Karlsbader Mitteilungsblatt

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Forschungsarbeit ausgezeichnet

16.12.2019 – 31.01.2020

Brustkrebspatientinnen profitieren maßgeblich von einem integrativen Beratungs- und Therapieangebot

Die Holzschuh-Stiftung und die Hufelandgesellschaft haben gemeinsam eine herausragende Forschungsarbeit im Rahmen von Brustkrebserkrankungen mit dem Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin 2019 ausgezeichnet. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde die Urkunde im Dezember 2019 im Rathaus in Karlsbad an Privatdozentin Dr. med. Carolin Christine Hack übergeben.  Stiftungsvorstand Ragnar Watteroth unterstrich anlässlich der Preisübergabe, dass der Ansatz, „Normalmedizin“ und „Komplementärmedizin“ zu kombinieren, den Stiftungszielen entspreche. Die besondere Arbeit sei daher im Rahmen des schon seit über 10 Jahre jährlich vergebenen Holzschuh-Preises in Zusammenarbeit mit der Hufelandgesellschaft für Komplementärmedizin mit 5.000 Euro ausgezeichnet worden. Bürgermeister Jens Timm - Mitglied des Stiftungsrates – und Bernd Künzler – 2. Vorstand der Stiftung – freuten sich ebenfalls hierüber. Da die Umsetzung eines integrativen Angebotes an einem zertifizierten Brustzentrum eine hohe gesellschaftliche Bedeutung zukommt, verdient die Arbeit hohe Anerkennung. „Die Daten weisen darauf hin, dass die integrative Onkologie zukünftig als ein Angebot in der Routineversorgung von Mammakarzinompatientinnen auch von sonst konventionell arbeitenden Kliniken inkludiert werden kann“, so das Urteil der Jury.

Wunsch vieler Patientinnen und Patienten wird entsprochen

Viele Patientinnen und Patienten wünschen sich eine integrative Medizin, die konventionelle Medizin und Verfahren der Komplementärmedizin verbindet. So ist auch die Nachfrage nach einer integrativmedizinischen Behandlung von Krebserkrankungen groß; insbesondere bei Brustkrebs wünschen sich bis zu 90 Prozent aller Betroffenen ein solches Angebot. Gleichwohl gibt es ein solches integratives Angebot nur an wenigen deutschen Kliniken. Dieses ist ansonsten sehr uneinheitlich und nicht routinemäßig in die alltägliche klinische Versorgung integriert. Das Universitäts-Brustzentrum Franken bietet seit Juni 2014 eine standardisierte Sprechstunde für Integrative Medizin an. Mit Hilfe eines umfangreichen Fragebogens und einer interdisziplinären Fallkonferenz wird für jede Patientin ein individueller Behandlungsplan aufgestellt. Dieser schöpft aus einer Vielzahl naturheilkundlicher Methoden, u.a. Lebensstilregulation, Bewegungstherapie, Hydrotherapie, Phytotherapie, Ernährungstherapie. Der Behandlungsplan wird in einem zweiten Gespräch mit den Patientinnen ausführlich erörtert. Die Anwendungen setzen die Patientinnen und Patienten eigeninitiativ und selbstständig zu Hause um.

Studie bestätigt Erfolg der Kombination von konventioneller und Komplementärmedizin

Die Arbeitsgruppe um Privatdozentin Dr. med. Carolin C. Hack evaluierte dieses Angebot im Rahmen einer retrospektiven, monozentrischen Querschnittsstudie. Im Zeitraum von 15 Monaten (Jan 2015- März 2016) wurden die Daten von insgesamt 75 Patientinnen erhoben und ausgewertet. Dafür wurden die Ergebnisse des ersten Fragebogens mit einer späteren Befragung nach frühestens zwei Monaten verglichen. Darin wurden die Patientinnen gebeten, zu beurteilen, inwieweit sich die Beschwerden, Nebenwirkungen der konventionellen Therapie und die Lebensqualität durch die integrativen Angebote geändert haben. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Mehr als 80 Prozent, also 4 von 5 Patientinnen erzielten eine Verbesserung der Lebensqualität. Knapp drei Viertel der Befragten berichteten von gelinderten Nebenwirkungen der konventionellen Therapie und subjektiv verringerten Symptomen der Krebserkrankung. „Aufgrund der Ergebnisse unserer Studie kann ich feststellen“, so die Preisträgerin Dr. Hack, „dass sich die Lebensqualität und die Nebenwirkungen von Brustkrebspatientinnen mit der Integrativen Medizin deutlich verbessert haben.“ Und sie ergänzt: „Dies ist möglicherweise auch auf andere Gebiete der Onkologie übertragbar.“

V.l. Ragnar Watteroth - Stiftungsvorstand, Privatdozentin Dr. med. Carolin Christine Hack, Jens Timm - Bürgermeister und Mitglied des Stiftungsrates sowie Bernd Künzler – 2. Vorstand der Stiftung. Foto: Gemeinde Karlsbad