Karlsbader Mitteilungsblatt

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Wald hat viele Funktionen

12.10.2021 – 31.12.2021

Gemeinderat informierte sich beim Waldbegang unter anderem über  Waldpflege, Klimawandel, Naturschutz, Erholung und mehr

Bei immer wieder feuchtem Wetter (Waldwetter) fand Anfang Oktober der Waldbegang des Gemeinderates statt. Nach einem Jahr Corona-bedingter Pause hatten das Forstamt und die Gemeinde Karlsbad wieder zu einem solchen eingeladen. Als Rundgangsgebiet wurde der Distrikt „Großer Wald“ des Gemeindewaldes Karlsbad ausgewählt.

Forstrevierleiter Martin Mußgnug und der Leiter des Landkreis-Forstamtes, Martin Moosmayer, führten Gemeinderäte und Interessierte durch den Wald. Im Verlaufe des ca. zweistündigen und vier Kilometer langen Rundganges veranschaulichte die Forstverwaltung, wie breit ihr Tätigkeitsspektrum ist.

Im Mittelpunkt der Informationen stand der aktuelle Zustand des Waldes nach den Trockenjahren von 2018 bis 2020 und die Wiederbewaldung der Schadflächen. Weiterhin diskutierten die Anwesenden über eine Naturschutzkonzeption für den Gemeindewald. Anhand von sechs Informationspunkten im Wald kamen Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Fachleuten ins Gespräch.

Zu Beginn der Sitzung begrüßte Bürgermeister Jens Timm Gemeinderäte und Interessierte und freute sich über die trotz des nassen Wetters große Resonanz. Der 1.200 Hektar große Gemeindewald erfülle wichtige Funktionen. Gerade Corona habe deutlich gemacht, wie wichtig der Wald für die Bevölkerung als Erholungsbereich ist. Auch der Holzmarkt müsse sorgsam beobachtet und der Holzverkauf klug gemanagt werden. Die Forstverwaltung erfülle diese und andere Funktionen gut, „Wir sind mit unseren Mitarbeitern und unserem Revierleiter sehr zufrieden“, so Timm. Die Nutzungskonflikte seien im Karlsbader Wald zwar vorhanden, aber nicht besonders ausgeprägt. In anderen Waldgebieten des Landkreises sei dies anders.

„Dem Wald geht es nicht so gut“, so Martin Moosmayer – Forstamtsleiter vom Landkreis Karlsruhe. Von den Sturmereignissen der letzten 30 Jahre sei der Sturm Lothar 1999 am stärksten gewesen. Der Klimawandel mache sich auch im Karlsbader Wald bemerkbar: „Die Trockenphase 2018-2020 hat erhebliche Auswirkungen auf das recht träge Ökosystem Wald“. Es fehle immer noch Wasser. Aus Sicht des Forstes müsste es noch zwei weitere Sommer so regnen wie 2021 um die Wasservorräte wieder aufzufüllen.

Gute Resonanz beim Waldbegang des Gemeinderates

Geschädigtes Fichten-Baumholz

Beim Waldbegang machte die Runde an einem knapp 40jährigen jungen Fichtenwald Station. An diesem kam es in den Jahren 2019 und 2020 infolge Trockenheit zu Borkenkäferbefall. Dem Forstamt sei es gelungen, durch das schnelle Aufarbeiten des Schadholzes größere Schäden zu vermeiden. Trotzdem seien zwei Kahlflächen entstanden. Auf Grund von ersten Naturverjüngungs-Ansätzen bestehe die Hoffnung auf eine natürliche Wiederbewaldung. Allerdings seien die entstandenen Freiflächen für das Rehwild besonders attraktiv. Daher werde versucht, die Naturverjüngung mit einzelnen Gitternetzen zu schützen, erläuterte Mußgnug.

In Bezug auf den Klimawandel pflanze man auch – ergänzend zur Naturverjüngung - trockenresistentere Bäume. So versuche man,  den natürlichen Prozess der Klimaanpassung des Waldes zu beschleunigen.  Der Forst strebe ferner an, von den Plastik-Schutzröhrchen wegzukommen. Plastik gehöre eigentlich nicht in den Wald. Allerdings brauche die Entwicklung von marktgängigen Alternativen noch Zeit, so Moosmayer auf eine kritische Nachfrage zum Plastikeinsatz der Forstverwaltung von GR Roland Rädle (CDU).

Im Vergleich zu Karlsbad seien die Schadflächen im sonstigen Landkreisgebiet erheblich größer, so Moosmayer. Es gebe zum Teil Flächen in der Rheinebene die total ausfallen. Im Karlsbader Wald verzeichne man relativ wenig Schäden und die eigene Forstreviertruppe leiste gute Feuerwehrarbeit. „Im Jahr 2020 gab es 1.000 Kubikmeter Käferholz und seit Jahresanfang bis jetzt nur 100 Kubikmeter“, ergänzte Mußgnug.

