Karlsbader Mitteilungsblatt

ARCHIV: NABU-Ortsgruppe Karlsbad/Waldbronn

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Wiesen nicht zu früh mähen

05.05.2020 – 31.05.2020

Eine frühe Mahd sowie häufiges Mähen im öffentlichen und privaten Bereich verstärkt den Insektenrückgang. Deshalb hat der NABU Hechingen einen Appel an alle Besitzer von Wiesen und Privatgärten veröffentlicht. Diesem Appel, der im Schwarzwälder Boten am 26.04.2020 erschien, möchten wir uns anschließen.

„In vielen Gärten wird allenthalben Rasen gemäht, Straßen- und Wegränder werden gemulcht und auch die Heuernte wird mancherorts schon bald losgehen. Der Tübinger Biologe Professor Oliver Betz … äußerte sich in einem Beitrag zu den Auswirkungen einer frühen Mahd auf die Insektenwelt:

"Der gegenwärtig zu verzeichnende Insektenrückgang betrifft nicht nur Bienen und Schmetterlinge, sondern die ganze Bandbreite von Insekten unserer Offenland-Lebensräume". Eine der Ursachen liege in der zu frühen und zu häufigen Mahd der Wiesen und betreffe nicht nur Wirtschafts-Grünland, sondern auch Streuobstwiesen, Wegränder, öffentliche Grünflächen sowie Grünbereiche in Privatgärten und Gewerbegebieten.

Wird zu früh (vor Mitte Juni) und zu häufig (mehr als zweimal pro Jahr) gemäht, verhindere dies bei vielen Wiesenpflanzen, von der Blüte bis zur Samenreife zu gelangen, so der Biologe. Dieser Prozess benötige im Durchschnitt etwa sechs Wochen.

Und auch Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten profitierten von der späten und selteneren Mahd – sie könnten sich dadurch vom Ei über die Larve bis zum geschlechtsreifen erwachsenen Stadium entwickeln. "Eine zu frühe und zu häufige Mahd wirkt wie ein Staubsauger, wodurch die Pflanzen- und Tiervielfalt unserer Grünflächen zunehmend verarmt. Darunter leiden auch die Vögel", so Betz.

Ein weiterer wichtiger Hinweis des Professors gilt der Entfernung des Mähguts. Häufig werde nur gemulcht, also das Schnittgut zerhäckselt und liegengelassen. Der hierdurch bewirkte Düngeeffekt führe zum Verlust der auf nährstoffarme Böden angewiesenen Pflanzen.“ (Schwarzwälder Bote)

Daher lautet unser Appell – erst ab Mitte Juni mähen.

Dabei ist es wichtig, ob bei Streuobstwiesen, landwirtschaftlichen und kommunalen Grünflächen sowie privaten Gartenwiesen, immer einen Teil der Flächen später zu mähen und nicht die Gesamtfläche mit einem Mal, um Rückzugsräume und Nahrungsquellen für Insekten zu schaffen. In den Gemeinden Karlsbad und Waldbronn funktioniert das schon sehr gut. Bei anhaltender Trockenheit sollte man auch bedenken, wenn man zu oft und zu kurz mäht, verbrennt der Rasen und es entsteht eine gelb-braune Fläche – nicht schön anzusehen und ohne Wert für Insekten.