Karlsbader Mitteilungsblatt

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Ausstellung im Heimatmuseum zu „75-Jahre Becker-Autoradio“ in Ittersbach

17.05.2022 – 31.05.2022

Der „Becker Mexico“ wurde 1953 zum weltweiten Technologieführer bei den Autoradios / Bedeutender Arbeitgeber für die Region

Mit einer eindrucksvollen Bild- und Textdokumentation und einem wahren Schatz an Geräten als Zeugen der technologischen Entwicklung in der Autoradiowelt, präsentiert der Heimatverein Karlsbad die 75-jährige Geschichte von Becker-Autoradio in Ittersbach. Bereits bei der gut besuchten Eröffnung in der Ittersbacher Museumsscheune gabs viel Lob für die Veranstalter.

Als die bescheidenen Betriebsräume in Pforzheim-Brötzingen im Jahre 1945 für eine Weiterentwicklung von Radios viel zu eng wurden, suchten Ottilie und Max Egon Becker nach neuen Möglichkeiten. Fündig wurden sie im „Stöckmädle“ in Ittersbach, wo damals im Rohbau befindliche Räumlichkeiten einer geplanten Krankenhaus-Sonderanlage noch aus Kriegszeiten zur Verfügung standen. Hier lag die Geburtsstunde einer schon fast märchenhaften Erfolgsgeschichte. Das Unternehmen von Max Egon und Ottilie Becker entwickelte sich bald zum Technologiemarktführer. Der 1953 auf den Markt gebrachte Autoradio „Becker-Mexico“ mit automatischem Sendersuchlaufwerk war ein feinmechanisches Wunderwerk. Um 1960 beschäftigte man bereits über 600 Mitarbeiter und war bedeutender Arbeitgeber der Region. Das enorme Wachstum in den 50er bis 70er Jahre erforderte eine deutliche Ausweitung des Betriebsareals im „Stöckmädle“. Mit einer ständig aktualisierten Produktpalette und Daimler als „Primärabnehmer“ im Rücken (später folgten BMW und Audi), beschäftigte Becker in den Werken in Ittersbach, Dobel, Schaidt/Pfalz und Rastatt bis zu 3.500 Arbeitskräfte, rund 1.800 in Ittersbach. Becker wurde zur Nobelmarke. Nach dem Tod von Max Egon Becker im Jahre 1983 ging das Unternehmen zunächst an die Kinder Roland und Marie Luise Becker über, bis schließlich 1991 Roland Becker in einer eher schwierigen Phase alleine Verantwortung übernahm. Die Firma wurde schließlich im Jahre 1995 von dem US-Konzern Harman übernommen und firmiert heute unter Harman Becker Automotivesystems. Die neue Ära unter Ingenieur Erich Geiger wurde nicht zuletzt durch den „Becker TrafficStar“ (Autoradio, CD-Player, Navigationssystem in einem Gerät) zur neuen Erfolgsgeschichte: Seit 2017 agiert man unter dem Dach des Samsung-Konzerns. Vor einigen Jahren wurde die Produktion nach Ungarn ausgelagert. In Ittersbach ist aktuell die Personalverwaltung, die Buchhaltung, die Entwicklung (Hard- und Software), das Marketing und die Ausbildung mit insgesamt rund 850 Arbeitsplätzen beheimatet. Eine ähnliche Größe hat das Zweigwerk in Garching/München.

„Diese Ausstellung soll die Zeit des Becker Autoradios in den Epochen und die weltweite Bedeutung beleuchten. Das 75-jährige Firmenjubiläum stand allerdings bereits vor zwei Jahren an. Coronabedingt mussten wir verschieben“; so der Vorsitzendes des Heimatvereins, Markus Gossenberger, in der Begrüßung bei der Ausstellungseröffnung. In Ittersbach sei mit Becker-Autoradio ein stolzes Unternehmen beheimatet, das mit seinen Produkten schlechthin, auch heute in der neuen Konzernstruktur, einen hervorragenden Ruf genieße, betonte Gossenberger. „Dass es Karlsbad heute insgesamt recht gut geht, ist auch ein Verdienst von Becker-Autoradio. Becker Autoradio hat bereits vor 75 Jahren in Ittersbach ein Stück Wohlstand eingeleitet“; meinte Bürgermeister Jens Timm. „Wir bekennen uns weiterhin zum Standort Ittersbach, auch in einem hart umkämpften Markt“, versicherte Personalchef Markus Helfrich. Aus ihrer spannenden Kindheit im „Becker-Clan“ erzählte die Enkelin der Gründerehepaares, die in Karlsruhe lebende Sandra Becker. „Es war nicht immer einfach. Wo man auch war, es drehte sich immer alles ums Autoradio. Vor einigen Wochen war ich mit meinem Mann bei einer Oldtimer-Ausstellung. In über neunzig Prozent der Fahrzeuge war ein Original Becker-Radio aus früheren Jahren eingebaut. Das machte uns dann doch recht stolz auf die Vorfahren“, meinte sie unter Beifall der Besucher. 

Service:

Die Ausstellung „Legende Becker“ im Heimatmuseum in Ittersbach ist am 22. und 29. Mai sowie am 12. Juni in der Zeit von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Text: Weber

Ausstellung „Legende Becker“ im Heimatmuseum Ittersbach: Mit Stolz präsentieren Enkeltochter Sandra Becker und Becker Tochter Marie Luise Boll (von links) ein „Autophon“, das Max Egon Becker Im Jahre 1948 als sein erstes Produkt vorstellte. Links der Vorsitzende des Heimatvereins Markus Gossenberger, rechts der Personalchef des heutigen Unternehmens Harman Becker Automotive Systems, Markus Helfrich sowie Bürgermeister Jens Timm.  Foto: Weber