Redaktionelle Berichte | 07.10.2025
Bei ergiebigem Dauerregen fand der Waldbegang des Gemeinderates in Karlsbad-Langensteinbach statt. Treffpunkt war der Parkplatz des Hundesportvereins Langensteinbach. Trotz des regnerischen Wetters trafen sich neben Bürgermeister, Gemeinderat und Forstfachleuten eine recht große Schar Interessierter. Die Gemeindeverwaltung hatte wegen des Regens kurzfristig einen Shuttleservice eingerichtet. Nach der kurzen Begrüßung durch Bürgermeister Björn Kornmüller übernahmen Forstrevierleiter Alexander Mohr und Forstamtsleiter Lothar Himmel vom Forstamt des Landkreises Karlsruhe den fachlichen Part. Im Bereich eines ca. 4 Kilometer langen Rundweges beleuchtete der Forst unterschiedliche Themen der Waldarbeit. Nach dem kombinierten Fahrt- und Fußrundgang fand der Waldbegang an der Vereinsgastronomie des Hundesportvereins sein Ende.
Station 1 – Altdurchforstung in Distrikt 2, Abteilung 20, k7
An der ersten Station erklärte Mohr das Thema Altdurchforstung an einem etwa sieben Hektar großen Waldstück. Ausgehend von der sogenannten Forsteinrichtung wird das Waldstück vom Forst bewirtschaftet. Diese ist das bestimmende Bewirtschaftungs- und Planungsinstrument für den Forstbetrieb und soll dessen Spiegel und Wegweiser sein. Der Gemeinderat legt die Forsteinrichtung zusammen mit der Forstverwaltung für einen 10jährigen Zeitraum fest. Dabei werden viele Aspekte wie Waldnaturschutz, Wasser-, Boden-, Klima- sowie Immissionsschutz und die Erholungsfunktion des Waldes innerhalb der Forsteinrichtung analysiert und planerisch berücksichtigt. In dem Waldstück führt der Forst gezielt Maßnahmen durch, damit dieses sich möglichst naturnah entwickelt. Eine naturnahe Waldentwicklung bedeutet hier konkret, einmal im Jahrzehnt das Waldstück durchzuarbeiten und Lichtbaumarten wie Eiche, Kiefer oder Lärche zu fördern.
Diese lichtbedürftigen Baumarten sollen durch die Eingriffe mehr Licht, Platz und Nährstoffe erhalten. Dadurch können sie besser Wassermangel, Insektendruck und anderen Folgen des Klimawandels standhalten. Buchenbereiche werden hingegen nur sehr vorsichtig bearbeitet, weil diese eher dunkel gehalten werden sollen.
Mohr informierte ferner zu dem Thema Bezeichnungen der Forstverwaltung im Wald. Die auf Bäumen aufgemalten Symbole haben jeweils eine spezielle Bedeutung. Ein Querstrich bedeutet, dass dieser Baum entfernt werden soll. Ein Punkt hingegen sagt aus, dass der Baum besonders zu schützen ist. Ein „Ist-Gleich-Zeichen“ ist ein Hinweis, dass in diesem Bereich Maschinen fahren dürfen. Darüber hinaus gibt es Warnsymbole für Waldarbeiter. Diese werden an Bäumen angebracht von denen beispielsweise Äste plötzlich abbrechen können.
Das Thema Verkehrssicherungspflicht streifte Mohr ebenfalls. Generell ist es im Wald so, dass diese Fläche auf eigene Gefahr betreten wird. Der Forst hat keine Verkehrssicherungspflicht. Im Karlsbader Wald gibt es jedoch viele unterschiedliche Erholungseinrichtungen wie Bänke, Tische, Hütten etc. Hier besteht eine Verkehrssicherungspflicht. Auch an Straßen und weiteren Einrichtungen achtet der Forst auf dieses Thema. Die erforderlichen Maßnahmen werden dann regelmäßig durchgeführt.
Station 2 – Holzverkauf und Holzverwendung (Abt.21,k7)
An der nächsten Station machte Mohr auf altes, am Wegrand liegendes Holz aufmerksam. Dabei geht es um Holz, das hautsächlich an Privatpersonen verkauft worden ist. Sägewerke holen das Holz in der Regel zeitnah. Bei Privatverkäufen kommt es schon vor, dass das Holz länger liegt oder gar nicht geholt wird. Man versuche dann die Käufer zu kontaktieren, damit das Holz geholt wird. Dies gestaltet sich jedoch oft als schwierig und ist sehr aufwändig. Rechtlich ist ein Weiterverkauf solcher Polter nicht zulässig, auch wenn es um den Rohstoff Holz schade ist.
An liegenden Lärchenstämmen durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schätzen, wo die Grenze zwischen hochwertigem Sägeholz (ca. 120 Euro pro Festmeter) und weniger hochwertigem Industrieholz (ca. 70 Euro pro Festmeter) verläuft. Mohr erklärte danach, wie diese Frage beurteilt wird. Holz, welches von Sägewerken gekauft wird, hat keine Beulen oder Äste und die Oberfläche ist gleichmäßig. Die hochwertigen Stämme werden als Fassaden oder Terrassenholz verarbeitet.
