Dieser Artikel befindet sich im Archiv!
Moment mal | 18.11.2025 – 27.11.2025
Zwischen dem 9. November, der an die „Reichspogromnacht“ von 1938 und an den Fall der Mauer 1989 erinnerte, und dem hoffentlich nicht ganz vergessenen Buß- und Bettag gestern haben viele Gemeinden wieder die „Friedensdekade“ gehalten, zehn Tage also, in denen wir intensiver als sonst die Friedlosigkeit unserer Zeit „ins Gebet nehmen“ und über unseren eigenen Beitrag zum Frieden nachdenken sollten. Auch in diesem Jahr fühlten sich dabei viele wohl wieder einfach hilflos angesichts der Kriege und der ungelösten Probleme weltweit. Und ist nicht auch so vieles einfach zum Verzweifeln?
Vielleicht bewahrt uns ein chinesisches Märchen vor lähmender Resignation und hilft unserer Phantasie wieder auf die Sprünge. Ernst Penzoldt hat es überliefert:
Als der Krieg zwischen den beiden benachbarten Völkern unvermeidlich war, schickten die feindlichen Feldherrn Späher aus, um zu erkunden, wo man am leichtesten in das Nachbarland einfallen könnte. Die Kundschafter kehrten zurück und berichteten ungefähr mit den gleichen Worten ihren Vorgesetzten: es gäbe nur eine Stelle an der Grenze, um in das andere Land einzubrechen.
„Dort aber“, sagten sie, „wohnt ein braver Bauer in einem kleinen Haus mit seiner anmutigen Frau. Sie haben einander lieb, und es heißt, sie seien die glücklichsten Menschen auf der Welt. Sie haben ein Kind. Wenn wir nun über das kleine Grundstück in Feindesland einmarschieren, dann würden wir das Glück zerstören. Also kann es keinen Krieg geben.
Das sahen die Feldherren denn auch wohl oder übel ein, und der Krieg unterblieb, wie jeder Mensch begreifen wird."
Wirklich nur ein Märchen? Gott befohlen! Ihr Christian Sauermann, Pfarrer i. R.