil auf ihrem Smartphone am Unterricht teil, auf dem ihnen nicht alle Funktionen der Lernplattformen zur Verfügung stehen oder verfügen schlicht nicht über einen eigenen Drucker, sodass sich das Ausdrucken der Materialien als aufwändig oder kostspielig erweist. Dazu kommt der nicht immer ausreichende Internetzugang.
Was die Situation des Videounterrichts konkret betrifft, können sich manche Schüler nur tippend im mitlaufenden Chat, aber nicht verbal beteiligen, da sie über kein funktionierendes Mikrofon verfügen.
Insgesamt erhielten wir von den Schülern in Bezug auf den Onlineunterricht, vor allem in den ersten beiden Wochen, die Rückmeldung, dass die Kommunikation mit Lehrern nicht immer reibungslos verläuft, sich einzelne Klassen noch mehr Videounterricht wünschen und der Umfang der vergebenen Hausaufgaben in beide Richtungen noch besser an die digitalen Bedingungen angepasst werden könnte.
Wie oben aber bereits erwähnt, hat sich nach dem ruckeligen Start nach den Weihnachtsferien die Situation für die Schüler ebenfalls etwas eingependelt. Ihrem Alter entsprechend, lassen sie sich auf die digitale Welt deutlich unbefangener ein und kommen oft problemloser damit zurecht.
Die 16-jährige Kim Favorke aus Ettlingen, die die Klasse 11 des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums der Bertha-von-Suttner Schule besucht, hat sich freundlicherweise bereit erklärt, aus ihren privaten Erfahrungen mit dem digitalen Fernlernunterricht zu berichten.
Sie gibt an, zufrieden mit der aktuellen schulischen Situation an der Bertha zu sein und sich deutlich besser betreut zu fühlen als im Frühjahr 2020 (als sie allerdings auch noch eine andere Schule besuchte).
Dass das Onlinelernen gut klappt, führt sie unter anderem darauf zurück, dass die Schule die Lernplattform Moodle in Kombination mit dem schulinternen Untis Messenger nutze. So steht eine Plattform für Videounterricht und Materialverteilung und gleichzeitig ein datenschutzkonformer, schulinterner Messenger für die Kommunikation außerhalb des Unterrichts und Klärung aller Fragen zur Verfügung. Als weiteren Grund gibt sie die Computerschulungen an, die alle Klassen zu Beginn des Schuljahrs schon zur grundlegenden Nutzung des Lernplattform Moodle erhalten haben. Geholfen habe auch, dass sie in den ersten beiden Stunden nach den Weihnachtsferien Unterricht bei ihrer Mathelehrerin, gehabt hätte, die auch Informatiklehrerin ist und ihnen ruhig das Vorgehen in der aktuellen Situation erklärt und damit die Aufregung genommen habe.

Kim berichtet, dass es für ihre Klasse von der ersten Woche an gut gelaufen sei. Ihre Klasse erhalte viel Videounterricht, der über den Verlauf der letzten beiden Wochen eindeutig abwechslungsreicher geworden sei. „Während das am Anfang eher Lehrervorträge waren, gibt es jetzt wechselnde Methoden wie Gruppenarbeit oder Lernspiele“, berichtet Kim.
Die Klasse SG 11 arbeite außerdem sehr gut zusammen, es stehe immer sofort jemand aus der Klassengemeinschaft bei Fragen oder technischen Schwierigkeiten zur Verfügung und die Klassenkameraden träfen sich zum Teil morgens vor der 1. Unterrichtstunde und in den Pausen in einem privaten Videochatraum um „gemeinsam in den Tag zu starten und den Kontakt nicht zu verlieren“.
Was ihrer Meinung nach noch idealer laufen könne, ist der Umgang mit digitaler mündlicher Mitarbeit. Einige Schüler hätten das Gefühl, dass es schwierig sei, gleichberechtigt zu Wort zu kommen. Auch wünsche sie sich, dass alle Lehrer die Materialien, die für die Stunden des Folgetages benötigt werden, etwas früher zur Verfügung stellen, sodass man nicht spät abends noch suchen müsse, in welchem Fächerkanal etwas eingetrudelt sei.
Auf die Frage, wie sie die digitale Kommunikation in Videounterricht erlebe, antwortete Kim: „Am Anfang war es ein bisschen komisch, aber wir sind doch ohnehin eine onlinegerichtete Generation, wir haben da eigentlich keine Hemmungen.“
Folgende kleine Tipps hat Kim außerdem für andere Schüler:

1) Sich abends schon für den nächsten Schultag vorbereiten: Also alle Materialien vor der Unterrichtstunde herunterladen und/oder ausdrucken.
2) Sich einen Pausenwecker stellen, um nicht permanent vorm Bildschirm zu sitzen.
3) Immer eine Flasche Wasser auf dem Schreibtisch stehen haben und genug trinken.

Insgesamt kann man also sagen, dass unser digitaler Start schwierig war, wir aber merken, wie wir gemeinsam von Woche zu Woche besser werden.
Fakt ist: Schule ist einfach viel mehr als bloßer Unterricht und wir alle freuen uns schon darauf, uns hoffentlich bald wieder persönlich zu begegnen!