Karlsbader Mitteilungsblatt

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Wassermangel schädigt Wald deutlich

17.11.2020 – 15.12.2020

Trockenheit als weiterer Stressfaktor – Umbau zu mehr Klimastabilität und höhere Kosten – Oktobersitzung des Gemeinderates

In der Oktobersitzung befasste sich der Gemeinderat mit dem Bericht zum Vollzug des Forstwirtschaftsplanes und die Planungen für die Jahre 2021 und 2022. Einstimmig stimmte das Gremium dem Wirtschaftsplan für die Jahre 2021 und 2022 für den Gemeindewald Karlsbad zu. Er setzte den jährlichen Einschlag auf rund 6.000 Festmeter fest und beließ den Preis für Polterholz bei 56€ pro Festmeter. Querbeet betonte der Gemeinderat die Bedeutung des Waldes für Erholung und Ökologie. Dies ist im Karlsbader Forst wichtiger als die reine Holzproduktion. Als Ziele für die Verjüngsplanung werden stabile, an den Klimawandel angepasste Baumsorten angestrebt. Der Klimawandel stresst den Wald und führt auch zu höheren Aufwendungen. Martin Moosmayer – Forstamtsleiter vom Landratsamt Karlsruhe und Nachfolger von Thomas  Rupp sowie Revierförster Martin Mußgnug gaben den Räten einen Überblick in Sachen Wald.

Ernste Gesamtsituation

Moosmayer sagte, dass die Niederschläge viel zu gering seien und der Wald unter der Trockenheit zunehmend leide. Im Frühjahr seien die Jungpflanzen noch gewachsen, dann habe die Sommerhitze zugeschlagen. Die Schäden im Wald hätten sich zwischen 2018 und 2020 stark vergrößert. Der Klimawandel sei insbesondere in Baden-Württemberg ausgeprägter zu spüren. Im Gemeindewald soll als Ausgleich für den hohen Schadbefall an Holz der “normale” Hiebsatz auf 5.000 Festmeter reduziert werden. Der Preisverfall auf dem Holzmarkt sei extrem gewesen. Momentan steige das Preisniveau wieder.

Beim “Nachwuchs” gelte es, Geduld zu üben und die Naturverjüngung einzubauen. Im Karlsbader Wald sei der Anteil an Naturverjüngung  höher als im Landkreis. Außerdem wolle man den Natur- und Artenschutz berücksichtigen. Beim Haushalt seien folgende Tendenzen festzustellen: Preisverfall am Holzmarkt, höhere Förderbeträge durch das Land, steigende Investitionen in den Wald (Kulturen, Pflege der Naturverjüngungen, Jungbestandspflege etc.) und höhere Kosten für den Forstbetrieb (Verkehrssicherung, Erholungsnutzung, flexibler Einsatz der Waldarbeiter und Einsatz bewährter Unternehmer).

Blick auf den Karlsbader Forst

Revierförster Martin Mußgnug beleuchtete die Situation im Karlsbader Forst: 

Waldschadenssituation mit tiefen Spuren

Die Trockenjahre 2018/2019 und auch das bisherige Jahr 2020 haben auch im Gemeindewald Karlsbad tiefe Spuren hinterlassen. Sowohl 2018, als auch 2019 musste der Nachhaltigkeitshiebssatz auf Grund der Zwangsnutzungen von Schadholz überschritten werden. 2019 und 2020 fiel Schadholz auf Grund von Dürreschäden (Schwerpunkt alte Buchen), Borkenkäferbefall (Schwerpunkt Fichten) und Sturmschäden vor allem vom Februar 2020 in einer Höhe von allein 6.300 Festmetern an. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Situation auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Für das Restjahr 2020 ist der Einschlag geschädigter Buchen noch „planmäßig“ vorgesehen. Ansonsten wird versucht den Hiebssatz möglichst um 1000 Festmeter zu unterschreiten.

