Redaktionelle Berichte | 22.07.2025
Am Sonntag, 13.7.2025, fand die offizielle Verabschiedung von Pfarrer Johannes Werle statt. Er kehrt nach 6 Jahren in der ev. Kirchengemeinde Langensteinbach in seine Pfälzer Heimatkirche zurück.
Der Gottesdienst begann an diesem Sonntag ausnahmsweise erst um 14 Uhr. Pfarrer Werle predigte in der voll besetzten Kirche, in der auch die Kinder aus dem Pestalozzikindergarten sowie dem Kindergottesdienst anwesend waren, über Psalm 23 und stellte dabei drei Aspekte in den Vordergrund: Gott als Hirte, als Tröster und als großzügiger Versorger. Menschen mögen uns verlassen, so einer der Kerngedanken aus der Predigt, doch Gott als der gute Hirte bleibt an unserer Seite.
Schwungvolle Bewegungslieder sowie eine bewegte Nacherzählung von Psalm 23, beides von Martina Werle angeleitet, sorgten dafür, dass auch die Kinder in den Gottesdienst eingebunden wurden. Schuldekan Stephan Thomas, der die offizielle Entpflichtung vonseiten der ev. Landeskirche Baden übernahm, gab der Pfarrfamilie Werle den Satz „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang“ (Ps 23,6a) mit auf den Weg. Im Namen des Kirchenbezirks Karlsruhe-Land dankte er seinem Kollegen von Herzen für dessen engagierten Dienst in Langensteinbach.
Fülle an Abschiedsbeiträgen bei Feier
Die anschließende Feier im Gemeindehaus, moderiert von Heike Plummer, stand unter dem Motto „Dankbar verbunden im Glauben - bleibt gesegnet auf neuen Wegen“. Mit vielfältigen Beiträgen, die sich über 2 Stunden erstreckten, bereitete die Kirchengemeinde ihrem Pfarrer einen denkwürdigen Abschied.
Da Pfarrer Werle die Arbeit mit Kindern besonders am Herzen lag, wurden die ersten beiden Programmpunkte folgerichtig von den Kleinsten gestaltet. Das Team des Pestalozzikindergartens führte unter Leitung von Christine Wierig gemeinsam mit Kindern und Eltern zwei Bewegungslieder vor. Elternvertreterin Angelika Retter-Krauß dankte dem Ehepaar Werle für dessen Begeisterung bei gemeinsamen Aktionen und für das stets offene Ohr.
Marion Lupfer, die gemeinsam mit Martina Werle das Kindergottesdienstteam leitete, erinnerte an die Anfänge. Zu Beginn war man noch vorsichtig und abwartend – „und jetzt verabschieden wir eine Freundin“. Im Anschluss bedankte sich jedes Kind einzeln mit persönlichen Worten wie „Ich werde dich nie vergessen, du bist ein Herzensmensch“ bei Frau Werle.
Bürgermeister Björn Kornmüller zitierte eine Äußerung von Pfarrer Werle bei seinem Amtsantritt im Jahr 2019: „Ich freue mich sehr auf die Aufgabe und bin sicher, dass wir die Zeit nutzen werden.“ In der Tat habe Johannes Werle die 6 Jahre genutzt und nicht nur die Kirche, sondern auch die politische Gemeinde bereichert. Er habe stets den persönlichen Kontakt gesucht und Dinge hinterfragt - mit der Absicht, sie zu verbessern. Persönlich und als Vertreter der politischen Gemeinde könne er sagen, dass man Pfarrer Werle in Langensteinbach in sehr guter Erinnerung behalten werde.
Stellvertretend für die PfarrkollegInnen aus der Regiogruppe Karlsbad-Waldbronn trat Martin Klein ans Rednerpult und zitierte dabei den Prediger Salomo: „Alles hat seine Zeit.“ Altes müsse man aufgeben, um Neues beginnen zu können. Die Frage, ob man in Karlsbad angesichts des Neuen aber nun klagen oder tanzen soll, beantwortet Pfarrer Klein eindeutig mit „klagen“ – denn mit Johannes Werle verliere man einen geschätzten Kollegen, der das Team eindeutig bereichert habe und dessen Begeisterungsfähigkeit ansteckend gewesen sei.
Thomas Krauß dankte als Sprecher für die Ev. Allianz Pfarrer Werle herzlich für offenen Austausch und Vernetzungsarbeit. Andreas Schäfer sprach seine Anerkennung dafür aus, dass die LaHoe von Pfarrer Werle in brüderlicher Weise „wahrgenommen und gesehen“ wurde und Dietmar Kamlah, Hausvater des Bibelheims Bethanien und ebenfalls Pfälzer, dankte Pfarrer Werle für ein herzliches, offenes und respektvolles Miteinander. Auch er habe früher in der Gegend von Neuhofen bei Speyer gearbeitet, der neuen Gemeinde von Familie Werle – „jetzt geht ihr dahin, das ist prima!“
Pfarrer Torsten Ret von der katholischen Kirchengemeinde Karlsbad-Waldbronn, selbst „halber Pfälzer“, bezog sich in seiner Ansprache auf die bekannte Pinguingeschichte von Eckart von Hirschhausen. Um in seinem Element zu sein, sei die Umgebung wichtig. Ein Pinguin passe nicht in die Wüste, sein Element sei das Wasser. Er habe Johannes Werle in Langensteinbach oft in seinem Element erlebt und wünsche ihm das auch für seinen neuen Wirkungsort.
