Moment mal | 15.09.2025
Manchmal kommt mir Krankheit wie eine Wanderung durch die Wüste vor. Mühsam und beschwerlich. Man muss neue, unvertraute Wege gehen, weiß nicht wirklich, wo es lang geht und wann oder wie man ankommen wird. Viele fühlen sich fremd und ungeborgen.
Das Volk Gottes ist auch durch eine Wüste gewandert, wird erzählt. Die Wüste war heiß und endlos und das Wasser ging zur Neige. Endlich fanden sie eine Quelle, schönes klares Wasser, aber es war bitter. Solche Enttäuschungen kennen wir auch. Zum Beispiel: Die Hoffnung schnell oder zumindest vollständig wieder gesund zu werden. Das sind bittere Erfahrungen. Was bewahrt uns davor, selbst bitter zu werden?
In der Geschichte sucht Moses Rat bei Gott. Gott befiehlt ihm, ein Stückchen Süßholz ins Wasser zu werfen und siehe da, das Wasser schmeckt gut. Für mich heißt das, es kann auch in unserem Leben passieren, dass bittere Erfahrungen nicht bitter bleiben müssen. Manchmal reicht schon eine Kleinigkeit, Bitteres zu versüßen. Schöne Musik zum Beispiel. Ein freundliches Lächeln, ein lieber Besuch. Ein Sonnenstrahl, der durchs Fenster scheint. Und es finden sich Oasen. Orte, die uns Kraft geben, weiterzugehen. Auch im Krankenhaus. Unsere Kapelle kann so eine Oase der Ruhe und Stille sein. Der Gottesdienst am Sonntag, ein Gebet oder ein Segen.
Faszinierend an der Wüstenwanderung der Bibel finde ich, dass Gott seine Leute nie verlassen hat, nicht in guten und nicht in schlechten Zeiten. Dieses Vertrauen wünsche ich den Menschen in der Klinik und mir auch: Dass Gott uns auf unserem Lebensweg begleitet. Dass wir Gott als frische Quelle in unserem Leben erfahren, als Oase, an der wir auftanken können.
Stefanie Fischer-Steinbach, ev. Klinikseelsorge, SRH Klinik Langensteinbach