Karlsbader Mitteilungsblatt

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Redaktionelle Berichte

Wassermanagement und Baumfällungen

26.09.2023

Öffentlicher Waldbegang des Gemeinderates

Auf eine außergewöhnlich große Besucherresonanz stieß der Waldbegang des Gemeinderates am Mittwoch, 20. September. Er fand auf einer rund 4 Kilometer langen Runde im Langensteinbacher Wald (Distrikt 1 „Hinterwald“) statt. Das Forstamt hatte zusammen mit der Gemeinde ein abwechslungsreiches Informationsprogramm zusammengestellt.

Im Mittelpunkt stand dabei, wie das Wassermanagement im Wald gestaltet werden kann. Unter anderem ging es auch um die notwendigen Baumfällungen an der St. Barbara-Ruine. Bürgermeister Björn Kornmüller begrüßte die Anwesenden und die Fachleute aus der Forstverwaltung bevor es „auf Tour“ ging. An den verschiedenen Informationspunkten im Wald konnte mit den Fachleuten des Forstamtes, dem Leiter des Forstamtes im Landratsamt Karlsruhe Martin Moosmayer, dem zuständigen Forstrevierleiter Martin Mußgnug und seinem Nachfolger Alexander Mohr, intensiv diskutiert werden.

1.    Thema Wasser im Wald

An der ersten Wegstation sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Wegeschäden durch Starkregen. An der Steilstrecke Sulzrichtstatt wurde deutlich, welche Kraft große Regenmengen auf Wegeoberflächen ausüben können. Die Wege sind teilweise deutlich abgespült.

Die große und alte Eiche an der Sulzrichtstatt weist zunehmend Schäden auf. Bei ihr soll ein Gutachter den Gesundheitszustand beurteilen. Danach kann entschieden werden, welche Maßnahmen zum Erhalt des Baumes durchgeführt werden. Die Forstfachleute verdeutlichten allerdings, dass baumchirurgische Maßnahmen ein Baumleben nicht ewig verlängern. Beispielsweise sei das Einkürzen von Baumkronen nur eine Maßnahme, um noch etwas Lebenszeit für den Baum zu gewinnen.

Klimawandel setzt auch dem Karlsbader Wald zu

Der Klimawandel bedingt zunehmend Absterbeprozesse vor allem an alten Bäumen. Naturgemäß beginnen diese in der obersten Kronenschicht eines Baumes. Dort herrschen die größten Oberflächentemperaturen. Außerdem ist dort die maximale Länge für den Wassertransport im Baum erreicht. „Das Problem sind die Hitzeextreme, die Bäume schädigen bzw. zum Absterben bringen“, erklärte Martin Mußgnug. Für so geschädigte oder kaputte Bäume bewirke Wasser nichts mehr oder nicht mehr viel. Die „Fieberkurve“ der Temperaturentwicklung in Deutschland zeige die zunehmenden Dürrephasen. Der Südwesten ist hiervon besonders betroffen. In diesem Jahr habe der Forst ein Achterbahnfahrt zwischen trockenen und feuchteren Phasen durchgemacht. Glücklicherweise sei der August feuchter gewesen. Allerdings bereite der September wieder Trockenheitssorgen. Der Regen sei auch nur in die obersten Erdschichten im Waldboden eingedrungen. Ab 10-15 Zentimetern Tiefe ist die Erde trocken. „Der Regen braucht im Wald ewig, bis er in tiefe Schichten dringt“, so Mußgnug.

Die Situation absterbender Bäume hat zur Folge, dass im Karlsbader Forstbetrieb Wald viele Einzelbaumfällungen durchgeführt werden müssen. Dabei geht es um die Verkehrssicherheit. Diese muss verstreut über den Wald entlang der Straßen, Schienen und der Wohnbebauung sichergestellt werden. Diese aufwendigen und häufig auch sehr gefährlichen Spezialfällungen wurden beispielhaft gezeigt. Dabei muss besonders auf das Spannungsfeld zwischen Artenschutz und Verkehrssicherung geachtet werden.

