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„Natur nah dran“ in Karlsbad: Färberkamille und Natternkopf für Wildbienen und Schmetterlinge

06.07.2021 – 20.07.2021

Pflegeeinsatz sorgt für eine gute Entwicklung der Wildblumen

Es blüht für Mauerbienen, Bläulinge und Distelfinken: Am Dienstag, 22. Juni 2021, trafen sich sieben der insgesamt 15 Kommunen, die 2020 am NABU-Projekt „Natur nah dran“ teilgenommen hatten, in Marbach am Neckar. Gemeinsam begutachteten und pflegten sie bei einem Workshop die Blühflächen, die sie im September 2020 mit Wildstauden und -blumen bepflanzt hatten. Unter Anleitung des Naturgartenplaners Dr. Reinhard Witt unterschieden die knapp 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – aufgeteilt auf zwei Gruppen –  welche Jungpflanzen der im Vorjahr eingebrachten Arten bereits auf den Flächen zu sehen sind. Einige weniger erwünschte Arten wie Steinklee und Hirtentäschel, die die Fläche schnell zu überwuchern drohen und deren Samen sich noch im Boden befunden hatten, wurden entfernt. So haben die zum Teil noch kleinen Wildblumen und -stauden Platz und Licht, um zu wachsen.

Stabile und artenreiche Pflanzengesellschaften brauchen als Grundlage gemähte Flächen um sich entwickeln  zu können

„Die im Projekt angelegten Biotope benötigen anfangs etwas Geduld und Pflege, um sich zu entwickeln. Interessant ist auch, dass sie sich im Laufe der ersten Jahre immer weiter verändern“, erklärt Martin Klatt vom NABU Baden-Württemberg. „Blühen beispielsweise im ersten Jahr noch viele einjährige Pflanzen wie Mohn oder Wegerich-Natternkopf, etabliert sich über die Jahre eine stabile Pflanzengemeinschaft mit mehrjährigen Arten. Das macht die Flächen als Lebensraum so attraktiv für viele Insekten und andere Tiere. In den kommenden Jahren werden Arten wie Witwenblume, Wiesensalbei und Wiesenmargerite emporwachsen. Sie schlummern noch im Boden und sind wegen ihrer noch geringen Größe nur mit genauem Blick zu erkennen. Um diese gewünschten Arten zu fördern ist es auch notwendig, die Flächen im ersten Jahr öfter zu mähen. Dabei wird es auch vorkommen, dass gerade blühende Pflanzen abgemäht werden, was auf den ersten Blick unsinnig erscheint. „Für die Entwicklung einer langfristigen, stabilen und artenreichen Pflanzengesellschaft aus heimischen Arten ist dies aber notwendig“ erklärte Thomas Anderer vom Garten- und Umweltamt der Gemeinde Karlsbad, der zusammen mit Sascha Röck an dem Workshop teilgenommen hat. Bürgermeister Jens Timm freut sich ebenfalls über die Erkenntnisse aus dem Projekt die auch für die Gemeinde Karlsbad sehr nützlich sind. Die Teilnehmenden erhielten bei der Veranstaltung viele Anregungen und Tipps, wie die Wildblumenwiesen und Wildstaudenflächen dauerhaft gepflegt werden und wie mit eventuellen anfänglichen Schwierigkeiten umgegangen werden kann. Zu Gast in Marbach waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grünflächenämter, Stadtgärtnereien und Bauhöfe aus sieben der insgesamt 15 in 2020 für „Natur nah dran“ ausgewählten Kommunen. Das sind: Dornstadt, Karlsbad, Künzelsau, Marbach am Neckar, Neckarsulm, Waldenbuch und Zaisenhausen.

Wildbienen summen mitten in Marbach

„Besonders erfreulich ist, dass wir hier in Marbach schon zahlreiche Wildblumen wie Färberkamille und Venus Frauenspiegel sehen konnten, an denen nicht nur Honigbienen Nahrung finden, sondern auch die anspruchsvolleren Wildbienen“ sagt Martin Klatt. „Das ist besonders wichtig, denn von den rund 460 Wildbienenarten in Baden-Württemberg sind über die Hälfte in ihrem Bestand gefährdet. Da leisten Flächen wie die mit ‚Natur nah dran‘ angelegten einen wertvollen Beitrag, um die wichtigen Bestäuber zu schützen.“

Ein Treffen vor Ort ist durch nichts zu ersetzen

Die Teilnehmenden erhielten bereits im April eine Online-Schulung mit Reinhard Witt und dem NABU-Team, da zu diesem Zeitpunkt ein Treffen vor Ort wegen der Corona-Pandemie nicht möglich war. Martin Klatt freute sich, die Zuständigen der Kommunen nun wieder in Marbach zu sehen: „Die Teilnehmenden waren sich einig: Die Tipps aus dem Online-Seminar und der virtuelle Austausch mit den anderen Kommunen haben ihnen sehr geholfen. Ein Treffen vor Ort ist aber durch nichts zu ersetzen: Hier konnten wir gemeinsam die Pflanzen anfassen, riechen und entscheiden, ob sie entfernt werden müssen oder die Fläche bereichern. Diese Erfahrungen sind für die Arbeitspraxis unentbehrlich.“

Hintergrund

Das NABU-Projekt „Natur nah dran“ wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg sowie im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes. Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit Rat und Tat dabei zu unterstützen, Grünflächen im Sinne der Biodiversität umzugestalten. Weitere Informationen: www.naturnahdran.de

Eine blühende „Natur nah dran“ Fläche befindet sich in Karlsbad auch im Friedhof in Spielberg. Foto: Gemeinde Karlsbad

Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Marbach. Foto: BUND