Karlsbader Mitteilungsblatt

ARCHIV: Moment mal

Dieser Artikel befindet sich im Archiv!

Kantate

05.05.2023 – 31.05.2023

Kantate

Wir haben letzten Sonntag Kantate gefeiert. Singet! Dazu ermutigt uns dieser Sonntag.

 

„Ich sing dir mein Lied,

in ihm klingt mein Leben.

Die Töne, den Takt

hast du mir gegeben

von Wachsen und Werden,

von Himmel und Erde,

du Quelle des Lebens.

Dir sing ich mein Lied.

 

Immer wenn ich zu meiner Schwiegermutter nach Kassel fahre, nehme ich meine Leier mit. Und dann spiele ich die altvertrauten Melodien der Volkslieder und der Kirchenlieder und meine Schwiegermutter sitzt daneben und singt aus ganzem Herzen und mit leuchtenden Augen mit. Klar und deutlich kommen meist die Texte aus ihrem Mund (und nicht nur eine Strophe!) – obwohl die Worte sonst beim Sprechen nur mühsam über die Lippen gehen. Seit nunmehr 10 Jahren, nach einer Hirnblutung, sitzt sie im Rollstuhl, kann nicht mehr schlucken und muss künstlich ernährt werden, das Reden fällt schwer – aber der Kopf ist klar und ich staune immer wieder darüber, was sie in ihrem Gedächtnis aufbewahrt hat.

Und wenn wir zusammen die Lieder singen, so ist das die beste Atem- und Stimmtherapie und tut ihrer Seele gut.

Da ist ja nicht nur das Singen an sich, die schönen Melodien, die fröhlichen oder ernsten Worte. In den Liedern, die sie ihr ganzes Leben lang mit Freude gesungen hat, wird ihr Leben, als sie es noch selbständig führen konnte, gegenwärtig. Wie gut, dass sie so viele Verse im Kopf hat, inwendig, und sie dann auswendig singen kann. (Als Frau eines Kirchenmusikers war sie auch immer voll in die Chorarbeit eingebunden.)

Das Lied, das meine Schwiegermutter immer mit besonderer Freude singt, ist ein Kanon, der früher ein Schlager im Kinderchor war: „Lieber Herr Direktor, halt dir mal die Ohren zu, wenn ich aus vollem Herzen falsch singen tu!“

 

Selber zu singen oder zu musizieren ist etwas anderes, als nur das Radio anzustellen.

Versuchen Sie es doch, gemeinsam oder auch allein, zu singen, Gott und das Leben zu loben.

Die Musik kann unser Herz zutiefst berühren. Das tut so gut!

                                                              (Reinhild Prautzsch, Langensteinbach, Pfarrerin im Ehrenamt)