Sturmschäden im Karlsbader Forst. Foto: Archiv

Holzmarkt eingebrochen

Der Holzmarkt für die Hauptsortimente für gesundes Nadel- und Laubholz stabilisiert sich derzeit auf niedrigem Niveau. Die Massensortimente im Bereich der Sorten Industrieholz (für die Papierindustrie), Holzhackschnitzel und Palettenholz sind weiterhin sehr gering bewertet. Weiterhin versucht die Sägeindustrie die Preise für Käferholz und Holz mit Lagerschäden zu drücken. In der Folge sind viele Holzerntemaßnahmen nicht mehr mit einem Deckungsbeitrag abzuschließen. Die privaten Brennholzkunden konnten alle aus dem Gemeindewald bedient werden.

Jungbestände und Kulturen mit Geduld und Naturverjüngung gestalten

Die Schadflächen aus dem Jahr 2019 verteilten sich auf viele Kleinflächen über den ganzen Gemeindewald. Strategie des Forstamtes war es, hier Geduld zu bewahren und auf die kommende Naturverjüngung zu warten. Daher wurden 2019 lediglich 225 Pflanzen zur Vervollständigung bestehender Kulturen und Naturverjüngungen ausgebracht. Im Frühjahr 2020 hat der Forst wegen der Trockenheit (kein Niederschlag im ganzen April) vollständig auf Pflanzmaßnahmen verzichtet. Dafür sollen – in der Hoffnung auf Winterniederschläge - zwei größere Sturm- bzw. Käferflächen mit einer Gesamtgröße von 2 ha im Herbst mit Eiche bepflanzt werden. Glücklicherweise stellt sich auf weiteren durch Käferbefall und Sturm entstandenen Kahlflächen brauchbare Naturverjüngung ein. Dadurch kann dort auf Pflanzungen gänzlich verzichtet und weiterhin lediglich mit Ergänzungspflanzungen gearbeitet werden. Das Zurückdrängen der Begleitflora, die die jungen Waldbäume bedrängt, war wegen der geringen Pflanztätigkeit nur auf einer Fläche von einem Hektar erforderlich. Jungbestände wurden auf 26 Hektar gepflegt. Zudem wurden insgesamt 250 Douglasien zur Verbesserung der Holzqualität auf 5 m geastet.

Pflanzmaßnahmen im Wald. Foto: Archiv Gemeinde Karlsbad

Minimale Waldwege

Die Wegpflege wurde aus Kostengründen auf das unabdingbar erforderliche Mindestmaß beschränkt. Nach der Holzernte mussten die Wege jedoch teilweise wieder instand gesetzt werden. Darüber hinaus wurden zur Verhinderung von Erosionsschäden vor allem die Steilstrecken neu profiliert.

Maßnahmen an verschiedenen Erholungseinrichtungen

Die am Römerturm bei der St. Barbara Ruine angebrachte Bronzeplatte wurde vor etwa zwei Jahren gestohlen. Ersatzweise wurde jetzt eine mit derselben Aufschrift versehene Steinplatte angebracht. Die Kosten hat dankenswerterweise der Verkehrsverein Karlsbad übernommen. Der Trimm-Dich-Pfad konnte in Kooperation von der Interessengemeinschaft Ittersbacher Vereine, dem Technischen Außendienst und den Forstmitarbeitern fertiggestellt und seiner Bestimmung übergeben werden. Die Sandsteineinfassung der Quelle am Jakobsbrunnen, sowie die nicht mehr vorhandene Wasserrinne konnte zusammen mit einer Maurerfirma saniert werden. Die abgestorbenen Buchen wurden gefällt und durch die Pflanzung von zwei Esskastanien ersetzt. Dadurch wurde das Erscheinungsbild deutlich aufgewertet. Der Brunnen beim Grillplatz am Industriegebiet erhielt statt dem bisher vorhandenen Holztrog einen Sandsteintrog, welcher nicht mehr wie bisher etwa im Abstand von sieben Jahren ersetzt werden muss, wodurch Instandhaltungskosten eingespart werden können.