Fläche mit geschützter Naturverjüngung

Pflege eines jungen Nadelholz-Mischbestandes nach Sturm Lothar

Weiter wurde eine rund 20’jährige Jungwaldfläche in Augenschein genommen. Sie ist nach dem Sturm Lothar ohne forstliche Pflanzung natürlich entstanden. Die notwendigen Pflegemaßnahmen hätten das Ziel, den Mischwald zu fördern und die zukunftsfähigen Einzelbäume zu stabilisieren. Zur Wertsteigerung werden zukunftsfähige Douglasien geästet. Von den 1.200 Hektar Fläche gebe es ca. 350 Hektar Pflegeflächen. Diese kosten der Gemeinde auch in den nächsten Jahren Geld, so die Botschaft der Forstverwaltung.

Geschädigtes Buchen-Altholz

Erschreckende Eindrücke der Dürreschäden gab es an einer Fläche mit Altbuchen. Die Schäden treten trotz guter Wetterbedingungen 2021 weiter auf und die Absterbe-Prozesse schreiten fast ungebremst weiter fort. Anhand eines über 140jährigen Buchen-Altholzes erläuterte der Forst, wie in solchen Fällen vorgegangen wird. Die Buche vertrage zwar die Hitze besser als andere Bäume. Allerdings solle trotzdem die vorhandene Buchen-Naturverjüngung durch Ergänzungspflanzungen aufgewertet werden. Das Thema Arbeitssicherheit spiele bei der Fällung dieser Altholz-Buchen eine zentrale Rolle. Unter anderem komme inzwischen ein ferngesteuerter und motorbetriebener Fällkeil zum Einsatz. Der Forst demonstrierte den Einsatz dieses Gerätes an einer Fläche. Auch eine Räummaschine zum bodenschonenden Freiräumen von Rückegassen konnte besichtigt werden.

Erschreckend waren die Trockenschäden in einem Buchen-Altholz-Bestand.

Ein elekrischer Fällkeil erhöht die  Arbeitssicherheit der Waldarbeiter. Alle Fotos: Gemeinde Karlsbad

Verkehrssicherungspflicht im Wald

An einer Sitzbank unter einem im Anfangsstadium geschädigten Altbaum informierte der Forst zum Thema Verkehrssicherungspflicht. Das Thema habe durch die Trockenschäden enorm an Bedeutung, aber auch an Aufwand für den Waldbesitzer gewonnen. Dabei unterliegen auch Erholungseinrichtungen im Wald, wie beispielsweise normale Ruhebänke, einer erhöhten Verkehrssicherungspflicht. Es sei nicht einfach, zwischen den Belangen Erholung, Waldnaturschutz und Erhalt von Alt-Bäumen abzuwägen. Von den vier Mitarbeitern des Forstes seien alleine 1,6 Stellen für diese Aufgabe dauerhaft gebunden. Insgesamt müssten 220 Objekte zwei Mal im Jahr aktenkundig kontrolliert werden. Erforderliche Arbeiten werden ebenfalls vermerkt und umgesetzt. Karlsbad habe etliche zu kontrollierende Wege und Einrichtungen wie beispielsweise Waldkulturpfad, Trimm-Dich-Pfad, Baumartenrundweg etc. Hinzu kämen noch 54 Kilometer Straßen und Bahnlinienflächen. 

Naturschutz

Forstamtsleiter Moosmayer informierte darüber, dass der Forst derzeit ein Waldnaturschutzkonzept erarbeite und es danach im Gemeinderat vorstellen wolle. Dabei sei geplant, größere Waldflächen von 2-3 Hektar zu „Mini-Bannwäldern“ zu erklären. Besondere Einzelbäume sollen in diesem Konzept als Habitatbaumgruppen definiert werden. Diese Flächen könnten auch im Ökokonto als Ausgleichsflächen genutzt werden. Der Forst stelle sich vor, ca. 2 Prozent der Karlsbader Waldfläche für das Waldnaturschutzkonzept zu reservieren.

Daten und Zahlen zum Karlsbader Wald

Die Gesamtfläche von 1.200 Hektar Gemeindewald verteilt sich auf folgende Baumarten: 33% Buche 12% Eiche, 4% Hainbuche, 3% Roterle, 2% Birke, 2% Bergahorn, 6% sonstige Laubbäume, 13% Fichte, 11% Kiefer, 7% Douglasie, 4% Lärche, 3% Tanne.