An einer Buche erklärt Mohr, wie es ein sehr innovatives Sägewerk aus Aschaffenburg schafft, mehr hochwertiges Holz zu bekommen als andere Wettbewerber. Durch modernste Scan- und Klebetechnik können auch asthaltigere Bereiche verwendet werden.
Station 3 – Hochbehälter Sallenjagen Baufortschritt und Wiederbewaldung
Am Erweiterungs- und Neubaubereich des Hochbehälters Sallenjagen gab Dirk Höger – stellvertretender Bau- Planungs- und Umweltamtsleiter – einen Überblick über die Baumaßnahmen. Der vorhandene Altbau aus dem Jahr 1963 besitzt ein Fassungsvermögen von 800 Kubikmetern. Er wird durch einen Neubau mit einer Kapazität von 1.600 Kubikmetern in zwei Kammern ersetzt. Am 8.4.2024 wurde der Bauantrag für das Projekt gestellt. Im Mai 2025 war der Spatenstich. „Bis jetzt sind 2,2 Millionen Euro an Aufträgen vergeben worden“, so Höger. Der Rohbau steht und präsentiert sich harmonisch in den Wald eingebunden. Aktuell erfolgt der Innenausbau mit Fliesenarbeiten. Insgesamt ist eine gewaltige Fläche von 970 Quadratmetern zu fliesen. Abgewickelt sind bis jetzt ca. 670 Quadratmeter. Bereits realisiert und vom Gesundheitsamt freigegeben sind 700 Meter neue Wasserleitungen. Im Oktober sollen diese an das Netz angeschlossen werden. „Wir sind bisher im Kostenrahmen geblieben und rechnen mit einer Inbetriebnahme im April / Mai 2026“, so Höger abschließend.
Mohr erläuterte in diesem Zusammenhang das Thema Waldumwandlung. Für das Projekt musste eine Fläche von 100 mal 50 Meter gerodet werden. Diese Waldfläche ist dauerhaft umgewandelt. Eine vorübergehend umgewandelte Fläche wird derzeit eingeebnet und gelockert. Es ist geplant, diese wieder aufzuforsten. Eicheln, Linden, Kirschen und Kastanienbäume sollen im Frühjahr gepflanzt werden.
Station 4 – Rückblick Pferderücker in Abt.28 e3
An einem schmalen Waldstück erläuterte Mohr, wie Pferde zum Holzrücken eingesetzt werden. Dies funktioniert nur aus Waldflächen heraus die wenig Unterholz haben und grasbewachsen sind. Die Pferde können maximal Stämme mit einem Umfang von 30 Zentimetern ziehen. Der letzte Teil der Arbeit muss maschinell erfolgen.
Station 5 – Wiederaufforstung in Abt.26 b14/2
An einer Fläche, auf der Buchen großflächig klimabedingt eingegangen sind, wächst nun als Folgebestand ein junger Buchenwald heran. Da die Buche als Monokultur auch risikobehaftet ist, wurden nun mehrere Baumarten als Mischung gepflanzt. Der Forst hat an dieser Fläche unter anderem Walnuss, Wildobst, Elsbeere, Roterle, Roteiche, Traubeneiche, Stieleiche, Berg- und Spitzahorn, Linden und Kastanien gepflanzt.
Station 6 – Integrierter Naturschutz
Forstamtsleiter Lothar Himmel informierte zum Thema Naturschutz. Im Karlsbader Wald gibt es mehrere Waldrefugien. Das sind große Bereiche (im Schnitt je zwischen 1-3 Hektar groß), in denen der Wald für den Naturschutz stillgelegt wurde. Diese befinden sich verstreut in der gesamten Waldfläche. Zusätzlich zu den Waldrefugien werden auch kleinere Schutzzonen ausgewiesen - die sogenannten Waldhabitate. Diese bestehen immer aus 10-20 alten, strukturreichen Bäumen. Insgesamt 80 sind als Ziel in Karlsbad geplant. „Auf diesen Flächen finden seltene Tier- und Pflanzenarten Räume. Dazu zählen beispielsweise Spechte und anschließend Fledermäuse. Die Flächen entwickeln sich mit den Jahren immer vielfältiger. Sie sind gleichzeitig Flächen, die rechtlich gesehen zum Vorsorgekonzept der Gemeinde gehören“, so Himmel. Zum Naturschutz gehört auch planerisch das Alt- und Totholzkonzept. Mohr ergänzte, dass der Forst auch bei den normalen Waldflächen immer auf Artenvielfalt achtet. Beispielsweise werden naturschutzmäßig relevante Einzelbäume erhalten.
Wie setzt sich der Karlsbader Wald zusammen?
Gesamtfläche?
1.145 ha
Flächenanteil der jeweiligen Baumarten?
Rotbuche 33%, Fichte 13%, Eiche 12% , Kiefer 11% Douglasie 7%, Lärche 4%, Sonstige Baumarten:20%
Anteil Kulturen?
12ha
Gesamtholzvorrat?
400.000Vfm im Jahr 2018 etwa 50.000Vfm mehr als 2008