Redaktionelle Berichte | 26.05.2025
Es war ein besonderer Moment, als Bürgermeister Björn Kornmüller gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Tobias Brehm den 93-jährigen Stephan Blum im Rathaus in Langensteinbach empfing. Anlass war die Verleihung des Diamantenen Meisterbriefs – eine Auszeichnung der Handwerkskammer Karlsruhe für 60 Jahre Meistertitel im Handwerk. Stephan Blum, der 1965 seinen Meister im Glaserhandwerk ablegte, blickt auf ein bewegtes und erfülltes Leben zurück.
Geboren wurde Blum in Solymár, einer Gemeinde westlich von Budapest. 1946 kam er mit seiner Familie im Zuge der Vertreibungen nach Deutschland und fand am 1. Mai desselben Jahres in Langensteinbach eine neue Heimat. Dort begann sein neues Leben – eines, das von Fleiß, Handwerkskunst und tiefer Verbundenheit zur Gemeinde geprägt ist.
Zunächst half er in der Landwirtschaft, doch der Nachbar der Familie, der damalige Glasermeister Deninger, erkannte sein handwerkliches Talent und überzeugte ihn, eine Lehre in dessen Betrieb zu beginnen. „Der alte Deninger sagte irgendwann mal auf dem Feld zu mir: Du bist so geschickt, du könntest auch bei uns in der Glaserei anfangen – und so kams!“ erinnert sich Blum lächelnd zurück. Viele Fenster in Kirchen, Gemeindehäusern und Privathäusern tragen bis heute noch seine Handschrift – oft auch in ehrenamtlicher Arbeit.
Als junger Geselle verdiente er zunächst 80 Pfennig die Stunde. Die Aussicht auf eine bessere Bezahlung führte ihn mit dem Fahrrad nach Schwäbisch Hall, wo er ganze 1,04 DM pro Stunde erhielt – „24 Pfennige mehr! Eine kleine Verbesserung“, sagt er schmunzelnd. Dort lernte er auch seine Frau Lilly kennen. 1955 heirateten die beiden, 1957 kehrten sie gemeinsam nach Langensteinbach zurück, Blum bekam wieder eine Anstellung bei seinem alten Arbeitgeber Deninger. Zusammen bauten sie ihr Haus in der Scheffelstraße und gründeten eine Familie mit zwei Kindern. „Karlsbad wurde für mich sehr schnell zu meiner zweiten Heimat“, sagt Blum. Bis zu Lillys Tod im Jahr 2023 blieben sie ein glückliches Paar. „Wir hatten wunderschöne Jahre – sie waren zwar immer sehr arbeitsreich, aber für uns war das normal.“, erinnert er sich zurück.
Seinen Meistertitel erhielt Blum 1965. Bis zu seinem Ruhestand 1990 arbeitete er als Meister in einer Glaserei in Söllingen. Seine Arbeiten führten ihn auch in prunkvolle Gebäude wie das Schloss Karlsruhe oder Schloss Augustenburg in Durlach, wo er an aufwendigen Restaurierungen beteiligt war – Fenster, die bis heute Bestand haben.
„Es tut weh, wenn man sieht, wie bei Modernisierungen mit Herzblut geschaffene Arbeiten einfach zerstört werden“, sagt Blum nachdenklich. Umso wichtiger war es ihm, Werte zu erhalten: In der katholischen Kirche und im Gemeindehaus restaurierte er Fenster oder fertigte sie neu – viele davon mit eigenen Materialien, in seiner Freizeit und ohne Bezahlung. Auch der evangelische Kindergarten in Ittersbach und das katholische Pfarrhaus profitierten von seinem Engagement.
Neben seiner Tätigkeit als Glaser war Stephan Blum stets auch im Gemeindeleben aktiv – ob im Sportverein, bei den Heimatvertriebenen oder bei kirchlichen Veranstaltungen. „Wenn man mich gebraucht hat, war ich da“, sagt er ganz bescheiden.
„Ich habe mein ganzes Leben mit den Händen gearbeitet – zehn Finger, die noch heute funktionieren und vor allem auch noch alle da sind“, erzählt er mit sichtbarem Stolz. Die Liebe zum Handwerk, die Geduld, die Sorgfalt – all das begleitet ihn bis heute.
Bürgermeister Kornmüller zeigte sich tief beeindruckt: „Herr Blum hat mit seiner Lebensleistung ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt – er ist für uns alle ein Vorbild für Zusammenhalt, Fleiß und Demut. Es ist ein großes Glück für unsere Gemeinde, ihn in unseren Reihen zu wissen. Ich wünsche ihm von Herzen noch viele gesunde und erfüllte Jahre.“
Wenn man Stephan Blum fragt, wie er selbst auf sein Leben zurückblickt, wird er leise und sagt mit Tränen in den Augen: „Es ist eine Gnade, dass ich das alles erleben durfte – ich bin einfach nur dankbar für dieses Geschenk.“
Ein beeindruckender Lebensweg, der das Gemeindeleben über Jahrzehnte bereichert hat – mit Stephan Blum ehrt Karlsbad einen außergewöhnlichen Handwerker und Menschen.