An der AVG-Strecke Langensteinbach-Spielberg erläuterte der Forst, dass Baumaßnahmen in der Landschaft den Wasserhaushalt verändern. Die verschiedenen Möglichkeiten, Wasser abzuleiten und zurückzuhalten wurden bei der Tour an Stationen erklärt.  Beispielsweise führen Rohrleitungen unter der AVG-Trasse hindurch in Richtung Waldbronner Forst dazu, dass Wasser nicht auf die Siedlungsflächen in Langensteinbach zufließt. Im Wald versucht der Forst durch kleine Maßnahmen wie Tümpel oder Feuchtbereiche das Wasser zurückzuhalten. Von solchen Lösungen könne auch die Tier- und Insektenwelt profitieren. Viele finanziell tragbare Kleinmaßnahmen könnten, so der Forst, bereits große Mengen an Wasser auffangen und zurückhalten.

2.    Thema Klimawandel und Baumarteneignung

An einer Fläche auf der nach dem Sturm Lothar Tannen gepflanzt worden sind, hielt die Gruppe an. In dem eigentlich als „Nachwuchsfläche“ vorgesehene Waldbereich weisen die Bäume deutliche Dürreschäden auf. Junge Tannen sterben ab. Diese sind eigentlich die Zukunft des Waldes. Wenn die „Kinder“ im Wald nicht groß werden können, dann ist das für den Forst bedenklich.

An anderer Stelle versuchen die Fachleute, junge Fichtenbestände mengenmäßig zu reduzieren. Dadurch sollen die verbleibenden Bäume besser mit dem geringeren Wasserangebot umgehen und gedeihen können. Gleichzeitig wird versucht, andere Baumarten frei zu stellen. Dadurch soll die Fläche sich mehr zu einem Mischwald entwickeln. Vor über 20 Jahren sei es richtig gewesen, auf dieser Fläche Fichten zu pflanzen. Heute habe sich die Situation allerdings verändert. Die Zukunft gehöre Mischwäldern.

3. Pflege von Erholungseinrichtungen am Beispiel St. Barbara Ruine – Abwägung zwischen Naturschutz und Verkehrssicherung

An der St. Barbara Ruine zeigte der Forst eindrücklich auf, wie schwierig die Balance zwischen Naturschutz, Erholung und Freizeit ist. Auf dieser Fläche stehen einige der ältesten Bäume im Karlsbader Forst. Die Altbäume, zum Teil 245 oder 265 Jahre alt, weisen Trockenheits- und Hitzeschäden auf. Aus Verkehrssicherungsgründen wurde jetzt ein Bereich abgesperrt. „Leider müssen weiter Bäume gefällt werden“, so Martin Mußgnug. Überlegt werde auch, nach notwendigen Fällungen neue Bäume zu pflanzen. Diese hitzeresistenteren Bäume könnten möglicherweise Lücken füllen. Der Entscheidungsprozess sei hier sehr schwierig.

4.    Ergebnisse der Zwischenprüfung 2023

Nach fünf Jahren wird die Forsteinrichtungsplanung von 2018 sozusagen zu Halbzeit überprüft. Die Forstdirektion Freiburg übernahm dies. Trotz der großen Belastungen durch die Trockenjahre seit 2018 konnte der Forstbetrieb zielgerecht ausgesteuert werden. Die wesentlichen Kenngrößen für den Betrieb, wie z.B. der Nachhaltigkeitshiebssatz wurden bestätigt.

Waldbestand in Karlsbad

Die Nadelbäume nehmen 38 Prozent der Fläche ein : Fichte 13 Prozent, Weißtanne 3 Prozent, Douglasie 7 Prozent, Waldkiefer 11 Prozent und Lärche 4 Prozent

Die Laubbäume sind auf der Restfläche (62 Prozent) zu finden: Rotbuche 33 Prozent, Eiche 12 Prozent, Bergahorn 2 Prozent, Roterle 3 Prozent, Hainbuche 4 Prozent, Birke 2 Prozent, Weide 1 Prozent und Sonstige Laubbäume 5 Prozent.

Insgesamt umfasst der Karlsbader Wald eine Fläche von 1.200 Hektar

Die Themen Klimawandel und Wassermanagement waren unter anderem wichtige Themen beim diesjährigen Waldbegang des Gemeinderates. Fotos: Gemeinde Karlsbad

 

 

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