Die Mitglieder des Hauskreises von Johannes und Martina Werle dankten dem Ehepaar mit zahlreichen persönlichen Beispielen für „das Privileg, ihr Hauskreis gewesen zu sein“.
Die Gruppe „Rausgelassen“, vertreten durch Julia Schowalter, überreichte Pfarrer Werle eine Schatzkiste mit „Fußspuren“, die Familie Werle im Dorf hinterlassen habe.
In Vertretung des Kirchengemeinderats beschrieb Günther Struck, wie sich Pfarrer Werle seit seinem Amtsantritt im Herbst 2019 in die Kirchengemeinde eingebracht und sie geprägt hatte: durch lebendige Gottesdienste mit vielen Ehrenamtlichen, begeisternde und überzeugende Predigten, die Übertragung der Gottesdienste auf YouTube in der herausfordernden Coronazeit, der Fortführung der Gottesdienstübertragungen nach Corona, der Einrichtung von Churchtools zur Vernetzung der verschiedenen Gruppen, einer leicht zu aktualisierenden Homepage, der Freude an zeitgemäßer Sprache und Musik, aber auch an klassischer Musik usw. In der Zusammenarbeit hatten sich Pfarrer Werle und der KGR auf folgendes Ziel verständigt: Wir schaffen Raum für alle – und wirken aus der Kraft Jesu und nicht aus uns selbst heraus. Der gesamten Familie Werle, auch den fünf Kindern, sprach Günther Struck schließlich noch seinen herzlichen Dank für ihre vielfältigen musikalischen Beiträge in den Gottesdiensten aus.
Auch Norbert Höptner von der Kirchlichen Sozialstation bekannte, dass ihm der Abschied von Pfarrer Werle überhaupt nicht leichtfiele. Die Kirchliche Sozialstation sei diesem immer wichtig gewesen. Hier kümmere man sich um Menschen, die durch das Raster der Kranken- und Pflegeversicherungen fallen. Herr Höptner bedankte sich herzlich dafür, dass Pfarrer Werle angesichts seines Weggangs zu Spenden für die Sozialstation anstelle von Geschenken aufgerufen habe.
Für das „Basisteam Frauke Zachmann“ las Ilse Burr Grußworte aus dem gerade winterlichen Pretoria vor und blendete ein aktuelles Foto der fünfköpfigen Familie ein. Johannes und Martina Werle hätten ihrer Arbeit in Südafrika, so Frauke Zachmann-Lategan, einen Platz inmitten der Langensteinbacher Kirchengemeinde gegeben und sich immer Zeit genommen, auf ihre Briefe zu antworten.
Musikalisch wurde die Abschiedsfeier für Pfarrer Werle feierlich umrahmt von Stephan Hoffmann (Gesang und Klavier) sowie Andreas Hochmuth (Trompete). Der Spontanchor um Sieglinde und Günther Krauß ließ es sich nicht nehmen, dem Ehepaar Werle die „Langensteinbacher Hymne“ vorzutragen sowie zum Abschluss – mit einem Augenzwinkern und quasi als Geleit auf die andere Seite des Rheins – das Pfalzlied „Das ist der Wind, Wind, Wind, der Pfälzer Wind – er wird noch wehen, wenn wir längst nicht mehr sind.“
Sichtlich gerührt bedankte sich Johannes Werle bei allen Beteiligten für die vielen Beiträge. Mit einer solchen Fülle habe er nicht gerechnet. Es falle ihm schwer, Abschied zu nehmen. „Dankbarkeit“ sei das Motto der Feier gewesen und so wolle auch er sich von Herzen bei allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der ev. Kirchengemeinde Langensteinbach für jede Form von guter Zusammenarbeit bedanken. Der Dienst von Pfarrer Werle in Langensteinbach endet offiziell am 15.8. Seinen letzten Gottesdienst hält er am 3.8. Zum Schluss erinnerte Johannes Werle noch an zwei seiner Vorbilder, die in diesem Jahr gestorben waren, und gab der Kirchengemeinde ihre Worte mit auf den Weg: Margot Friedländer: „Seid Menschen!“ und Papst Franziskus: „In das Morgen stolpert man nicht hinein, man gestaltet es. Habt keine Angst!“ Text: Susanne Gehrung