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Land würdigt Engagement von Karlsbad für Artenvielfalt

31.08.2021 – 19.09.2021

Projekt „Natur nah dran“ zieht Erfolgsbilanz bei Abschlussfeier in Kornwestheim - 61 Kommunen gestalteten 200.000 Quadratmeter Grünfläche mit NABU-Hilfe naturnah um

Karlsbad schafft Lebensräume für Wildbienen, Schmetterlinge und Wildpflanzen mitten im Siedlungsraum. Dafür erhielt die Gemeinde Karlsbad nun eine Urkunde für das Engagement zum Erhalt der Biologischen Vielfalt von Umweltministerin Thekla Walker MdL und NABU-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel, bei der Abschlussfeier der ersten Projektrunde des Kooperationsprojekts „Natur nah dran“ von NABU und Land in Kornwestheim am 29. Juli 2021. Insgesamt hatten 61 Städte und Gemeinden zwischen 2016 und 2020 mit „Natur nah dran“ einen Teil ihrer Grünflächen in artenreiche Wildblumenwiesen und wertvolle Biotope umgewandelt.

„Natur nah dran“-Flächen in Karlsbad

Die umgestalteten Flächen in Karlsbad sind noch jung und in der Entwicklung. Sie verändern sich anfänglich stark und auch später in Abhängigkeit vom Klima immer wieder. Es bleibt spannend, diese Veränderungen  zu beobachten.“ Karlsbad will auch über die geförderten Flächen hinaus in den nächsten Jahren weitere Flächen naturnah umgestalten. Dazu laufen in der Verwaltung gerade Überlegungen, wo und in welchem Zeitfenster das zu bewerkstelligen ist. Zudem wollen wir auch die privaten Gartenbesitzer zu diesem Schritt ermutigen“, sagt dazu Bürgermeister Jens Timm. 

Kommunen und Umweltministerin besichtigen Wildblumenwiese in Kornwestheim

Kornwestheim hatte vor zwei Jahren angefangen, fünf Grünflächen im Rahmen von „Natur nah dran“ von NABU und Land mit heimischen Wildblumen und -stauden insekten- und vogelfreundlich umzugestalten. Inzwischen ist ein artenreiches Kleinbiotop direkt neben dem Kultur- und Kongresszentrum entstanden, an dem es bunt blüht und laut summt und brummt. Davon überzeugten sich Umweltministerin Thekla Walker und Gäste aus Karlsbad und weiteren Projektkommunen.

75 weitere Städte und Gemeinden werden bis 2027 gefördert

Walker freute sich, dass ab Mitte September 2021 bis 2027 75 weitere Kommunen zum Zuge kommen, wenn das Projekt in die zweite Runde geht: „Hier blühen Purpur-Leinkraut, Steppen-Salbei, Rapunzel-Glockenblume und viele weitere Wildpflanzenarten. Die Fläche in Kornwestheim zeigt beispielhaft, dass die Städte und Gemeinden einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten können und wollen. Fast jede vierte Kommune im Land hat sich seit 2015 für eine naturnahe Umgestaltung von Grünflächen im Rahmen des Projekts beworben, das Interesse ist groß. Deshalb unterstützen wir bis 2027 jährlich 15 weitere Kommunen.“

Praxisnahe Schulungen sind Schlüssel zum Erfolg

NABU-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel betonte, dass im Projekt „Natur nah dran“ die praxisnahen Schulungen der Schlüssel zum Erfolg sind: „Die teilnehmenden Kommunen haben über das Projekt hinaus auf eigene Initiative hin weitere 100.000 Quadratmeter nach den ‚Natur nah dran‘-Methoden umgestaltet. Sie waren also überzeugt, dass diese Methoden funktionieren – und haben das nötige Wissen erworben, um selbstständig weiterzumachen. Auch die Stadt Kornwestheim gestaltet im Oktober zwei weitere Flächen um.“ Bei den Projekt-Schulungen kamen die Mitarbeitenden der kommunalen Bauhöfe an mehreren Terminen zusammen, um gemeinsam und beispielhaft Flächen naturnah anzulegen und zu pflegen. Dabei gab es Tipps und Beratung von Naturgartenplanerinnen und -planern sowie dem NABU-Team. Dieses Wissen haben die Teilnehmenden dann direkt auf den Flächen ihrer jeweiligen Heimatkommune umgesetzt.

Kommunen bereiten sich auf Klimawandel vor

Wie können Städte und Gemeinden mit Wildpflanzen dem Klimawandel trotzen? Dazu tauschten sich die „Natur nah dran“-Kommunen am Vormittag der Abschlussfeier aus. Naturgartenplaner Dr. Reinhard Witt verdeutlichte dabei in einem Vortrag: Verkehrsinseln mit Wildstauden, Wildblumenwiesen im Park oder heimische Sträucher am Straßenrand blühen auch in Zukunft bunt. Denn Wildpflanzen haben über die Jahrhunderte gelernt, mit Hitze, Trockenheit und kurzzeitiger Staunässe zurechtzukommen. Deutlich pflegeintensiver werden mit den trockener und heißer werdenden Sommern hingegen die noch weit verbreiteten Blumenbeete mit exotischen Zuchtpflanzen sowie kurz gemähte Rasenflächen. „Es wird immer teurer, diese zu bewässern. Auch deshalb lohnt es sich für Kommunen, ihre Flächen umzuwandeln“, erklärte Witt.

 „Natur nah dran“ auf einen Blick

Von 2016 bis 2021 wurden 61 „Natur nah dran“-Kommunen mit Rat und Tat dabei unterstützt, die biologische Vielfalt im Siedlungsbereich zu fördern. Sie haben bereits mehr als 200.000 Quadratmeter naturnah umgestaltet – die Hälfte davon zusätzlich zu den geförderten Flächen auf eigene Initiative hin. In der zweiten Projektrunde werden von 2022 bis 2027 jährlich 15 weitere Städte und Gemeinden gefördert. Die Städte und Gemeinden erhalten außerdem eine Zuwendung in Höhe von 50 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben (maximal 15.000 Euro) und fachliche Unterstützung bei der Planung. „Natur nah dran“ wird durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert sowie im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie. Die Kommunen der ersten beiden Jahrgänge wurden bereits 2018 im Rahmen eines Vernetzungstreffens mit Urkunden ausgezeichnet.

„Natur nah dran“ in Zahlen

·         61 Kommunen wurden schon gefördert (2016-2020), 75 weitere Kommunen kommen noch dazu (2022-2027).

·         200.000 Quadratmeter wurden naturnah umgestaltet – davon 100.000 Quadratmeter auf eigene Initiative der Kommunen.

·         Rund 700 Teilnehmende der Kommunen kamen von 2016 bis 2020 zu einer Schulung.

Weitere Informationen:www.naturnahdran.de

Text: Nabu/Gemeinde Karlsbad

V.l. NABU-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel, Thomas Anderer – stellvertretender Leiter des Garten- und Umweltamtes und Umweltministerin Thekla Walker. Foto: Nabu