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Moment mal | 31.03.2023 – 14.04.2023
Keine Spur von Osterfreude - stattdessen Angst und Entsetzen. Ihre Träume sind zerplatzt. Von ihm, Jesus von Nazareth, hatten sie Rettung und Erlösung erwartet. Was hatten sie nicht alles für gute Erfahrungen mit ihm gemacht! Niemand hatte bisher so von Gott gesprochen: „Gott ist Liebe.“ Davon war Jesus zutiefst überzeugt. Das war sein Programm. In seiner Gegenwart wurden Menschen gesund an Leib und Seele. Und nun? Aus der Traum. Jesus wurde ans Kreuz genagelt. Seine Jünger haben sich eingeschlossen. Voller Angst, dass die Römer ihnen auch an den Kragen wollen. Traurigkeit und Schwermut greifen nach ihnen.
Die Frauen aber machen sich am frühen Morgen auf den Weg zur Grabstätte. Erst unterwegs überlegen sie, wer ihnen den schweren Stein vor dem Felsengrab wegrollt. Und dann die Überraschung: Das Grab ist offen. Aber nicht nur das. Das Grab ist leer! Nicht einmal der Leichnam ist den Frauen geblieben. Umsonst haben sie das Salböl gekauft, denken sie verbittert.
Auf einmal fällt ihnen ein junger Mann auf. Er trägt ein weißes Gewand - wie ein Engel. Der sagt: "Jesus ist nicht hier. Er ist auferstanden!" Die Frauen erschrecken. Was bedeuten diese Worte? "Macht euch auf!", fährt der Mann fort. "Sagt es den Jüngern: Jesus geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn finden." Verwirrung macht sich breit. Das ist zu viel für die Frauen. Sie können es nicht glauben. Sie halten fest an dem, was sie kennen: Tot ist tot. Die Worte des Mannes machen ihnen Angst. Sie finden keine Worte, können nur noch wegrennen.
Es braucht Zeit, die Botschaft der Auferstehung Jesu zu begreifen. Seine Kreuzigung ist nur schwer zu verstehen. Aber seine Auferstehung ist für viele ein noch größeres Rätsel. Mir hilft da der Blick in die Natur! Aus scheinbar totem Holz entsteht neues Leben. Das frische Grün überrascht mich und gibt mir Lebensmut. Und ein zweites überzeugt mich: Nicht so sehr das Wissen um die Auferstehung, sondern die Begegnung mit dem Auferstandenen selbst. Ich erlebe sie – oft überraschend, aber auch bewusst: In der Stille, im Gebet, im Lobpreis, im Bibellesen, beim Abendmahl. Die Begegnung mit Jesus verwandelte damals alle, die um ihn trauern: Die eben noch verzweifelten Männer und Frauen. Statt Trauer spürten sie Freude, statt zerplatzter Träume neuen Lebenssinn. Bis heute können wir erleben, dass Jesus Christus lebendig ist. Wir spüren seine Gegenwart in so vielem. In ihm wird die Liebe Gottes konkret. Er schenkt Kraft zur Vergebung, die ich allein nicht aufbringen kann. Er schenkt Mut, sich für andere Menschen und die Schöpfung einzusetzen. Er kann auch heute Leben zum Guten verwandeln, wo wir ängstlich oder verstört sind. Und wenn ich einmal sterbe, lässt Jesus mich nicht allein. Er schenkt mir neues Leben, das über den Tod hinausreicht. Ist das nicht ein Grund zur Osterfreude? „Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein“ (Psalm 118,24).
Johannes Werle