Landkreisinformationen | 03.06.2025
Die Psychologischen Beratungsstellen im Landkreis Karlsruhe haben dem Jugendhilfe- und Sozialausschuss des Kreistags in seiner Sitzung am Montag, 2. Juni, im Schloss Stutensee ihren aktuellen Tätigkeitsbericht vorgelegt. Die Beratungsstellen verzeichnen weiterhin eine hohe Nachfrage: Insgesamt wurden in den Jahren 2023 und 2024 2.852 Beratungsfälle bearbeitet – ein Anstieg um sieben Prozent gegenüber den Vorjahren.
Besonders häufig suchten Familien Unterstützung bei Trennungs- und Scheidungskonflikten (33 %), bei emotionalen und psychischen Belastungen von Kindern und Jugendlichen (28 %) sowie bei schulischen Problemen (11 %) und allgemeinen Erziehungsunsicherheiten (10 %). Dabei konnte der Großteil der Beratungen (85 %) mit maximal fünf Kontakten erfolgreich abgeschlossen werden.
„Zunehmend rücken komplexe Problemlagen in den Fokus der Beratungsarbeit. Der Anteil schwer belasteter Kinder und Jugendlicher mit psychosomatischen Beschwerden, Ängsten oder Selbstwert- und Identitätsproblemen ist deutlich angestiegen“, so Sozialdezernentin Margit Freund bei der Vorstellung des Berichts. Die Fallzahlen haben sich von 17 % im Jahr 2020 auf 28 % im Jahr 2024 erhöht. Auch Fälle mit elterlichen Trennungskonflikten nahmen weiter zu. Dennoch konnten alle Zielvorgaben der Leistungsvereinbarungen – etwa zu Wartezeiten und Beratungsfrequenz – eingehalten werden. Möglich wurde dies durch ressourcenschonende Arbeitsweisen, Fokussierung auf Kernkompetenzen und gezielte Verweisberatung.
„Angesichts der zunehmenden seelischen Belastungen bei jungen Menschen gewinnt die Präventionsarbeit weiter an Bedeutung. Die Psychologischen Beratungsstellen bieten vielfältige Programme zur Resilienzförderung an – von Ich-Stärkungs-Gruppen über Angstbewältigungsangebote bis hin zu Elterntrainings. Besonders gut angenommen wird das Programm, Trennung meistern – Kinder stärken´, das in sieben Modulen getrennt für Mütter und Väter durchgeführt wird – sowohl in Präsenz als auch online“, so der Leiter der Psychologischen Beratungsstellen Dr. Fabian Nestor.
Auch durch ihre kontinuierliche Netzwerkarbeit mit Kitas, Schulen, Schulsozialarbeit und anderen Fachstellen leisten die Beratungsstellen einen wichtigen Beitrag zur frühzeitigen Hilfestellung und zur Vermeidung kostenintensiver Maßnahmen.
Im Landkreis Karlsruhe besteht ein wohnortnahes und niedrigschwellig erreichbares Netz aus Beratungsstellen an Standorten in Bruchsal, Bretten, Wiesental, Ettlingen, Graben-Neudorf, Karlsruhe und Östringen. Träger sind unter anderem das Diakonische Werk, der Caritasverband Ettlingen, ein gemeinnütziger Verein sowie der Landkreis selbst. Ergänzend werden offene Sprechstunden in mehreren Kommunen sowie sozialraumorientierte Angebote in Familienzentren, Schulen und Kindergärten durchgeführt.
Die interdisziplinären Teams setzen sich aus Fachkräften der Psychologie, Sozialpädagogik, Erziehungswissenschaften und angrenzender Disziplinen zusammen. Zum Stichtag 31. Dezember 2024 standen insgesamt 22,09 Fachkraftstellen zur Verfügung. Der Landkreis Karlsruhe investierte im Jahr 2024 rund 1,65 Millionen Euro in die Beratungseinrichtungen in freier Trägerschaft.
Die Psychologischen Beratungsstellen leisten gemäß § 28 SGB VIII psychosoziale Beratung und Unterstützung für Kinder, Jugendliche und deren Familien bei individuellen und familiären Problemen. Grundlage ist eine seit 2016 bestehende Leistungsvereinbarung zwischen dem Landkreis Karlsruhe und den freien Trägern.