Verkehrssicherungsmaßnahmen extrem angestiegen

Verkehrssicherungsmaßnahmen waren bedingt durch die extreme Trockenheit in einem bisher nicht bekannten Ausmaß - teilweise nach wenigen Wochen wieder an denselben Waldrandabschnitten - erforderlich. Nur durch die von der Gemeinde beschäftigte, ortskundige eigene Mannschaft in Verbindung mit Stammunternehmern konnte die Sicherheit an den Straßen, Bahnlinien, Erholungseinrichtungen und Sportplätzen laufend gesichert werden. Durch die zeitnahen Einsätze, solange die Kronen der Bäume noch nicht zu brüchig waren, konnte die Gefahr für die Forstwirte etwas vermindert werden. Trotzdem kam es zu einem Arbeitsunfall durch einen bei der Fällung abbrechenden dürren Ast. Die sehr gute Zusammenarbeit mit Polizeiposten, Straßenmeisterei und AVG ermöglichte insgesamt einen reibungslosen Ablauf.

Sonstiges

Zunehmend ist die Missachtung der Wegesperrungen wegen Baumfällarbeiten festzustellen. Teilweise fehlt jegliche Einsicht der Waldbesucher.

Plan 2021 und Ausblick 2022

In der Hoffnung auf ein Nachlassen der prekären Waldschadenssituation wird ein jährlicher Einschlag in Höhe von rund 5.000 Festmetern angestrebt. Der Ansatz liegt damit unter dem Nachhaltigkeitshiebssatz von 6.000 Festmetern, um die bisherigen Mehreinschläge durch Sturm, Käfer und Dürre auszugleichen. Es sollen rund 10.000 Pflanzen gesetzt, 3 Hektar Kulturen und 27 Hektar Jungbestände gepflegt werden. Die Forstamt erwartet entsprechend dem beiliegenden und mit der Gemeinde abgestimmten Wirtschaftsplan für das Jahr 2021 ein Defizit in Höhe von ca. 277.000,- € und für 2022 ein Defizit in Höhe von ca. 287.000,-- €. Die Unsicherheit bei den Planzahlen ist allerdings hoch, da der Holzmarkt und die Weiterentwicklung der Schadenssituation nur schwer einzuschätzen sind. Der Abmangelbetrag des Gemeindewaldes war lange Zeit auf 220.000 € festgelegt. Die Gemeinde wählte dies im Hinblick auf den gesellschaftlichen und ökologischen Wert des Waldes. Leider gestaltet sich die Situation auf Grund von sinkenden Holzpreisen, Trockenheit und Käferbefall zunehmend schwierig. Insbesondere auf Grund der wegbrechenden Erträge muss der Abmangelbetrag steigen.

Brennholzangebot. Foto: Archiv Gemeinde Karlsbad

Wertschätzende Bewertung im Gemeinderat

GR Jürgen Herrmann (Freie Wähler) bedankte sich für die Arbeit des Forstes und sucht nach Einsparmöglichkeiten infolge des gestiegenen Aufwands durch Trockenschäden. GR Roland Rädle (CDU) sah den Wald als “systemrelevant”, u.a. durch seine Klima- und Erholungsfunktionen. Der Wert des Waldes werde sich weiter in diese Richtung verändern, prognostiziert er. GR Uwe Rohrer (Bündnis 90/Grüne) erwartete u.a. ein weiter wachsendes Wasserversorgungsproblem im Wald und höhere Kosten. GR Reinhard Haas (SPD) dankte für die Arbeit und plädierte dafür, weltweit mehr Bäume zu pflanzen. Er  zeigte sich offen für neue Ideen für den Karlsbader Forst. Martin Moosmayer hofft auf mittelfristig wieder steigende Erlöse in Anbetracht der zurückgehenden Holzmenge. Dadurch werde die Einnahmesituation wieder besser. Allerdings sei es schwierig, bei den Ausgaben zu sparen. Als guten Ansatz sah er, neben der natürlichen Entwicklung die Waldpflege weiter durchzuführen und die Wälder damit zu stabilisieren. Prognosen für die Chancen neuer, klimafesterer Baumsorten seien schwierig. Sinnvoll sei es auf jeden Fall, bei Bauvorhaben mehr Holz als Baustoff einzusetzen.