Karlsbader Mitteilungsblatt

ARCHIV: Moment mal

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Johannistag

21.06.2022 – 27.06.2022

Morgen, am 24. Juni, ein halbes Jahr also vor dem Fest der Geburt Jesu Christi, erinnert sich die Kirche an dessen „Vorläufer“ und Wegbereiter Johannes. Das Lukasevangelium erzählt, wie das Leben der beiden über ihre Mütter Elisabeth und Maria schon vor ihrer Geburt eigenartig verschränkt ist. Beide treten später mit einer ganz ähnlichen Botschaft auf: Denkt um und ändert euer Leben („tut Buße“). Johannes sagt den nahe bevorstehenden Anbruch einer neuen Zeit voraus, die mit Jesus dann auch Wirklichkeit wird. Er weist hin auf „den, der da kommen soll“. Die Menschen strömen in Massen zu ihm in die Wüste und er tauft sie zum Zeichen ihrer Umkehr. Sie erhoffen sich von ihm eine Neuorientierung für ihr Leben und sind wohl auch von seiner extremen Bedürfnislosigkeit fasziniert. Konsequent ist auch sein Ende: Johannes hat nie den Konflikt mit den Mächtigen seiner Zeit gescheut, er nennt Unrecht beim Namen und wird auch deshalb zum unschuldigen Opfer seiner Unerschrockenheit.

Es war eine Zeitenwende damals, als Johannes der Täufer mit seinem Ruf zur Umkehr an die Öffentlichkeit getreten ist. Von einer Zeitenwende wird auch heute öfter gesprochen und wir erleben sie wohl auch ganz direkt: seit vier Monaten herrscht Krieg mitten in Europa; der vor Jahren schon errechnete Klimawandel hat bedrohliche Fahrt aufgenommen; und manche beobachten einen wachsenden Egoismus in unserer Gesellschaft und eine erschreckende Rücksichtslosigkeit im täglichen Miteinander – höchste Zeit also, wie ich meine, sich in dieser Zeitenwende an Johannes zu erinnern, an seinen klaren Blick, an sein mutiges Wort und an seine brennende Hoffnung.

Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen

Ihr Christian Sauermann, Pfarrer i. R.