Karlsbader Mitteilungsblatt

ARCHIV: Bauernhofkindergarten

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Die ersten Wildbienen schlüpfen

13.03.2023 – 04.03.2024

LEBENSWEISE

Früher haben Wildbienen von der Strukturvielfalt der kleinbäuerlichen Landwirtschaft profitiert. Man kann sich nun gut vorstellen, wie schwierig es für Wildbienen heute ist, in der von uns Menschen aufgeräumten Natur, entsprechende Nistgelegenheiten zu finden. Denn wo findet sich in unseren Städten und Dörfern noch unbehandeltes Holz, das Jahre lang erst Käfern, dann Wildbienen überlassen wird. Genauso schwierig ist es oft auch im Wald und auf den Wiesen, da „Totholz“ (eigentlich sollte man es Lebensraum nennen,) viel zu oft sofort „aufgeräumt“ wird. Wildbienen stellen aufgrund der unterschiedlichen und spezifischen Nistweisen sehr hohe Ansprüche an ihre Nistplätze. Manche Arten nisten im Boden, andere Arten nisten überirdisch und können die Nisthilfen, die wir auf dem Hof zur Verfügung stellen nutzen. Mit Hilfe von Klaus Faaß vom "wildbienenheim" in Straubenhardt haben wir unsere Nisthilfen erneuert und auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen bedrohten Arten eingestellt. Doch eine Nistgelegenheiten zu finden ist erst die halbe Miete, eigentlich sogar nur ein Drittel. Um die Röhren in einzelne Brutkammern zu teilen und dann den äußeren Zugang zu verschließen benötigen die Wildbienen Baumaterial. Jede Art hat dabei verschiedene Vorlieben, Es gibt Verschlüsse aus Erden und Lehm, mit oder ohne Steinchen, Verschlüsse aus Harzen oder andere, die pflanzliche Substanzen bevorzugen.

WILDBIENEN SIND FEINSCHMECKER

Der dritte und sehr wichtige Faktor für ein Ansiedelung der Insekten ist natürlich deren Nahrung. Es müssen ausreichend Nahrungsquellen in der näheren Umgebung vorhanden sein. Blühpflanzen aller Art, wobei heimischen Arten der Vorzug gegeben werden sollte. Viele sogenannten Unkräuter sind für manche Spezialisten unter den Wildbienen lebensnotwendig, da sie speziell auf diese angewiesen sind. Wildbienen ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen. Einige benötigen sogar den Pollen einer ganz bestimmten Pflanzenart, um ihre Nachkommen zu versorgen. 

VOM EI BIS ZUR FERTIGEN WILDBIENE

Wildbienen leben nur etwa vier bis sechs Wochen. Sie haben nur wenig Zeit für die Fortpflanzung! Bei den Solitärbienen schlüpfen zuerst die Männchen. Nach der Begattung der Weibchen starten die Arbeiterinnen  sofort mit dem Bau der Brutzellen, in die sie jeweils ein Ei ablegen und mit Nektar und Pollen versorgen. Anschließend werden die Kammern mit zerkauten Pflanzenteilen, Lehm, Sand, kleinen Steinchen oder Baumharz fest verschlossen. Es dauert etwa ein Jahr, bis die fertigen Wildbienen aus ihren Nestern krabbeln können.
Dann beginnt – wenn alles gut geht – der Fortpflanzungskreislauf von neuem.

Dank unserer "Schaunisthilfe" konnten wir letzte Woche den Kindern zeigen wie die Wildbienen sich entwickeln. Das kleine Männchen hat sich sogar auf unsere Hand gesetzt und sich streicheln lassen.