Karlsbader Mitteilungsblatt

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Rabenkrähen: Konflikt zwischen Naturschutz und Biolandbau!

28.06.2020 – 12.07.2020

Immer wieder sorgt sie auch bei uns für größere Verluste und Ärger: Die Rabenkrähe, nicht leicht zu unterscheiden von der Saatkrähe. Der geschützte Vogel kommt auf unseren Feldern in der Vorbergzone immer häufiger vor und bedient sich mit Vorliebe in frisch gesäten Äckern. Besonders angetan ist er vom Mais: die stärkehaltigen Körner und sogar Jungpflanzen bis ca. 15 cm Höhe sind für ihn eine leckere Beute. Und besonders leicht tut sich der clevere Vogel auf den biologisch angebauten Flächen. Er ist so intelligent, daß er diese locker von den konventionell bewirtschafteten Flächen unterscheiden kann. Denn nach den Grundsätzen von z.B. Bioland oder Demeter dürfen im Biobetrieb keine chemischen Beizmittel eingesetzt werden. Und die erlaubten Mittel wie selbst schärfster Chilli-Paprika oder Hopfenextrakt hält eine hungrige Krähe vor nichts zurück! Den Schaden haben vor allem unsere Bauern. Nach unseren Informationen haben die wenigen verbliebenen Bio-Milchbetriebe im Umland in den letzten Jahren mehrere zig-tausend Euro an Verlusten durch die Fraßschäden der Krähen eingefahren. Einen finanziellen Ausgleich wie etwa für Wildschäden gibt es für die Rabenvögel leider nicht. Eine Landtagsanfrage zum Krähenproblem im November 2016 hat ergeben, daß nur bei „erheblichen landwirtschaftlichen Schäden“ zwar ein Abschuss erfolgen kann, dieser allerdings eingeschränkt nur außerhalb der Brutzeit vom 15.März bis 15.Juli erfolgen darf. Dies hilft allerdings nicht für die erst ab den warmen Maitagen mögliche Maisaussaat. Was also kann ein Biobauer tun, der zwingend auf den Mais als Futter für sein Milchvieh angewiesen ist? Derzeit bleibt nur, einen einfallenden Krähenschwarm durch laute Geräusche wie z.B. Knallgeräte zu vertreiben. Aber leider hält dies nicht nur die Vögel ab, sondern stört auch einige Anwohner, die bislang dafür wenig Verständnis zeigen. Als Ortsverband, der sich für unsere Fauna und Flora, aber auch für eine schonende Bodenbewirtschaftung und Landwirte als Landschaftspfleger einsetzt, bitten wir um Verständnis für diese zwingend nötige Maßnahme und die damit verbundenen relativ geringen Belästigungen. Letztlich sollte es uns allen daran gelegen sein, unsere letzten Familienbetriebe als Erzeuger qualitativ hochwertiger regionaler Grundnahrungsmittel zu erhalten. Lassen Sie uns dafür doch so tolerant sein und – mit dem Wissen um die nicht ganz einfache Problematik – in diesen wenigen Wochen ein Auge oder noch besser, „ein Ohr“ zudrücken!